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MSN Music Store – Microsofts neueste Geheimwaffe

Seit diesem Donnerstag hat Microsoft – zumindest in den USA – die Ladentür zu seinem MSN Music Store geöffnet. Mit dem Angebot will Redmond einen Teil der Kunden von Apples iTunes-Service weglocken. Allerdings weiß Microsoft ganz genau, dass MSN Music alles andere als eine Goldgrube sein wird. Darauf kommt es aber auch gar nicht an – in Wahrheit geht es darum, die Verbraucher via MSN Music an alles zu binden, was irgendwie mit Microsoft und Windows zu tun hat.
“Man darf Microsoft natürlich nie unterschätzen, aber es gibt keinen Musikplayer zum Abspielen der MSN-Musik, der mit dem iPod konkurrieren kann”, sagte Phil Leigh, Marktforscher bei Inside Digital Media. “So lange kein vergleichbarer Player auf dem Markt ist, wird Microsoft Apple nicht die Führungsposition abnehmen können”. Die Stellungnahme aus Redmond zu diesem Thema wirkt fasst ein wenig lahm. Pflichtschuldig weisen Microsoft-Manager darauf hin, dass es zahlreiche Musikplayer von unterschiedlichen Herstellern wie Dell und Creative gibt, die sich mit Microsofts Kopierschutztechnik Windows Media Audio (WMA) vertragen.

Was wirklich hinter MSN Music steckt, deutete sich dagegen bereits Anfang der Woche bei einer Pressekonferenz mit MSN Corporate Vice President Yusuf Mehdi an. Man wolle die Popularität digitaler Musik für die größeren Ambitionen nutzen, zum Beispiel den Verkauf von Premium-Services und die Unterstützung für das Windows-Betriebssystem. “Das Gewinnpotential liegt nicht im Verkauf der Musik”, so Mehdi. “Es geht darum, den Umsatz mit Such-Funktionen, Online-Werbung und auch das Windows-Geschäft voranzutreiben.”

All das mit einem Angebot von derzeit 500.000 Songs, die für unspektakuläre 99 Cent das Stück zum Download angeboten werden. Bis zum Start der Final-Version Mitte Oktober sollen es eine Million sein – über eine Plattform, die dem iTunes-Angebot verblüffend ähnlich sieht. Die Originalität von MSN Music liegt ganz wo anders. Geplant sei, heißt es bei der Präsentation, eine starke Integration zwischen dem Shop und anderen Microsoft-Produkten.

So wird der Musikladen eng mit dem Windows Media Player verknüpft, der mit jedem Windows-Betriebssystem ausgeliefert wird. Allerdings können die Nutzer mit dem Media Player auch auf andere Anbieter, wie zum Beispiel Napster zurückgreifen. Hier macht sich das Urteil der EU-Wettbewerbskommission bemerkbar, die Microsoft wegen der engen Verbindung von Windows und Media Player zu einer millionenschweren Geldbuße verurteilt hatte.

Zwei weitere Knotenpunkte sind zwar noch nicht in die Beta-Version integriert, werden aber vermutlich nicht lange auf sich warten lassen. Einer davon richtet sich gezielt gegen die wachsende Konkurrenz seitens Google. So wird Microsoft möglicherweise Suchanfragen über MSN Search mit einem entsprechenden Link in den Music Store verbinden. Wer also Neuigkeiten über Eminem sucht, bekommt an erster Stelle das Angebot von MSN Music.

Geplant ist nach Mehdis Worten auch eine Integration in MSN Messenger, also Redmonds IM-Service (Instant Mesaging). Dabei könnten dann Nutzer einen Song zur selben Zeit anhören wie ihre Buddies, oder auch auf deren Playlists zugreifen können. Die Lizenzfragen mit den Plattenproduzenten sind jedoch noch nicht ganz geklärt.

Dass die deutliche Verknüpfung zwischen Musikladen und Windows erneut die Kartellwächter auf den Plan rufen könnte, scheint Redmond dabei nicht zu schrecken. Schließlich geht es darum, Windows als Drehscheibe für digitale Medien aller Art zu etablieren. Das – und nicht die Zahl der verkauften Songs – ist das wahre Schlachtfeld, auf dem sich Microsoft gegen Apple durchsetzen will.

Einen harte Nuss, schließlich hat sich Apple Dank geschickter Kombination aus Internet-Angebot und Kultgerät iPod 70 Prozent Marktanteil gesichert. Alles eine Sache des Marketings, denkt sich da wohl MSN-Chef Mehdi und holte sich zur Verstärkung unter anderem Rob Bennett ins Boot – seinerzeit zuständig für die Vermarktung des Internet Explorers. Der Browser hat heute einen Marktanteil von über 95 Prozent, der einst uneinholbare Netscape Navigator ist mit drei bis vier Prozent längst zu einem Nischendasein verbannt. Zu lange ruhte man sich auf scheinbar uneinholbaren 80 Prozent Marktanteil aus. Wie sagte noch Analyst Leigh: “Man darf Microsoft natürlich nie unterschätzen.”

Silicon-Redaktion

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