Tagma kommt: Speicherbataillon von HDS spricht alle Sprachen
Speicher verwalten mit einem einzigen Knopfdruck – dieser Admin-Traum in fusionierten Firmen soll endlich wahr werden. Zumindest in der obersten Preis-Leistungs-Klasse.
Das im heutigen Griechisch fast nur noch im militärischen Sinne gebrauchte Wort für Bataillon und militärische Formationen von Waffen oder Menschen – Tagma – bekommt einen neuen Sinn. Der Speicherhersteller Hitachi Data Systems hat seine gesamte Produktreihe so benannt. Wie vorab aus US-Quellen zu erfahren war, gibt es auch neue Produkte und Dienste, vor allem im Großkundenbereich. Unter dem Namen TagmaStore wird es mehrere Angebote bis hin zum Blade geben.
Unternehmensangaben zufolge kann das bisher größte Produkt der Firmengeschichte weitaus mehr als die größten und gewandtesten Speicherklötze von IBM oder EMC. Er soll das High-End neu definieren. Nebenbei will der Konzern die Idee des Information Lifecycle Management (ILM) noch einen Schritt weiter treiben und Archivierungen auf Infrastrukturebene über alle Ebenen hinweg anbieten.
Zwar wissen die Kunden bereits, dass es möglich ist, einen ‘Lightning’ (oberste Preis- und Kapazitätsskala) auf einen ‘Thunder’ (geht hinunter bis zum Mittelstand) zu spiegeln, weil die Performance es erlaubt und die Systeme bereits für diese Zusammenarbeit ausgelegt wurden. Aber nun soll es weitergehen in Richtung durchgehender Datenverwaltung. HDS will mit der zugehörigen Tagma-Software in den Bereich gehen, der eine einheitliche Verwaltung der Daten über verschiedene Speicherplattformen sämtlicher namhafter Hersteller hinweg erlaubt. Volle Virtualisierung und Replikation im High-End – das sind die Zauberworte. Und das ist in dieser Form und bei Ausmaßen von bis zu 32 Petabyte Virtualisierungskapazität ein Novum im Markt. Der Bedarf dafür soll aus den andauernden Fusionen und Übernahmen kommen, die eine riesige Konsolidierung und Verwaltung über verschiedenste Plattformen hinweg notwendig machen.
Die Tatsache, dass sich IBM bereits mit seiner ‘Shark’-Reihe im oberen Leistungssegment tummelt und EMC ebenfalls im High-End unterwegs ist, fällt bei den Ausmaßen der Tagma-Ordnung nicht ins Gewicht: Eine neue Software sorgt schließlich zusätzlich zur damit koordinierten Datenmasse für die reibungslose automatisierte Verwaltung im Großkundenbereich. Wie eine Server-Virtualisierungsschicht, die bei IBM in den On-demand-Gedanken oder die logische Partitionierung, die bei Sun in die Idee von N1 eingeflossen ist, soll auch Tagma eine Vereinheitlichung erreichen – in diesem Fall über die gesamte Archivierungslinie hinweg. Erste Analysten sollen diese Technik so eingeordnet haben, dass HDS jetzt einen Vorsprung von 12 bis 15 Monaten halten soll. Und EMC hat US-Gerüchten zufolge bereits angekündigt, dem Gipfelstürmer nicht in diese Höhen folgen zu wollen.
HDS gilt aber damit als der erste Hersteller, der tatsächlich heterogene Speicherprodukte gleichermaßen erfassen, den Inhalt verwalten und vorhalten kann. Gegenüber Network World sagte ein Analyst, dieser auch unter dem Namen ‘Lightning 3’ geplante Speichergigant sei ein riesenhaftes Array mit ganz entscheidendem Zuwachs an Cache und Performance. Und das mit der entsprechenden Software bestückte Array sei fähig, nicht nur die Datenbestände von ganz verschiedenen Quellen aus zu erkennen und zu konzentrieren; das Array könne diese Aufgabe sowie das Verschieben von Datenmengen zwischen den Arrays anderer Hersteller sogar bewältigen, indem es nur eine einzige Replikationstechnik, nur eine Verwaltungssoftware benutze.
Dass die Reihe die Storage-Vermittlungstechniken Fibre Channel, IBMs Escon/Ficon, Serial ATA und iSCSI für den Aufbau eines dedizierten Speichernetzes (Storage Area Network, SAN) beherrscht, war zu erwarten. Das Marktforschungsunternehmen Yankee Group begrüßte die Ankündigung. Die bisher als Virtualisierung verkauften Techniken entbehrten bislang der echten Heterogenität. Diese sei jetzt bei der Tagma-Reihe gegeben. HDS-Kunden sollen nun von einer einzigen zentralen Konsole aus einfach und schnell ihre Daten verwalten können, die in den unterschiedlichsten Speichermedien – Arrays, Tape, Netzwerk – und Formaten vorliegen. Die Konsole soll auch den SMIS-Standard beherrschen. Dem Information Lifecycle Management stehen demnach also die Türen offen. Und IBM und EMC, sowie Cisco, müssen sich den Gegebenheiten anpassen, so heißt es. Die Partner Sun und auch Hewlett-Packard, die einen OEM-Vertrag mit HDS unterhalten, haben ihre Unterstützung für die Tagma-Systeme bereits durchblicken lassen. Auch sie hoffen, dass die Kunden diese Dimensionen brauchen.