IT-Messen in Deutschland haben das Manko, nicht die Plattform für markige Neuvorstellungen zu sein. Viele Hersteller haben ihren Hauptsitz in den Vereinigten Staaten und heben ihre Präsentationen für dortige Veranstaltungen auf. Dennoch bietet sich für die reine Speichermesse ‘Storage Networking World’ (SNW), erstmals auf deutschem Boden, die Möglichkeit, sich als Hersteller und Anbieter vom US-Markt abzuheben und die Aufmerksamkeit auch gezielt auf europäische und deutsche Themen zu lenken.
Einige Teilnehmer konzentrierten sich daher darauf, ihre Produkte für unabdingbar im Zusammenhang mit revisionssicherer Archivierung und ILM (Information Lifecycle Management) anzupreisen. Dazu zählte Quantum, die ihre neue Tape-Management-Generation zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorstellten. ‘DLTIce’ ist eine Erweiterung der DLTSage-Architektur für die Bandspeicherverwaltung. Das besondere an DLTIce ist die WORM-Funktion. ‘Write Once Read Many’ (WORM) bei Quantum soll dafür sorgen, dass Magnetbänder – für Plattenspeicher gibt es dieses Feature ebenfalls – nur einmal beschrieben und dann gesperrt werden, damit Daten darauf weder gelöscht noch verändert werden können. Für die sichere Archivierung ist das ein Vorteil, bleiben die Informationen so doch für Nachforschungen beispielsweise durch das Finanzamt weiter vorhaltbar und fallen nicht versehentlich einem Löschvorgang zum Opfer.
Auch Engenio, vormals LSI Logic Storage Systems, brachte seine Produkte mit gesetzeskonformen Archivierungsbedürfnissen in Verbindung. Die Storage-Manager-Software ‘SANtricity’ gibt es jetzt in der Version 9.1 mit verbessertem Remote Volume Mirror und dem Support für sowohl Fibre-Channel- und SATA-Laufwerken.
Ein weiterer Themenschwerpunkt war das dedizierte Speichernetz, kurz SAN. Dass reine Speicherumgebungen nicht mehr nur für die großen IT-Umgebungen Sinn machen, sondern auch kleine und mittlere Firmen (KMUs) beim Bändigen der Datenflut unterstützen können, hat sich mittlerweile zwar herumgesprochen. Dennoch scheint es noch viel Aufklärungsbedarf zu geben, weil sich mancher Anwender unter einem SAN etwas riesig Großes vorstellt, das für sein kleines Unternehmen nicht in Frage kommt. Daniel Sazbon, Storage Networking Sales Manager bei IBM und Mitglied SNIA Boards (Storage Networking Industry Association), hatte schon im Vorfeld erklärt: “SANs sind nicht länger großen Unternehmen mit umfassenden IT-Ressourcen vorbehalten. Sie haben mittlerweile einen Reifegrad erreicht, der auch KMUs Vorteile wie Speicherkonsolidierung und einfacheres Management bringt.”
Typische SAN-Probleme haben die Hersteller außerdem adressiert. Es geht um herstellerunabhängige, heterogene Speichernetze. Das hat in der Vergangenheit nicht geklappt, weil jeder Anbieter einer SAN-Komponente sein eigenes Software-Süppchen kocht. Die Messe soll dazu dienen, Interoperabilität zumindest ein Stückchen weit zu realisieren. Im ‘Interoperability Laboratory’ (iLab) liegt der Schwerpunkt auf SMI-S-Lösungen. SMI-S ist ein noch verhältnismäßig junger Management-Standard.
Vergessen wird dennoch nicht, dass es neben den großen SANs noch die andere Speicherarchitektur gibt: den externen Storage-Markt. Network Attached Storage, kurz NAS, kann zwar auch Teil eines großes Speichernetzes sein, kommt aber traditionell aus der externen Speicherecke. Adaptec hat mit dem’Snap Server 18000′ den NAS-Markt bedient. Der Server skaliert von zwei bis auf 30 Terabyte und soll preislich bei 5 Dollar pro Gigabyte liegen. Günstig für den Mittelstand heißt die Devise. Das Produkt – ursprünglich ein Kind von Quantum — kann mit Block- und File-basiertem Datentransport umgehen, was wichtig ist, wenn die NAS-Box auch im SAN-Umfeld arbeiten soll. Dort nämlich dominiert der Fibre-Channel-Standard und der verschiebt die Daten ausschließlich Block-basiert. IP-Netze transportieren auf File-Ebene. Softwareseitig wird das ‘GuardianOS’ mitgeliefert, das auch Virtual-Tape-Funktionen bietet.
Network Appliance hat sich auf der Messe iSCSI verschrieben. Das Protokoll hat sich zu einer günstigen Alternative zu FC-basierten SANs gemausert. IP-SANs sind preisgünstiger, weil sie die Ethernet-Infrastruktur nutzen, die in jedem vernetzen Unternehmen, ob groß oder klein, etabliert ist. Typische Schlagwörter wie Speicherkonsolidierung und vereinfachtes Management gelten sowohl für das klassische als auch für das IP-SAN.
Wenig Lärm hat sie gemacht, die Storage Networking World in Europa dieser Tage, auch wenn die Initiatoren auf der Webseite von lauter Rekorden sprechen. Über 40 Sponsoren haben die Messe unterstützt, in mehr als 70 Veranstaltungen hat die Branche über Trends diskutiert. Mehr Getöse wird es voraussichtlich eben doch wieder in den USA geben. Dort findet die SNW im Herbst statt. Bill Dunlop, Chef der Ausstellungsorganisation Angel Business Communications (ABC), die sich die Initiatoren der SNW, die SNIA Europe und die Zeitschrift Computerworld ins Boot geholt haben, ist sich sicher, dass das europäische Pendant zur SNW in den USA noch ausbaufähig ist. Und Paul Talbut, Vorsitzender der SNIA Europe erklärte: “Der Markt für europäische Speichernetz-Lösungen entwickelt sich schnell und wir erwarten, dass mehr als ein Drittel der Besucher Endanwender sein werden”. Europa ist eben anders als Amerika.
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