Weil sich die Beteiligten nicht auf die ‘Spezifikationen’ einigen können, muss der geplante Start der Gesundheitskarte Anfang 2006 womöglich verschoben werden. Das Prestige-Projekt der Bundesregierung droht in einem Interessenkonflikt zwischen Kassen, Ärzten und Apothekern zu ersticken.
“Die Unwägbarkeiten liegen in den komplexen Strukturen des Gesundheitswesens und den damit verbundenen schwierigen Entscheidungswegen in der Selbstverwaltung”, sagte Willi Berchthold, Chef von Giesecke & Devrient und Vorsitzender des Branchenverbandes Bitkom. Ein Krisengespräch, das die Bundessozialministerin Ulla Schmidt für den 22. September anberaumt hat, soll die Entscheidung beschleunigen.
Zu den streitigen ‘Spezifikationen’ zählt unter anderem der Speicherort der Daten. Während die Kassen persönliche Informationen auf dem Kartenchip direkt ablegen wollen, plädieren Apotheker und Zahnärzte für einen Speicherserver, der ausschließlich von ihnen angesteuert werden kann. Dabei geht es weniger um die Sicherheit der Daten, sondern eher um das Geschäft, so das Handelsblatt. Die Berufsstände fürchten, dass Versicherte den preiswerten Versandhandel eher nutzen als Medikamente in der Apotheke zu kaufen.
Technisch sei die Karte 2006 möglich, hatte noch im April IBM-Chef Raizner erklärt und den schwarzen Peter den anderen Beteiligten zugespielt. Jürgen Kuttruff vom Chiphersteller Infineon – Chiplieferant für die Gesundheitskarte – drängt jetzt aber auf den Abschluss der Verhandlungen, weil es sonst knapp werden könnte mit der geplanten Einführung.
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