Das Einzige, was in Sachen drahtlose Netze konstant ist, ist der Wandel. Immer mehr Standards drängeln sich auf dem Markt – es wird immer schwerer, die Spreu vom Weizen zu trennen. Schon schmücken Unternehmen ihre Produkte mit einem 802.11n-Zeichen, obwohl dieser Standard noch längst nicht in trockenen Tüchern ist. Mobilfunkgesellschaften, die Milliarden für UMTS-Lizenzen ausgegeben haben, sehen ihre Felle wegen WiMax wegschwimmen.
IT-Unternehmen wie Intel versuchen mit WiMax wiederum, die Dominanz der Mobilfunkbranche bei den Lösungen für den drahtlosen Netzzugang zu brechen. Gleichzeitig bekommen die UMTS-Anbieter durch Flash-OFDM Konkurrenz – eine Technik, die Anwender auch nutzen können, wenn sie sich mit hohen Geschwindigkeiten fortbewegen. Die Diskussion um die drahtlose Netzen brummt – diese Bestandsaufnahme liefert Fakten, um den Überblick behalten zu können.
802.11n: Das Turbo-WLAN
Mit 802.11n – einer Weiterentwicklung der Standards 802.11a und 11g – will das Standardisierungsgremium IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) die Datenübertragung in WLANs zunächst auf 108 Mbit/s (Megabit pro Sekunde) und später auf 320 Mbit/s beschleunigen. Die Arbeiten an 802.11n werden noch Jahre in Anspruch nehmen, erste Resultate sollen im nächsten Jahr vorliegen.
Dennoch hatten bereits einige Hersteller begonnen, ihre Produkte mit einem 802.11n-Siegel zu vermarkten. Der Industrieverband WiFi-Alliance sah sich veranlasst, die Firmen zurückzupfeifen. “Es gibt derzeit keine Produkte nach dem Standard 802.11n, diese werden frühestens im November 2006 erwartet”, teilte die Allianz mit.
WiMax: Freund oder Feind von UMTS?
WiMax (Worldwide Interoperability for Microwave Access) ist eine Fortentwicklung der WLAN-Technik, mit der auf Basis der IEEE-Norm 802.11 bislang Reichweiten zwischen 30 und 100 Meter erreicht werden. Dagegen lassen sich mit WiMax Entfernungen von 20 bis 30 Kilometern – manche Experten sprechen gar von 50 Kilometern – überbrücken, die Datenübertragungsrate soll bis zu 70 Mbit/s betragen. Damit wäre WiMax bis zu 50-mal schneller als DSL, 200-mal schneller als UMTS und 1300-mal so schnell wie GPRS.
Bereits im April 2001 hatten einige Big Player der IT- und TK-Branche das WiMax-Forum gegründet. Inzwischen engagieren sich rund 100 Unternehmen, darunter Intel, Nokia und Siemens Mobile. Intel gehört zu den größten WiMax-Unterstützern. Das Unternehmen will ab 2006 mit dem Centrino 2 eine WiMax-Technologie für Notebooks anbieten.
Derweil glauben manche Analysten, dass WiMax weder mit DSL noch mit UMTS konkurrieren kann. Das Motto: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. “UMTS ist viel mobiler und hat eine größere Abdeckung als WiMax”, meint David Sumi, Produktmanager bei Proxim. “Wir sehen WiMax deshalb als komplementäres System.”
Wenn WiMax auf den Markt komme, müsse es sich besonders in den Städten gegen ein etabliertes Kabelnetz durchsetzen, so die Skeptiker. “In einer ländlichen Gegend könnte WiMax jedoch durchaus Sinn machen”, sagt Tim Kridel, Analyst beim Marktforschungsinstitut Heavy Reading.
HSDPA: Breitbandfunk in Konkurrenz zu WiMax
In den letzten Jahren wurden die drahtlosen Netze immer mehr aufgepeppt. “In der GSM-Welt haben wir uns von der Datenübertragung mit 40 Kbit/s bei GPRS (General Packet Radio Service) zu den 130 Kbit/s von EDGE (Enhanced Data rates for GSM Evolution) entwickelt, dann kamen die 384 Kbit/s von UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) und jetzt die 3 Mbit/s von HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) – diese machen den Mobilfunk de facto zum Breitband-Funk”, sagt Alan Varghese, Analyst beim Marktforschungsunternehmen ABI Research.
HSDPA sei ein einfaches Software-Upgrade der bestehenden UMTS-Architektur. WiMax verlange dagegen neue Netzwerke und eine neue Infrastruktur. Die Einführung von WiMax brauche Zeit und sei mit hohen Kosten verbunden.
“Ist WiMax erst installiert, bietet es jedoch sehr hohe Übertragungsraten”, sagt Varghese. Deshalb sei ein Konflikt zwischen HSDPA und WiMax programmiert. Der Grund: “Die Anbieter von HSDPA und WiMax konkurrieren um die gleiche Nutzergruppe.”
Flash-OFDM: Mobilfunk auf Reisen
Flash-OFDM (Flash Orthogonal Frequency Division Multiplexing) wurde vom US-Unternehmen Flarion entwickelt und ermöglicht es, Daten mit bis zu 1,5 Mbit/s herunterzuladen. In der Gegenrichtung (Upload) beträgt die Geschwindigkeit bis zu 375 Kbit/s. Ein Vorteil von Flash-OFDM: Die Anwender können sich mit bis zu 250 km/h bewegen, während sie die Technik nutzen.
Siemens hat Flash-OFDM Anfang Oktober lizenziert. “Die Technik ergänzt neben HSDPA und WiMax das Spektrum mobiler Breitband-Lösungen”, meint Christoph Caselitz, Leiter des Geschäftsgebiets Mobile Networks bei Siemens Communications. Die Zeichen stehen gut für Flash-OFDM: Nextel Communications, T-Mobile und Vodafone testen die Technik, Netgear bringt 2005 ein Flash-OFDM-Modem heraus.
NFC: Blauzahns kleiner Bruder
Per NFC (Near Field Communication) werden Daten mit bis 424 Kbit/s in eine Entfernung von zehn Zentimetern übertragen. Propagiert wird die Technik seit März vom ‘Near Field Communication Forum’, dem unter anderem Nokia, Philips und Sony angehören. Mastercard und Motorola haben in den USA ein vielbeachtetes NFC-Pilotprojekt gestartet – Verbraucher kaufen ein, indem sie ihr Handy an ein Lesegerät halten.
UWB: Der Video-Transporter
Die IEEE-Arbeitsgruppe ‘802.15.3a’ sollte ursprünglich eine Spezifikation für Ultrawideband (UWB) entwickeln. Doch daraus wird wohl nichts, sagt Analyst Varghese. Der Grund: Konkurrierende Industrieverbände wie die MBO Alliance und das UWB Forum lieferten sich hitzige Gefechte.
Eine Einigung sei nicht in Sicht, so dass beide Seiten eigene Lösungen auf den Markt brächten. Varghese: “Das heißt, UWB-Geräte sind nicht interoperabel, der Verbraucher muss den Unterschied zwischen Multiband OFDM und Direct Sequence kennen.”
UWB dient vor allem dazu, Videos zwischen Geräten wie Camcordern, Fernsehern und Rechnern zu übertragen. Damit füllt die Technik eine Lücke, die WiFi bei der Breitband-Übertragung in Home-Netzwerken hinterlässt. UWB überträgt Video-Streams mit bis zu 480 Mbit/s – konkurrierende Funktechniken liefern nur ein bis zehn Prozent dieser Datenrate.
“Ursprünglich hieß es immer, Ultrawideband sei eine preiswerte Lösung”, so Varghese. Während früher von einem Preis von drei Dollar pro UWB-Chip die Rede gewesen sei, spreche die MBO Alliance jetzt von 14 Dollar pro Chip. Das sei der gleiche Preis, zu dem Geräte nach dem Standard 802.11n auf den Markt kommen sollten. 802.11n sei im Gegensatz zu UWB in der Industrie nicht umstritten.
“UWB kommt auf jeden Fall – mit oder ohne Standard”, heißt es vom Marktforschungsunternehmen In-stat/MDR. Danach soll der Verkauf von UWB-Geräten zwischen 2005 und 2008 um jährlich 400 Prozent wachsen. Sobald ein Standard verabschiedet sei, fielen auch die Preise für die UWB-Chipsets.
UWB ist auch die Basis für die so genannten Wireless-USB-Geräte, die ab 2005 auf den Markt kommen sollen. Hinter WUSB steht die ‘Wireless USB Promoter Group’, darin tummeln sich unter anderem HP, Intel, Microsoft und Texas Instruments. Zunächst sollen WUSB-Chips auf den Markt kommen, die als Zusatzkarten genutzt werden. Später sind auch integrierte Lösungen geplant.
ZigBee: Schlafender Gigant?
“ZigBee ist die nächste Revolution der Funktechnik”, glaubt Chris Lopez, Analyst bei ABI Research. ZigBee wird von der ZigBee Alliance gefördert und gilt als Nachfahre des HomeRF-Formats. Mit der Technik werden Daten mit einer Geschwindigkeit von 250 Kbit/s etwa 30 Meter weit übertragen. Damit ist ZigBee zwar langsamer als Bluetooth, verbraucht aber weniger Strom.
Der Durchbruch für ZigBee komme 2006, so Lopez. Ende 2006 seien weltweit etwa 80 Millionen ZigBee-Geräte im Einsatz, die meisten in Privathaushalten. Sowohl die Privatanwender als auch die Unternehmen werden ZigBee einsetzen, vor allem um ihre Geräte zu kontrollieren, sagt Lopez.
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