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Oracle kauft Peoplesoft für 10,3 Milliarden Dollar

Es war nicht nur eine der längsten Software-Schlammschlachten im Silicon Valley – Kartellklagen, Giftpillen und persönliche Drohungen waren an der Tagesordnung. Auf dem Höhepunkt musste sogar der Hund von Craig Conway – damals noch Peoplesoft-CEO – herhalten. “Hätte ich nur eine Kugel, wäre die sicher nicht für den Hund”, wetterte Oracle-Chef Larry Ellison. Conway kam kurz darauf bei einer Kundenmesse mit seinem Hund auf die Bühne – beide mit kugelsicherer Weste.
Die Zeiten sind vorbei. Conway musste im Herbst seinen Hut nehmen und die Führungsetage von Peoplesoft hat jetzt ihren Widerstand gegen eine Übernahme durch Oracle aufgegeben. Der US-Softwarekonzern wird seinen kleineren Konkurrenten für insgesamt 10,3 Milliarden Dollar übernehmen. Die Führungsgremien beider Unternehmen hätten der Vereinbarung zugestimmt, teilten beide Unternehmen Montag Mittag auf ihren Homepages mit.

Es sei eine “definitive” Fusionsvereinbarung unterzeichnet worden, hieß es von beiden Seiten. Der Preis beträgt demnach 26,50 Dollar je Aktie. Die Übernahme solle Anfang Januar über die Bühne gehen. Oracle werde nun seine Offerte von zuletzt 24 Dollar je Aktie – der bereits Mitte November 60 Prozent der Peoplesoft-Aktionäre zugestimmt hatten – überarbeiten. Dieses Angebot laufe dann bis zum 28. Dezember.

“Diese Fusion ermöglicht Oracle neue Maßstäbe und mehr Stoßkraft”, sagte Oracle-CEO Larry Ellison. “Das wahre Highlight im vergangenen Quartal war das Wachstum unseres Applikationsgeschäftes um 57 Prozent und die Übernahme wird dieses Geschäftsfeld noch größer und stärker machen.”

Auch George Battle, Chairman bei Peoplesofts Transaktions-Komitee, ließ nicht lange mit einer ersten Stellungnahme auf sich warten. “Nach reiflicher Überlegung glauben wir, dass das überarbeitete Angebot ein gutes Geschäft für die Peoplesoft-Aktionäre und eine deutliche Verbesserung gegenüber der Oktober-Offerte ist. Es war ein langer und sehr emotionaler Kampf und unsere Angestellten haben unter diesen schwierigen Bedingungen beständig gute Arbeit geleistet.” Man sei auch den Kunden dankbar, die in den vergangenen Monaten den Peoplesoft-Produkten treu geblieben seien.

Larry Ellison hat derweil schon recht konkrete Pläne, wie es nach der vollzogenen Fusion weitergehen soll. “Wir haben vor, die Software-Suite ‘8’ zu verbessern und ‘9’ zu entwickeln, gleichzeitig wollen wir auch ‘JD Edwards 5’ aufwerten und ‘JD Edwards 6’ herausbringen.” Ab sofort wolle man den Support für die bestehenden JD-Edwards- und Peoplesoft-Kunden verbessern. Peoplesoft hatte den kleineren Wettbewerber JD Edwards im Jahr 2003 übernommen.

Die Einigung sei für die Kunden beider Unternehmen eine gute Nachricht, sagte Ovum-Analyst Philip Carnelley. “Zumindest haben sie nun Gewissheit, auch wenn ihnen das Ergebnis nicht passt – das aber um einiges besser zu sein scheint, als zu Anfang befürchtet. Ein größerer, gleichwertiger Wettbewerber zu SAP ist auch positiv für die Industrie und künftige Kunden.”

Dagegen wird IBM nach Carnelleys Worten wenig erfreut von der Ankündigung sein. “Das Unternehmen hat sich nicht nur für die bisher größte Peoplesoft-Installation angemeldet, sondern tut auch sein Bestes, um Oracles Infrastruktur-Angebote aus dem Markt zu drängen.” Dank der Fusion liege hier ein langer Weg vor IBM, so der Analyst.

Ein SAP-Sprecher sagte, sein Unternehmen kommentiere die Geschäftsstrategie seiner Wettbewerber grundsätzlich nicht. Er verwies lediglich auf einen Peergroup-Vergleich, wonach SAP beim weltweiten Umsatz mit Unternehmenssoftware größer sei als Oracle und Peoplesoft zusammen.

Oracle hatte rund eineinhalb Jahre versucht, Peoplesoft zu übernehmen. Die Peoplesoft-Führung hatte das Angebot jedoch als feindlich eingestuft und den für das Unternehmen gebotenen Preis stets als zu niedrig bezeichnet. Conway hatte den Übernahmeversuch lange schlicht als “scheußlich schlechtes Benehmen” abgetan. Tatsächlich gilt Oracle-Chef Ellison als Rüpel – als einer der erfolgreichsten im Silicon Valley.

Silicon-Redaktion

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