Mammutklage gegen Telekom – Justiz überlastet

Vor dem Frankfurter Landgericht beginnt am Dienstag ein Mammutprozess, der beispiellos in der Geschichte der Bundesrepublik ist. Fast 15.000 Aktionäre verlangen von der Deutschen Telekom ihr Geld zurück. Sie seien beim dritten Börsengang des Dax-Unternehmens hinters Licht geführt worden, so der Vorwurf der empörten Anleger.
Beim Vorsitzenden Richter Meinrad Wösthoff stapeln sich insgesamt 2128 Klagen. Bei dem Prozess werden zwar nur zehn der Verfahren behandelt – sie wurden jedoch als repräsentativ für den gesamten Klagemarathon ausgewählt. “Es ist möglich, dass es nicht bei einem Verhandlungstag bleibt”, sagte Wösthoff im Vorfeld der Verhandlungen. “Es kann sein, dass es weitere Verhandlungstermine gibt. Es kann aber auch bereits zu einer Entscheidung kommen. Alles ist drin.”

Die Aktionäre werfen dem Bonner Telefonriesen vor, den Wert der Immobilien vor dem ersten Börsengang wissentlich zu hoch angesetzt zu haben. Die Angaben in den Verkaufsprospekten für alle drei Tranchen 1996, 1999 und 2000 seien geschönt gewesen und hätten eine finanzielle Grundausstattung der Telekom vorgegaukelt, die so nicht vorhanden war. Die Anleger verlangen nun ihr Kapital nebst Kosten zurück, alles in allem rund 100 Millionen Euro. Einen großen finanziellen Schaden kann ein solcher Streitwert bei einem Konzern-Schwergewicht wie der Telekom jedoch nicht anrichten.

Der deutschen Justiz bereitet der Fall dagegen mehr Kopfschmerzen. Die ersten Entscheidungen von Richter Wörsthoff dürften die Weichen für die gesamte Klagewelle stellen, die der Telekom noch bevorsteht. Im schlimmsten Fall müssen alle 2128 Verfahren durchgeboxt werden, da in Deutschland – anders als in den USA – keine Sammelklagen zulässig sind. Bereits jetzt gibt es am Frankfurter Landgericht zwei extra eingerichtete Aktenräume für den Fall.

Silicon-Redaktion

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