Hewlett-Packard (HP) hat bei der Vorstellung der Quartalszahlen, die überraschend schlecht ausgefallen waren, unter anderem auch ein Backoffice-Problem verantwortlich gemacht. Wie Reuters meldet, hat das Unternehmen beklagt, dass es die SAP-Umgebung aus Compaq-Zeiten nicht so gut wie gewünscht mit den HP-Eigenheiten bei denselben SAP-Lösungen integrieren konnte. Zumindest bisher nicht. Für SAP handelt es sich lediglich um ein Management-Problem, das mit der Entfernung dreier Manager behoben worden sein soll.
Der Bereich Server und Storage habe in Europa unter Problemen im Fachhandel gelitten, in den USA aber auch darunter, dass eine Migration auf ein neues Order-Processing-Tool und eine Lösung für die Bedarfskette nicht so reibungslos wie geplant vonstatten gehen konnte – soweit der offizielle Quartalsbericht. Beide Lösungen sollen der Reuters-Meldung zufolge von SAP gewesen sein und die Migration wurde durch die Verschiedenartigkeit der SAP-Software sogar auf Quellcode-Ebene erschwert. Die Probleme, die im Migrationsprozess aufgetaucht waren, beschreibt die Nachrichtenagentur als so schwerwiegend, dass massive Warenauslieferungen verspätet und auf anderem Weg als geplant geliefert werden mussten – selbstredend zu einem höheren Preis für HP.
Das Problem, so Analystenaussagen, sei bekannt und sehr weit verbreitet. Die Arbeitsschritte und Projektierung seien jeweils gleich umfangreich, ob die Software aus einem Haus oder aus verschiedenen Häusern kommt. Somit sei die anlässlich des HP/Compaq-Mergers vor zwei Jahren gefallene Aussage von Carleton Fiorina etwas vorschnell gewesen, es werde bei der Softwarelandschaft keine Schwierigkeiten geben, weil beide SAP als Grundlage hätten. Die Geschäftsprozesse müssten ja zugleich mit der technischen Integration angepasst werden.
William Wohl, in der SAP-Zentrale für Produktfragen zuständig, stellte gegenüber silicon.de klar, dass SAP zwar bei beiden Firmen eingesetzt gewesen sei, jedoch nicht für eventuelle Lieferschwierigkeiten bei HP verantwortlich gemacht werden könne. Er sagte: “Bei einer derart großen Fusion wie sie bei unseren Kunden HP und Compaq stattgefunden hat, war ja gerade die Software-Landschaft von SAP ein gemeinsamer Nenner, der die Übernahme erleichterte; auch jetzt kann keine Rede davon sein, dass die Software Integrationsprobleme verursacht, vielmehr ist es ein Ausführungsproblem gewesen.” Und dieses habe HP durch die Ablösung der verantwortlichen Manager klar gemacht. Zum Beweis für das ungetrübte Verhältnis mit dem Referenzkunden HP sagt er, erst letzte Woche hätten hochkarätige Gespräche zwischen den Firmen auf allerhöchster Ebene stattgefunden, um die Beziehungen zu vertiefen. Wohl: “Bei einer Fusion ist die Geschäftsprozessfrage die entscheidende, nicht die Technik.”
Für einen Leser von silicon.de, seines Zeichens Geschäftsführer bei einem Systemhaus mit langjähriger Erfahrung mit Compaq, steht die Kündigung der drei Manager allerdings in einem anderem Zusammenhang. Sie hat seiner Ansicht nach auch wenig mit Software zu tun sondern mit dem Verhalten von HP gegenüber dem Fachhandel nach dem Merger: “Wenn ich sehe wie HP mit den ‘alten’ Compaq-Partnern umgeht, wundert mich gar nichts mehr. Ich kenne einige ehemalige sehr loyale Compaq-Partner, die nach dem Merger regelrecht hinausgemobbt wurden. Diese Systemhäuser verkaufen jetzt erfolgreich Systeme von IBM und FSC. Das könnte nach wie vor HP-Umsatz sein.”
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