Der Bereich System-Management wurde von Microsoft bisher ein wenig stiefmütterlich behandelt. Außer dem ‘Microsoft Operations Manager’ (MOM), einer Management- und Monitoring-Lösung für Windows-Server und -Applikationen, hatte Redmond auf diesem Gebiet nicht viel zu bieten. Damit ist jetzt offenbar Schluss.
Während einer Rede auf dem Kopenhagener ‘IT Forum’ – Microsofts größter Konferenz in Europa – versprach Microsoft-Gründer Bill Gates einen wahren Regen an neuen Tools und Features. Parallel dazu wurde bekannt, dass Redmond sich eine Minderheitsbeteiligung an Vintela gesichert hat, einem Unternehmen, das Redmonds Management-Tools auch unter Linux und anderen Nicht-Windows-Plattformen zum Laufen bringt.
“Die dezentrale Struktur der EDV macht es schwierig für die Anwender, die Kosten und den Umfang ihrer IT-Investitionen zu verwalten”, so Gates während seiner Rede in Kopenhagen. “Wir sind einem einheitlichen Ansatz verpflichtet, der das operative Wissen in die Applikationen integriert und so den Kunden dabei hilft, den Aufwand jetzt und in Zukunft zu reduzieren.”
Im Zentrum dieser Bemühungen steht die ‘Dynamic Systems Initiative’ (DSI). Ziel des langfristigen Plans ist es, Management-Tools so zu verbessern, dass Administratoren komplexe Aufgaben wie die Aktualisierung von Server-Software durch Patches schneller erledigen können. Der Großteil der IT-Budgets werde dazu verwendet, um die Systeme am Laufen zu halten, begründet Redmond das Engagement. Die Entwicklung neuer Anwendungen werde darüber oft vernachlässigt.
Als erstes Produkt der DSI-Initiative wird Microsoft im kommenden Jahr ‘Visual Studio 2005’ auf den Markt bringen. Die Software gilt als Flaggschiff unter Redmonds Programmier-Tools. Darüber hinaus gab David Hamilton, Director von Microsofts Abteilung für Windows- und Enterprise-Management, einen Ausblick auf weitere Ziele der DSI-Initiative.
Aufgabe der künftigen Versionen des ‘Systems Management Server’ und des ‘Microsofts Operations Manager’ sei es, Datencenter-Komponenten mit Hilfe so genannter ‘Models’ zu überwachen. Sie sollen den Zustand einer Applikation, ihre Konfiguration und die ihr zugeteilten Aufgaben beschreiben. Dabei können die Models mit Hilfe eines ‘Modeling-Tools’ definiert werden, das ein Teil von ‘Visual Studio 2005 Team System’ sein wird. “Models sind ein Weg, um die Instrumentation einer Anwendung in Echtzeit zu verfolgen”, so Hamilton.
Langfristig will Microsoft mit Hilfe von DSI Entwickler und Systembetreiber über künftige Produkte informieren und auch Drittfirmen rekrutieren, die dann Zusatz-Features für die System-Management-Software entwickeln sollen. Zudem kündigte der Branchengigant in Kopenhagen auch neue Features für seinen ‘Systems Management Server (SMS) 2003’ an, mit denen die Software künftig unter anderem auf Handhelds installiert werden kann.
In diesen Zusammenhang passt auch eine neu angekündigte Partnerschaft zwischen Redmond und Dell. In deren Rahmen werden die beiden Unternehmen künftig gemeinsam System-Management-Software entwickeln, vermarkten und verkaufen.
Erstes Produkt ist das ‘SMS 2003 Inventory Tool for Dell Updates’. Es vereint Dells Management-Software ‘Open Manage 4’ und Microsofts SMS 2003 unter einer Oberfläche. Anwender sollen so ihre Hardware und Software unter einem einzigen Tool verwalten und updaten können.
Und auch beim System-Management in heterogenen Betriebssystem-Umgebungen will Redmond in Zukunft offenbar ein Wörtchen mitreden. So hat der Konzern nicht nur finanziell in das Software-Unternehmen Vintela investiert, sondern die Firma auch durch umfangreichen Produkt-Support und Lizenz-Vereinbarungen an sich gebunden.
Vintela verkauft spezielle Features für Management-Software, mit deren Hilfe Unternehmen Unix-, Linux- und Mac-Betriebssysteme mit dem SMS 2003 verknüpfen können. In der ersten Hälfte nächsten Jahres will Vintela außerdem Zusatz-Tools für MOM 2005 auf den Markt bringen.
Für Branchenbeobachter ist Microsofts Investition in Vintela – über deren genauen Umfang sich beide Unternehmen ausschweigen – ein deutliches Zeichen dafür, dass Redmond um Marktanteile in diesem Bereich fürchtet. “Es ist sehr ungewöhnlich für Microsoft, dass sie zustimmen, die Produkte eines Drittunternehmen zu unterstützen”, sagte Peter Pawlak, Analyst bei ‘Directions on Microsoft’. “Sie sind bisher nie soweit gegangen, dass sie den Anwendern dabei geholfen haben, die Probleme mit einem Konkurrenz-Produkt zu lösen.”
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