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Outsourcing: Man muss nicht den gesamten Laden auslagern

Die Anwender denken um: “Die Zeiten, in denen ein Outsourcing-Dienstleister alles für den Auftraggeber gemacht hat, sind vorbei”, sagt Linda Cohen, Analystin beim Marktforschungsunternehmen Gartner. Bislang hätten Vollservice-Verträge mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren und einem Volumen von mehreren Milliarden Dollar den Outsourcing-Markt dominiert. Jetzt wollten die Auftraggeber “kleinere Verträge mit geringeren Volumen und kürzeren Laufzeiten”.
Mega-Deals wie etwa der Vertrag zwischen der Deutschen Bank und IBM vom Juli 2003 mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Euro und einer Laufzeit von zehn Jahren könnten bald immer weniger Anhänger finden. Zumindest in den USA ist der neue Trend bereits deutlich sichtbar. In Europa sind auch für das laufende Jahr noch einige Mega-Deals zu erwarten.

Während Gartner das Ende der Vertrags-Dinos ausruft, sind diese für das britische Marktforschungsunternehmen Datamonitor noch sehr lebendig. Wie Datamonitor Ende Januar in seinem “IT Services Contract Tracker” berichtet, stieg im Jahr 2003 die Zahl der Outsourcing-Verträge mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Dollar gegenüber dem Vorjahr um 49 Prozent. Nach dieser Studie haben sich die Deals mit einem Wert von über einer Milliarde Dollar in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt. In diesem Jahr könnte das Wachstum aber weitaus geringer ausfallen. Der Grund: Die Nachfrage des letzten Jahres kam weniger von den Unternehmen, als vielmehr von Behörden und Regierungsorganisationen wie der britischen Gesundheitsbehörde National Health Service und dem US-Verteidigungsministerium.

Nach Angaben von Datamonitor waren die britische Regierung und die US-Regierung im letzten Jahr die weltweit größten Outsourcing-Auftraggeber. Die Regierungen haben Verträge im Gesamtwert von 18,5 Milliarden Dollar abgeschlossen. Auf Platz zwei der Outsourcing-Hitliste sieht Datamonitor den Verteidigungssektor mit einem Auftragsvolumen von 18,2 Milliarden Dollar. Den größten Outsourcing-Auftrag des letzten Jahres hat der National Health Service an den französischen IT-Dienstleister Cap Gemini Ernst & Young und Fujitsu Services vergeben. Der Vertrag hat ein Volumen von 5,1 Milliarden Dollar.

Während die Regierungen noch mit Riesenprojekten aufwarten, sagen sich immer mehr Unternehmen: ‘Small is beautiful’ . Gartner meint, dass diese Auftraggeber immer weniger auf Mega-Deals, als vielmehr auf Verträge setzen, die nur das Auslagern bestimmter Geschäftsprozesse betreffen (Business Process Outsourcing, BPO). Der Trend zum BPO führe dazu, dass die Anzahl der Outsourcing-Verträge in diesem Jahr um 30 Prozent steige. Während aber die Auftraggeber früher etwa einen Outsourcing-Dienstleister für das Management der gesamten Anwendungsinfrastruktur oder des Netzwerkes gesucht hätten, vergeben sie jetzt eher Outsourcing-Aufträge für kleinere Bereiche, etwa für das Management der webspezifischen Anwendungen.

Von diesem Trend könnten kleinere Unternehmen sowohl als Auftraggeber als auch als Outsourcing-Dienstleister profitieren, meint Gartner. Outsourcing käme auch für den Mittelstand in Frage. Die kleineren Outsourcing-Dienstleister könnten jetzt Marktnischen erobern. Die Kleinen müssten dazu aber erst das Vertrauen der großen Auftraggeber gewinnen. “Diese Unternehmen suchen jemanden, dem sie vertrauen können”, sagt Gartner-Analystin Cohen. Größere Outsourcing-Dienstleister sollten dagegen mehr ihre “Schlüsselkompetenzen” betonen. Diese Unternehmen könnten Risiko-orientierte Preismodelle vorschlagen, bei denen die Bezahlung des Dienstleisters von den Geschäftsergebnissen des Auftraggebers abhängt.

Die Auftraggeber sollten sich darauf vorbereiten, mit mehreren Dienstleistern zusammenzuarbeiten. Die Unternehmen brauchten strategische Partnerschaften “mit einer Handvoll Outsourcing-Partnern”, so Cohen. Die Auftraggeber sollten sich “bevorzugte Anbieter” zulegen, die sie bei Bedarf anrufen könnten.

Silicon-Redaktion

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