Eine neue Wireless-Technik, die bereits 2002 angefangen hatte sich zu regen, soll jetzt mit anderthalb Jahren Verspätung den Markt erobern. Davon gehen diverse Studien aus. Und sie stützen sich vor allem darauf, dass mittlerweile die Unternehmen, die den Standard anschieben, eine Standardisierungsregelung vorgeschlagen haben. Diese Regel betrifft dann die ‘ZigBee’ genannte Übertragungstechnik, die auf der IEEE-Spezifikation 802.15.4 basiert.
Bislang eher für die Vernetzung von Hausgeräten und den Kurzstreckenfunkbereich gedacht, könnte die Technik aber nach der Akzeptanz durch das Gremium IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) auch den Unternehmensmarkt erobern. Das hoffen zumindest die bislang 80 beteiligten Unternehmen der ZigBee Alliance, darunter Siemens, NEC, Oki, LG, Motorola, Samsung, Honeywell, Mitsubishi, Philips und Invensys. Unter dem Motto “Wireless control that simply works” haben sie sich zusammengefunden, um die teure Vernetzung von Industrieanlagen zu ersetzen und intelligente Haushaltsgeräte zu verbinden. Dabei legen die Initiatoren besonderen Wert darauf, was ZigBee von anderen WiFi-Techniken – also GPRS/GSM, WiFi und Bluetooth – unterschiedet.
Diese Alleinstellungsmerkmale sind laut der Allianz einerseits die industrieweit einzigartige Möglichkeit, nahtloses und flexibles Remote Monitoring & Control und Arbeit mit intelligenten Netzwerksensoren-Applikationen zu bewerkstelligen, eine hohe Interoperabilität mit anderen Standards zu ermöglichen, ein Kostenvorteil im Kurzstreckenbereich gegenüber anderen Techniken und ein besonders niedriger Stromverbrauch. So sei es möglich, eine solche Steuerungsanlage für das Netzwerk auf handelsüblichen Netzwerkbatterien über Jahre hinweg laufen zu lassen, was durch inhärente Ruhephasen von mehreren Minuten bis hin zu Stunden und extrem sparsame und schnelle Kommunikationszyklen der Gerätebausteine untereinander möglich ist. Dabei sollen die ZigBee-Komponenten ähnlich wie bei den Konkurrenzstandards einheitliche lokale Netzwerke bilden.
Die Technik nutzt global 2,4 GHz-Frequenzen und kann, wie von ZigBee-Pionier Philips schon vor zwei Jahren vorgesehen, bei etwa 15 bis 20 Metern Funkstrecke das meiste aus dem Netz herausholen. Die Daten werden dann mit einer Geschwindigkeit von einigen Hundert Kbit pro Sekunde übertragen. In Europa, wo der freie Frequenzbereich 868 MHz verwendet wird, kommt die Übertragung auf 20 Kbit/s, sofern nur ein Kanal genutzt wird. In Abhängigkeit von weiteren Faktoren wie Wetter und Umwelteinflüssen sind Reichweiten bis zu hundert Metern möglich.
Kritiker sagen zwar, dass der Standard 802.11b viel schneller und stärker ist und mit Bluetooth bereits ein stromsparendes Energiebündel auf dem Markt ist, jedoch: Bluetooth ist auf Geschäftsmodelle im Mobilfunk angewiesen und 802.11 ist einerseits ein Stromfresser und andererseits auf Laptop-Anbindung konzentriert. Das hielt Venkat Bhal, ZigBee-Abteilungs-Manager bei Philips den Miesmachern der Technik schon im Sommer 2002 entgegen. Bluetooth zum Beispiel sei auch in Ruhephasen ähnlich wie ein Handy zu Funkmasten immer auf der Suche nach weiteren Bluetooth-Gesprächspartnern, während ZigBee-Geräte nach getaner Arbeit “schlafen”. Sichere Übertragung werde durch hohe Redundanz gewährleistet.
Jetzt sind auch Marktforscher von ABI Research zusammen mit der im Oktober geschmiedeten Alliance der Meinung, dass ZigBee kommen wird. So sollen einer aktuellen Studie zufolge im Jahr 2005 weltweit eine Million ZigBee-Netze verkauft werden. Bereits Ende 2006 sollen 80 Millionen Zubehörgeräte, die ZigBee “sprechen”, vertrieben werden. Zunächst einmal, so die Studienautoren, werde die technische Grundlage, der Standard 802.15.4 verabschiedet werden, dadurch werde die Einführung von ZigBee-Komponenten angetrieben. ABI Research rechnet noch in diesem Jahr, wenn nicht gar vor dem Herbst mit der Anerkennung durch die Standardisierer. Sie loben dabei auch die Besonnenheit, die die ZigBee-Produzenten an den Tag gelegt hätten. Chris Lopez, Analyst bei ABI, sagt: “Die lange Wartezeit von zwei Jahren kam zustande, weil die Allianzmitglieder sicher gehen wollten, dass auch alles ‘idiotensicher’ funktioniert.”
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