Anbieter und Kunden sträuben sich gegen Software-Lizenzen
Software im Miet- oder Abomodell klingt nach einer feinen Idee. Doch die Innovation kann sich nur schwer durchsetzen – Anbieter und Kunden kleben am Lizenz-Prinzip
Auf der Suche nach neuen Abrechnungs-Modellen für Software haben Abopreise und Utility-Pricing die Nase vorn. Das alteingesessene Lizenzmodell gilt dagegen seit geraumer Zeit als zu teuer und unflexibel. Dennoch haben es innovative Preissysteme offenbar schwer, sich durchzusetzen, berichten die Teilnehmer der SoftSummit-Konferenz in Kalifornien. Die Software-Industrie fürchtet um ihre Gewinne und auch die Bosse vieler großer Unternehmenskunden trauen der Sache nicht über den Weg.
Beim Abo-Modell zahlt der Kunde – ähnlich wie für Zeitungen oder Zeitschriften – eine monatliche oder jährliche Gebühr, für die er eine Software dann über das Web nutzen darf. Dazu benötigt er meist nur einen Browser oder einen speziellen Client. Utility-Pricing umschreibt dagegen ein Modell, bei dem je nach Einsatzmenge oder ähnlichen Kriterien abgerechnet wird – Anbieter umschreiben das auch gerne mit den Worten “wie aus der Steckdose”.
“Wir haben eine Industrie, die immer noch abhängig ist von klassischen Lizenzen”, so Merrill-Lynch-Analyst Jason Maynard. Es ist schwierig den Software-Bedarf vorherzusagen, das führe bei den üblichen Lizenz-Modellen dazu, dass Unternehmenskunden wesentlich mehr einkaufen als sie brauchen. Die neuen Abrechnungsideen könnten die Blase schnell platzen lassen – wie es scheint haben viele Software-Anbieter schlicht und ergreifend Angst vor der Realität. Das ist nach den Worten von Maynard auch der Grund, warum sich bisher vor allem Start-ups durch Mietmodelle hervorgetan haben. Solche Unternehmen hätten ihr ganzes Geschäftsmodell nach alternativen Preissystemen ausgerichtet.
Hinzu kommt offenbar eine grundsätzliche Abneigung gegenüber Unbekanntem, gekoppelt mit der Angst vor rechtlichen Auseinandersetzungen. “Die Leute denken nicht viel über die Nutzungsbedingungen nach, die mit einer festen Lizenz verbunden sind – selbst dann nicht, wenn es sich um einen umfangreichen Vertrag handelt, denn die Formulierungen sind den Kunden inzwischen vertraut”, sagt Erik Larson, Product Management Director beim Softwarehersteller Macromedia. “Beim Utility-Pricing ist dagegen naturgemäß alles anders. Solche Verträge umfassen 200 Seiten und ein ganzes Heer von Anwälten ist nötig, um sie auszuarbeiten.”
Einer der größten Streitpunkte ist auch die Frage nach angemessenen Maßeinheiten für die Abrechnung. Wie oft und in welchem Umfang Software eingesetzt wird, ist schließlich abhängig von verschiedenen Faktoren. Es sei also ein schwieriger Balance-Akt, Kriterien für eine – für alle Beteiligten – faire Abrechnung festzulegen, so Macrovision-Vice President David Rowley. “Wenn man ein Auto least, steht im Vertrag wie viel Cents pro Kilometer gezahlt werden müssen und die Kunden haben eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, wie viele Kilometer sie im Jahr fahren. Bei Software liegt der Fall völlig anders.”
Vor diesem Hintergrund sind die Softwarehersteller äußerst zurückhaltend mit ihrem Angebot an alternativen Abrechnungs-Modellen, es sei denn es geht um die ganz großen Abnehmer. Die Kunden sind jedoch das nächste Problem – entgegen den Erwartungen scheinen sie von Abo- und Mietmodellen gar nicht besonders begeistert zu sein. Das besagt eine Studie, die ebenfalls auf der Konferenz vorgestellt wurde und von Macrovision, der ‘Software & Information Industry Association’ und der ‘Centralized Electronic Licensing User Group’ in Auftrag gegeben wurde.
Darin heißt es, dass über 70 Prozent der befragten Unternehmensmanager das bisherige Lizenz-Modell bevorzugen. Im Gegensatz dazu würden die Software-Provider die Einführung neuer Preismodelle massiv voran treiben. Derzeit biete eines von drei Unternehmen Abrechnungen auf Abo- oder Mietbasis an – bis 2006 werde es jedes zweite Unternehmen sein. Die Firmenchefs gaben jedoch an, ihnen wäre das bisherige Eins-zu-Zwei-Verhältnis lieber.
Sie grübeln beispielsweise über die Frage, wie viele sensible Unternehmensinformationen bei einem Softwarehersteller landen könnten. So könne der Einsatz von Schlüssel-Applikationen wertvolle Informationen über den Geschäftsplan einer Firma beinhalten. Deshalb schrecken viele Firmen davor zurück, solche Daten zu teilen, sogar wenn es sich dabei um das Unternehmen handelt, das die Applikationen herstellt.
Jenseits aller Bedenken sind sich Analysten einig, dass der Software-Markt reif für einen Umbruch ist. “Möglicherweise werden sich die Bremsen bald lösen”, sagte IDC-Analystin Amy Konary während des SoftSummit. Tatsächlich wäre das die Grundvoraussetzung für das vielbeschworene Ende der Software-Lizenzen.