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Googles Geschäftsmodell: “Wirb oder stirb”

Kann ein Unternehmen, das vor allem eine Suchmaschine anbietet, Geld verdienen? Es kann – kurzfristig. Das sagte Eric Bill, Senior Researcher bei Microsoft Research, auf der ‘Emerging Technologies Conference’ des Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Laut Bill will Microsoft Google noch in diesem Jahr mit einer eigenen Suchmaschine herausfordern. Jedoch: “Beide Unternehmen könnten an ihre finanziellen Grenzen stoßen.” Dafür gebe es vor allem zwei Gründe. “Je besser wir die Suche machen, desto preiswerter wird auch die Online-Werbung.” Und: “Es wird immer billiger, eine Suchmaschine zu entwickeln.” Das sei schon bald nichts besonderes mehr, so Bill.

Wenn die Preise der Online-Werbung wirklich ins Rutschen kommen, dürfte das Google schwer zu schaffen machen. Denn: Gegenwärtig erzielt das Unternehmen nach Angaben von Analysten etwa 95 bis 97 Prozent seiner Einnahmen mit dem Verkauf von Text- und Bannerwerbung.

Tastet man diese Geldquelle an, zeigt sich Google pikiert – wie beim Prozess gegen Metaspinner Media vor dem Hamburger Landgericht. Metaspinner Media wollte es Google Deutschland untersagen, den als Marke geschützten Begriff ‘Preispiraten’ für Werbeschaltungen im Google-Dienst ‘Adwords’ anzubieten. Google habe dieses Anliegen mit einer “äußerst emotionsgeladenen” Klageerwiderung abgeschmettert, hieß es von Metaspinner.

Damit konnte Google Deutschland seine Einnahmequelle retten – vorläufig. Denn es sind noch andere Klagen anhängig. In Frankreich klagt der Versicherungskonzern Axa, in den USA die Unternehmen ‘American Blind & Wallpaper Factory’ und ‘Pets Warehouse’.

Wie abhängig Google von den Werbeverkäufen ist, zeigt derweil der Stillstand bei seinem werbefreien Nachrichtenangebot ‘Google News’. Die US-Version des Dienstes ist seit drei Jahren online – in einer Betaversion. “Google kann mit den Google News nichts verdienen”, schreibt dazu Adam L. Penenberg, Assistant Professor der New York University, im Branchendienst Wired News.

Für die US-Ausgabe der Google News werden etwa 4500 Quellen mithilfe von Computeralgorithmen durchsucht und auf einer Startseite zusammengefasst. Das lassen sich viele Medien als kostenlose Reklame gefallen – schließlich haben die Google News jeden Monat etwa sechs Millionen Leser.

Falls Google jedoch auf die Idee käme, sein Geschäftsmodell auf die Google News auszudehnen, dürfte es mit der Ruhe vorbei sein. Sobald das Unternehmen für die Google News Werbung verkaufe, dürften es die Produzenten der Nachrichten mit Klagen nur so überschütten, meint Penenberg. Für Microsofts ‘MSNBC’ und die ‘Yahoo News’ laufe es dagegen viel besser. “Die Dienste nehmen jedes Jahr Millionen Dollar ein und wachsen weiter”, so Penenberg.

Nicht nur Microsoft-Forscher Bill meint, dass es immer einfacher wird, Suchmaschinen zu entwickeln. “Google steht auf dünnem Eis”, sagte auch Matthias Hornberger, Suchmaschinenexperte von web.de, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Der Qualitätsvorteil der Google-Suchtechnik sei “nicht zu verteidigen”, Yahoo habe mittlerweile das gleiche Niveau erreicht.

Derweil weiß Google um seine Schwachstellen. Das Unternehmen hatte bereits im Börsenprospekt davor gewarnt, dass es von Online-Werbung besonders abhängig sei. Amit Singhal, Senior Research Scientist bei Google, hat jetzt die “Challenges in Running a Commercial Search Engine” in einer PDF-Datei zusammengefasst.

Auch wenn Google seine Börsen-Millionen in neue Projekte – wie einen eigenen Browser – investiert, Singhal und seine Kollegen sollten sich warm anziehen. Der Grund: Start-ups wie Blinkx, Copernic, Enfish und X1 arbeiten an einer Suchtechnik, die nicht auf einem Begriff, sondern auf dem Kontext des Begriffes basiert. Zudem wollen freie Entwickler mit der Open-Source-Software Nutch und dem Peer-to-Peer-Netz Grub die Internet-Suche umkrempeln.

Fazit: Google ist eine Suchmaschine, aber keine Maschine zum Gelddrucken.

Silicon-Redaktion

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