Mit OpenPower stellt IBM jetzt einen Server vor, der nur Linux-Betriebssysteme unterstützt und will so vor allem die Unix-Einsteigermodelle von Sun und Hewlett-Packard angreifen. Der OpenPower 720 “ist das erste System, das nur Linux fahren kann”, erklärte Simone Rhode, Direktorin für die pSeries Server bei IBM im Gespräch mit silicon.de. Dadurch ist die Hardware speziell für das Open-Source-Betriebssystem ausgelegt und auch entsprechend günstig.
Bislang war IBM mit dem Power-Prozessor vor allem im High-End-Serversegment vertreten. Mit dem neuen Power-basierten Server 720 will IBM wohl auch einen Power-Server bringen, der es preislich mit einem Intel-Server aufnehmen kann. Hubert Harrer, Senior Engineer bei IBMs Server-Gruppe, erklärte, “wir wollen jetzt beide Welten zusammenbringen und ein 64-Bit-System zu einem 32-Bit-Preis verkaufen.”
So würden viele Kunden immer mehr auch in sehr großen Serverlandschaften Linux einsetzen. Aber zumeist auf Intel- oder AMD-Rechnern. “Es entwickelt sich zu einem Standard gegenüber Unix, von dem es sehr viele verschiedene Versionen gibt”, so Harrer weiter. Der OpenPower unterstützt sowohl Red Hat wie auch Novell Suse Linux. Das Betriebssystem will Big Blue jetzt offenbar nutzten, um auch den hauseigenen Prozessor besser an den Mann zu bekommen.
Und dafür will IBM in Zeiten schmaler Geldbeutel auch beim Preis Anreize schaffen. So kostet der OpenPower 720 – wahlweise mit einem 1,5 GHz beziehungsweise 1,65 GHz Power5 Prozessor zu haben – mit maximal 64 GByte Arbeitsspeicher ab etwa 5000 Dollar. Ausgeliefert werden die Server ab dem 24. September. Daneben erhöht IBM die Garantiezeit für den Server auf 3 Jahre. Zusätzlich bietet der Hersteller eine Virtualisierungs-Option für den Server ab 2000 Dollar. In der zweiten Hälfte 2005 soll dann ein System mit zwei Prozessoren folgen. Europäische Preise waren bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.
Doch dürfte es IBM mit diesem Angebot schwer fallen, tatsächlich den Power zum Industriestandard hoch zu puschen. Wie das Marktforschungsinstitut IDC mitteilte, wurden im letzten Jahr über 4,7 Millionen x86-Server verkauft im Vergleich zu 118.000 Power-Servern. Neben dem High-End-Bereich spielt der Power-Server noch bei so genannten Embedded-Prozessoren wie zum Beispiel in der Xbox eine Rolle. Außer im Apple-Rechner wird man die IBM-Architektur jedoch vergeblich in Consumer-PCs suchen. Und offenbar will IBM diese 3-Säulen-Strategie für den Power-Server auch beibehalten: “Es gibt derzeit keine Überlegungen”, erklärte Rohde im Gespräch mit silicon.de, auf die Frage ob IBM plane, in die Domäne von Intels Pentium vorzudringen.
“Die Power-Architektur ist sehr hoch entwickelt, aber nicht wirklich für den Volume-Markt zugeschnitten”, erklärt Ian Brown, Research Director bei dem Marktforschungsunternehmen Gartner im Gespräch mit silicon.de. Daher sei die Verbreitung der Architektur in der Computerwelt nicht besonders hoch. Dazu müsste IBM mehrere Hersteller ins Boot bekommen, so der Analyst weiter, “mehr als nur Apple”.
US-Analysten sind sich indes darüber einig, dass Linux on Power, ein Projekt das IBM mit sehr großem Aufwand unterstützt, zunächst noch ein Nischen-Projekt war. Bislang standen den Vorteilen der IBM-Architektur vor allem hohe Kosten für Hardware entgegen. Big Blue müsste weitere Entwickler auf seine Seite ziehen, und ein Server, der mit Intel- oder AMD-Maschinen preislich Schritt halten könnte, wäre sicherlich ein erster Schritt.
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