Liechtenstein will IT-Hochburg werden

Das Herzogtum Liechenstein hat eine neue Branche für sich entdeckt und will mit gezielter Förderung IT-Firmen und High-Tech-Start-ups anlocken. Damit will der Staat nicht nur sein Image aufpolieren, der immer wieder als Paradies für Geldwäsche und Briefkastenfirmen bezeichnet wird. Auch die Steuereinnahmen und die Potentiale, die neue Unternehmen mitbringen könnten, reizen die Fiskalplaner.
Ihnen erscheinen dabei zunächst zwei Maßnahmen als geeignet: eine wirksamere Bekämpfung der Geldwäsche und die Reduzierung der eigenen volkswirtschaftlichen Abhängigkeit von Finanzgeschäften. Was den Geschäften mit IT-Firmen aber zugute kommt, ist die Tradition einer Politik des freien Marktes. Das hat mittlerweile, berichtet das Wall Street Journal, schon eine beträchtliche Anzahl IT-Firmen angelockt, die nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem die staatliche Neutralität nach Liechtenstein lockte, später auch die Steuervorteile. Etwa zwei Dutzend lokal ansässiger Firmen mit technologischem Hintergrund sollen mittlerweile für 45 Prozent des Bruttoinlandsproduktes von Liechtenstein verantwortlich sein. In den 80er Jahren wurden nur 20 Prozent davon von Technikfirmen erwirtschaftet.

Diese Zahlen, so Alexander Nestle, überzeugen. Der Analyst bei dem US- Bankhaus Crescent Capital sagt: “Noch vor einigen Jahren hätte ich mir das alles nicht näher angesehen, denn Liechtenstein galt jahrzehntelang als eine Art alpiner Cayman Islands; aber nach einem Blick auf die neuen Kontrollmechanismen und die Industriefördermaßnahmen schiebt sich das Land ganz schnell in den Vordergrund.” Der Hintergrund der meisten heute in Liechtenstein ansässigen IT-Firmen liegt in Deutschland. Eine der größten davon, Balzers, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, danach wieder aufgebaut und bringt nun trotz geringer Gewinnsteuern von gerade 17 Prozent dem Staat jedes Jahr beträchtliche Summen ein. Jetzt sollen mehr IT-Firmen folgen und Liechtenstein einen ähnlichen Boom bescheren, wie ihn Ende der 90er Jahre Irland gesehen hat – allerdings nur etwa bis 2001, dann begann auch dort die Krise zu wirken.

Silicon-Redaktion

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