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B2B-Nutzung für Instant Messaging wird leichter

Der strategische Schritt, den Microsoft durch die Partnerschaft mit Yahoo und AOL gegangen ist, dürfte für alle drei Spieler vorteilhaft sein, das ist auf den ersten Blick ersichtlich. Denn Instant Messaging (IM) wird zusammen mit Collaboration-Software in Unternehmensumgebungen zunehmend ein gefragtes Arbeitswerkzeug für die Teamarbeit.
IM-Tools litten aber bislang, wie alle Kommunikationstechniken bis hin zu den Mobilfunkstandards, unter mangelnder Interoperabilität. Außerdem sind die Grenzen, die die Firewall zieht, heute oft die natürlichen Grenzen der IM-Kommunikation im Geschäftsbereich. Das soll sich jetzt zumindest für die Nutzer von dreien der etwa fünf großen Anbieter ändern. Doch noch ist IM im Unternehmenseinsatz so wenig verbreitet, dass nicht einmal gesicherte Zahlen zur Marktdurchdringung im B2B – beispielsweise wie viele Chefs die IM-Funktion deaktivieren lassen – vorliegen.

Kundenkontakte sollen sich deutlich vereinfachen, so hoffen die Beteiligten. Und gerade für eine sicherere Kommunikation innerhalb eines Netzwerkes und nach draußen soll der ‘Live Communications Server 2005’ sorgen, den Microsoft mit Türen zu MSN, AOLs Instant Messenger (AIM) und Yahoos ‘Messenger Services’ ausgestattet hat.

Nach Meinung des Marktforschungsunternehmens Meta Group ist die Entscheidung Microsofts, die Konnektivität zwischen dem Microsoft Live Communications Server (LCS) 2005 und den drei größten öffentlichen Netzen für Instant Messaging zu ermöglichen, ein ganz wichtiger Schritt. Dabei wirke Microsoft als Mächtigster unter Mächtigen. Und dies nicht nur im Bereich des IM in Unternehmensumgebungen, sondern auch im Hinblick auf die Konvergenz von Collaboration und Communications Services.

Der Ansatz ist richtig

Durch die direkte Integration von IM und Presence-Services in seine Applikationen und den Yahoo/AOL-Deal wolle Microsoft im Bereich Instant Messaging eine ebenso beherrschende Stellung einnehmen wie mit Exchange bei der E-Mail-Kommunikation in Unternehmen, und sie nütze gleichzeitig Microsofts längerfristigen Plänen in Fragen der Unterhaltungselektronik und der digitalen Vernetzung des Heims. Die Marktforscher sehen auch schon einen in Windows integrierten Allzweck-Client als Kommunikatons-Interface heraufdämmern. Dabei beziehen sie sich darauf, dass bei wachsender Akzeptanz bald im Markt für Realtime-Clients ähnliches passiert wie in der Vergangenheit bei Browsern und Media Playern.

“Letztendlich will Microsoft beim Anwender die beherrschende Rolle im Bereich der Echtzeit-Kollaboration und -Kommunikation einnehmen”, sagt Ashim Pal, Vice President Technology Research Services der Meta Group. “Diese Ankündigung ist nur ein Punkt in einer langfristigen Microsoft-Kampagne mit dem Ziel, im Bereich Rich Media den Knotenpunkt zwischen Privatkunden, Unterhaltungsindustrie und Unternehmenskunden zu bilden.”

Die Meta-Group-Analysten sind allerdings skeptisch, was den Reifegrad von SIP (Session Initiation Protocol), die Interoperabilität und den Aufbau von SIP-Erweiterungen betrifft. Bis die Nutzer in Unternehmensumgebungen eine einzige Buddy-Liste aus allen möglichen IM-Netzen sehen und ansteuern können, vergeht nach ihrer Ansicht noch viel Zeit.

Hast du den Desktop, bist du der King

Für das Marktforschungsunternehmen Ovum steht eher im Mittelpunkt, dass sich die verbleibenden Unternehmen jetzt bewegen müssen, allen voran IBM. Sicher sei es ein Kundenwunsch, Interoperabilität zu haben, und die Zusammenarbeit mit einem großen Player wie Microsoft sei wünschenswert, meint Neil Macehiter, Research Director bei Ovum. Jedoch: “Es wird von IBMs Entscheidung abhängig sein, was die Kunden besser nutzen können und wonach sie greifen: Lotus Instant Messaging oder das kombinierte Paket von Microsoft, Yahoo oder AOL.”

Er ist der Ansicht, IBM müsse dabei zwei Schlachten schlagen – eine auf dem Desktop und eine im Bereich Interoperabilität. “Instant Messaging hängt ganz unmittelbar von der Desktop-Präsenz ab und daher braucht IBM über kurz oder lang eine stärkere Desktop-Variante innerhalb der Lotus-Umgebung”, sagt er. IM dürfe niemals in Isolation zur Desktop-Frage betrachtet werden. Ferner bleibe abzuwarten, ob sich IBM einen Einzelweg leisten könne und die im Jahr 2003 geschlossene Zusammenarbeit mit AOL genüge. Macehiter: “Die IM-Angebote werden jetzt direkt miteinander in Wettbewerb treten, nicht mehr nur die Namen und Marken; das ist auch IBM inzwischen klar.”

Allerdings betrachtet er es als unwahrscheinlich, dass die Unternehmenskunden von einem Tag auf den anderen zu dem Dreiergespann und seinen IM-Lösungen wechseln. Sicher sei die Bekanntheit der Consumer-Marken Yahoo und AOL ein starkes Argument für die Akzeptanz im Unternehmen. Doch der Name Microsoft genügt seiner Ansicht nach nicht, um die Türen der Vorstandsetage für solche Anwendungen zu öffnen. “Yahoo und AOL sind als reine Consumer-Marken bekannt und haben in den Köpfen nichts mit Business zu tun.”

Freizeitpark trifft auf Großraumbüro

Doch gerade auf der Business-Ebene soll die Arbeit der IM-User funktionieren. Er gibt zu bedenken: “Die meisten Unternehmen, schätzungsweise 80 Prozent der Firmen in Europa – derzeit gibt es dazu leider keine aktuellen Untersuchungen – lassen ihre Angestellten weder AOL noch Yahoo nutzen, und zwar aus Sicherheitsgründen.” Daher kann er sich nicht vorstellen, dass eine Zusammenarbeit der IM-Lösungen die bewährten Business-Anwendungen von IBM oder auch Sun Microsystems so schnell verdrängen wird, wie Microsoft hofft. Er sieht handfeste Security-Bedenken, die davorstehen. “Diese IM-Lösungen sind einfach keine richtigen Business-Anwendungen.”

Von Novell aus sieht Macehiter keine Gefahr für die drei neuen IM-Partner. Schließlich hänge auch dies von einem Erfolg der Linux-Plattform auf dem Desktop ab und diese Diskussion sei doch noch “etwas theoretisch”. Macehiter: “Das ist ein interessanter kleiner Aspekt, der heute noch etwas futuristisch wirkt, aber nicht ohne Reiz ist.” Sollte Linux auf dem Desktop nicht mehr zu übersehen sein, dann kann er sich auch eine ernsthafte Business-IM-Lösung von Novell vorstellen. Allerdings betrachtet er eine technische Schnittstelle zu dem Novell-Collaboration-Tool Groupwise als nicht ganz abwegig. Aber die Massenmarken hält er nicht für tauglich, im Schlepptau von Microsoft schnell viel Boden gut zu machen.

Erwiesenermaßen eine Unternehmensanwendung ist die Lösung, die IBM durch die Integration der Firma Lotus im Jahr 1995 sein eigen nennt. Dass die Lösung IBM Workplace von einem Desktop-Pionier kommt, scheint hierbei nicht schädlich zu sein. Lotus ist schließlich ein Unternehmen, das für sich beansprucht, im Jahr 1983 mit der “ersten Killer-Applikation Lotus 1-2-3” das Computing aus dem Rechenzentrum geholt und auf den Desktop gehoben zu haben, um dann als eine der ersten Firmen die Begrenzungen des isolierten PCs durch Kommunikations- und Teamarbeits-Anwendungen aufzuheben.

Satte Urväter der Standards

Und so lässt Adam S. Gartenberg, Offering Manager IBM Lotus Real-Time and Team Collaboration, die Nachricht vom neuen Engagement von Microsoft relativ kalt. Er sagt im Gespräch mit silicon.de, dass sein Unternehmen nicht vorhabe, die bewährte IM-Strategie aufzuheben. “Aus strategischer Sicht sind es unsere Kunden, die den Takt vorgeben, nicht die anderen Unternehmen”, sagt Gartenberg. Es sei seinem Unternehmen gelungen, die Führungsposition im Unternehmensgeschäft bei IM-Lösungen einzunehmen, da die IM-Software höchsten Ansprüchen an Sicherheit, Skalierbarkeit, Authentifizierung und Integrationsfähigkeiten genüge. Daher sei auch die Interoperabilität zusammen mit einem strikten Fokus auf die genannten Vorteile eine Hauptaufgabe für IBM.

Von Lotus aus, so ergänzt Stefan Krüger, Produktmanager Lotus in Deutschland, kann der Nutzer ganz problemlos über eine Neuregistrierung mit AOL-Kunden “chatten”. Lediglich die Konferenzfunktion sei inaktiv, aber die Statusfunktion, also ob ein AOL-Geschäftspartner anwesend oder abwesend ist, sei sichtbar. Krüger: “Das funktioniert seit ein, zwei Jahren reibungslos, wir nutzen das auch im Alltag bei IBM.”

IBM, so Gartenberg zu den Ursprüngen, habe sich schließlich maßgeblich an den Standardisierungen für SIP (Session Initiation Protocol) und SIP für Instant Messaging sowie Presence Leveraging Extensions (SIMPLE) beteiligt. Auf den beiden genannten Standards beruht nun aber auch der LCS von Microsoft, der die Massenkundenerfahrung von Yahoo und AOL ins Büro tragen soll. Doch der IBM-Vertrieb für die IM-Produkte hat nach Angaben von Gartenberg noch nicht die leisesten Veränderungen durch die Ankündigung am Markt bemerkt. “Das ist auch wenig überraschend, schließlich haben wir maßgeblich an genau den Standards mitgewirkt, die den Kunden heute Profite bringen”, sagt der IBM-Manager. Diese Standards erst würden die Interoperabilität bringen, auf die andere Hersteller nun auch setzen würden.

Zur Frage nach der Desktop-Präsenz, die dem Ovum-Analysten so wichtig ist, sagt er, dass IBM eine ganze Batterie an Produkten für die Büroumgebung mitbringt. Websphere-Anwendungen zusammen mit Domino, Lotus Workplace und Portal-Software würden “das Beste aus beiden Welten” mitbringen, also die bekannten Client-Server-Eigenschaften und die Kostenfaktoren aus webbasierten Anwendungen. Die IBM-Integration der beiden Systeme sei angetan, die Produktivität der Angestellten maximal zu erhöhen.

“Erst recht die Integration von IM-Können in Lotus Notes und Domino, Lotus Workplace und WebSphere Portal – durchaus zusammen mit anderen maßgeschneiderten Lösungen nach Kundenwunsch – sorgen für eine Präsenz und für IM-Möglichkeiten an genau dem Ort, der für die Nutzer am bequemsten ist, und integriert diese Erfahrung somit viel tiefer in ihre Arbeitswelt.” Und die Sicherheit? “Bei unseren IM-Lösungen weiß jeder seit Jahren, dass die gewählte Bezeichnung in der Buddy-Liste so sicher ist wie ein Ausweis.”

Silicon-Redaktion

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