Das Geld verschwindet aus dem Portemonnaie, der Rauchmelder aus der Wohnung, Röhrchenpustgeräte bei der Polizei, Fernseher aus dem Wohnzimmer, Strichcode-Leser aus den Läden. Und warum? Weil das Handy alles ersetzen wird. Nicht sofort, aber bald. Kann man dann noch mit dem Mobiltelefon das tun, wofür es eigentlich entwickelt worden war: telefonieren? Bestimmt, wenn man den entsprechenden Unter-, Unter-, Unterpunkt im Menü gefunden hat.
Das Handy ist heute schon wie eine Geldkarte benutzbar. In Japan nehmen die Menschen keine Kreditkarte mehr mit, wenn sie shoppen gehen. Telefon genügt, Abbuchung wie üblich. In der Branche scheint man überlegt zu haben, was denn noch im Haus oder im Alltag zu ersetzen wäre. Da ist ihnen der Brandmelder eingefallen. Es wäre doch toll, könnte das Handy auf dem Nachttisch Rauchentwicklungen erkennen und Alarm schlagen. Oder den Fernseher ersetzen. Wer bitte braucht große Bildschirme? Die Geräte sehen auch einfach nicht gemütlich aus. Mit dem Handy kann sich jeder auf den Balkon setzen und heruntergeladene Filme gucken, wenn er nicht als Raubkopierer im Gefängnis sitzt. Und zum Rauchen muss er sowieso raus.
Auch außerhalb des Hauses haben sie sich tolle Sachen überlegt. Navigation zum Beispiel, eine im Ernst nützliche Sache, ausnahmsweise. Allerdings muss man sicherlich gute Augen haben, um den kleinen roten Punkt des aktuellen Standorts auf dem Mini-Display zu finden. Vielleicht können die Forscher einen Beamer integrieren, der das Ganze auf die nächste Hausmauer schmeißt. Für ältere Menschen mit ohnehin schlechten Augen und manchmal Orientierungsschwierigkeiten geeignet.
Nachdem Real den Selbstbedienungs- und Selbstbezahlladen etablieren will, kann auch das Handy seinen Beitrag zum verkäuferlosen Einkauf leisten. Mit den entsprechenden Upgrades fungiert das Mobilgerät als Scanner für die Strichcodes. Darin sind die Preise enthalten. Besteht die Möglichkeit, sich vor Ort mit dem Internet zu verbinden kann der Kunde gleich herausfinden, ob er das Produkt andernorts günstiger bekommt – vielleicht noch mit persönlicher Beratung. Es wird ein Gerenne und Gehetze durch die Einkaufsmeilen dieser Welt. Wetten?
Joachim R. Höflich, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Erfurt, bringt uns wieder auf den Boden der Tatsachen nach der ganzen Träumerei und Albträumerei. “Die Verschmelzung der Funktionen macht Handys auf Dauer unverzichtbar”, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Alle Endgeräte werde das Immer-dabei-Telefon dennoch nicht ersetzen. Es bleibt Hoffnung.
Ein letzter Gimmick: Um der Polizei die nächtliche Kontrolle zu ersparen, führt der Kneipengänger seinen Alkoholtest selbst durch. Mit integriertem Sensor ließe sich an Hand der Atemluft die Alkoholkonzentration messen. Menschen, die in ihr Handy hineinpusten – eine Vorstellung, die ich mir gar nicht vorstellen will.
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