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Browser-Highnoon: Firefox stellt sich dem Duell mit Redmond

Es tut sich wieder was auf dem Browsermarkt, Microsofts Internet Explorer verliert seit Monaten Markanteile. Freilich ändern 92 anstatt 95 Prozent nichts am Monopol – doch für den Konkurrenten, der die Anteile abjagen konnte, sind diese Peanuts so groß wie Kokosnüsse. Dabei steht der offizielle Start von Firefox 1.0 an diesem Dienstag erst noch bevor. Inzwischen laufen die letzten Stunden, und die Open-Source-Community ist weltweit wie im Rausch.
Das äußert sich im Augenblick vor allem in einer regelrechten Spendenwut. Ende Oktober hatte die Mozilla Foundation in den USA zu Spenden für eine ganzseitige Werbekampagne in der New York Times aufgerufen. Ziel der Organisatoren waren 70.000 Dollar, inzwischen haben sie die Aktion bei rund 300.000 Dollar vorzeitig beendet. Das überschüssige Geld soll nun in weitere PR-Aktivitäten, zum Beispiel Partys rund um den Firefox-Launch fließen.

Auch in Deutschland grassiert das Fieber. Angelehnt an die US-Kampagne sammelt inzwischen auch Mozilla Europe zusammen mit dem Berliner IT-Unternehmen Skilldeal AG Geld für eine ähnliche Aktion. “In den ersten 36 Stunden sind 1500 Spenden eingegangen, wir schätzen den derzeitigen Kontostand auf 30.000 bis 35.000 Euro”, sagte Skilldeal-Vorstand Timm Beyer im Gespräch mit silicon.de. “Die Aktion läuft noch bis Dienstag um 0 Uhr.”

Dabei geht es in der europäischen Open-Source-Gemeinde noch ein wenig demokratischer zu als in der amerikanischen. Hierzulande dürfen die Spender auch darüber abstimmen, in welcher Zeitung die Anzeige erscheinen soll. “Derzeit liegt die FAZ klar mit 53 Prozent vorne, gefolgt von der SZ mit 38 Prozent, die Welt hat mit nur 9 Prozent eher wenig Chancen”, so Beyer. Die Anzeige wird nach seinen Worten in den ersten zehn Tagen nach dem Firefox-Start erscheinen, der genaue Termin muss noch mit der dann ausgewählten Zeitung abgesprochen werden.

Der Erfolg, den Firefox jetzt schon hat, rechtfertigt auf alle Fälle eine rauschende Ballnacht. Die aktuelle Version, die ja noch ein Release-Kandidat (RC2) ist, wurde inzwischen rund sieben Millionen Mal heruntergeladen, das ist mehr als jemals zuvor ein Mozilla-basierter Browser erreicht hat. Im Schnitt wird das Open-Source-Produkt derzeit 125.000 Mal pro Tag zum Download angefordert.

Es scheint, als habe der Firefox tatsächlich das Potential, die Browser-Experten in Redmond aufzuscheuchen. Die haben sich seit Jahren gemütlich zurückgelehnt, ein Siegerlächeln im Gesicht, denn schließlich ist die Strategie, Browser und Betriebssystem zu verbinden, voll aufgegangen. Technisch hat man die Zügel ein bisschen schleifen lassen, auf Nachfrage wird deshalb gerne auf die neue IE-Generation verwiesen.

Die Open-Source-Gemeinde entwickelte und verbesserte derweil unermüdlich ihren Firefox und in vielen Bereichen ist der Browser inzwischen schlicht und ergreifend besser. Schon die ersten Testversionen durften sich mit zahlreichen Preisen schmücken. Tab-Browsing und Popup-Killer machen das Surfen leichter. Und schneller geht es auch, da in die Software kein Mail-Client eingebaut ist – das macht sie ‘schlank’ und wendig.

Zudem spielt den alternativen Browsern das Thema Sicherheit in die Karten. Natürlich ist es für Hacker vielversprechender, einen Browser mit über 90 Prozent Marktanteil anzugreifen. Sicherheitsexperten haben deshalb in der Vergangenheit immer wieder Firefox, Opera und Co empfohlen. Spätestens wenn sich das Kräfteverhältnis unter den Browsern geändert hat, dürften sich Schädlinge aller Art aber auch auf diesen vermeintlich sichereren Inseln breit machen.

Das wichtigste Plus für Firefox ist aber vielleicht die Ideologie, ‘der Geist’, der hinter der Sache steckt. Denn das Ganze ist ein bisschen wie der Kampf von David gegen Goliath und natürlich sind alle für den Schwächeren. Wer Firefox unterstützt, hat das Gefühl etwas Gutes zu tun – die Spendenwut ist ein Ausdruck dafür.

“Über 40 Prozent aller Zugriffe auf unsere Aktionsseite liefen über Firefox, nur knapp 30 Prozent waren IE-User”, sagt Beyer. Zweistellige Prozentzahlen will die Mozilla Foundation mit Firefox 1.0 auch weltweit erreichen – die Chancen dafür stehen gut.

Silicon-Redaktion

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