Office wird durch den Live Communication Server mobil

Microsoft rührt die Trommel für den Live Communication Server. Die sichtbaren Neuerungen hängen aber noch von vielen Außenfaktoren ab, um eingesetzt zu werden.

Im Vorfeld des für Anfang nächsten Jahres angekündigten Live Communication Server hat sich die Office-Abteilung von Microsoft viel vorgenommen. Sie will die tägliche Routine für Außendienst und mobile Mitarbeiter in Unternehmensumgebungen wesentlich besser gestalten. Und weil die Anwender sehr unterschiedliche Funktionen nutzen, will der Konzern seine Produkte besser segmentieren. Christian Obermayer, Product Manager Office bei Microsoft, sieht im Gespräch mit silicon.de bald viele Vertriebler und Office-Anwender mit einem speziell ausgestatteten Tablet-PC herumlaufen, der ihren Bedürfnissen entgegenkommen soll.
“Alle Versionen gerechnet haben wir jetzt weltweit etwa 400 Millionen Office-Nutzer – und jeder von ihnen nutzt unser Produkt auf manchmal überraschende Art anders”, beschreibt er. So seien die breiten, komplexen CRM-Programme (Customer Relationship Management) für so manchen Mittelständler undenkbar teuer und komplex – Microsoft bediene deren Bedürfnisse lieber mit abgespeckten ‘Customer Management’-Produkten, die die Grundfunktionen der Kundendatenbetreuung erlauben. Ähnlich fokussiert stellt er die Überarbeitungen dar, die der Konzern für den Einsatz im mobilen Umfeld adaptiert hat.

Sogar die grundlegenden Office-Funktionen wie Textverarbeitung sind, so sagt er, bisher für alle Kunden “über einen Kamm” gebaut gewesen. Hier will Microsoft auch angreifen und die Bedürfnisse stärker berücksichtigen. Der Produktmanager beschreibt: “Ein Forscher oder Doktorand hat für seine Texte nicht nur funktional andere Ansprüche an ein Textverarbeitungsprogramm, wie Fußnote und Nummerierung – um nur die einfachsten zu nennen -, er wird auch vom Speicherplatz her schneller an die Grenzen stoßen als jemand, der mit dieser Office-Funktion nur hin und wieder einen Brief schreibt.” Diese Unterschiede will Microsoft in Zukunft stärker angehen und besser kommunizieren.

Im Mittelpunkt steht für ihn unter anderem ‘Outlook 2003’. “Wir haben die Funktionsweise, nicht nur das Aussehen, radikal überholt und sind weggegangen vom tabellarischen Aufbau, der viele unnütze Informationen enthielt – jetzt gibt es eine ergonomischere Benutzerführung, die bedarfsorientierter ist”, so Obermayer. Dazu gehörten auch neue Sicherheitsfunktionen. “Bei hmtl-Newslettern beispielsweise können sich zusammen mit den Bildern für Spammer interessante Informationen entfalten – deshalb werden die Bilder in solchen Formaten automatisch ausgeschnitten und nur bei Bedarf kann sie der Anwender aktiv mit zwei Mausklicks hochladen.” Spezielle Ordnungs- und Suchfunktionen tragen dem steigenden Mail-Aufkommen Rechnung, das der Manager mit “heute fünfmal so viel wie letztes Jahr” beziffert.

Und damit auch komplexere Anwendungen ausgeführt werden, könne ein Tablet-PC mit dem Programm und einer GPRS-Anbindung über https eine Anfrage an den Firmen-Server senden. Das habe nicht nur Zeitvorteile, sondern bringe auch Sicherheitsvorteile durch eine abgespeckte Anzeige von beispielsweise neuen Mails beim Abgleich mit dem Client. Die Anzeige einer Kopfzeile und der ersten drei Zeilen genügt für die Entscheidung, eine Nachricht unterwegs zu lesen oder abzulegen, so der Microsoft-Mann. Dafür sorgt ein Cache auf der Festplatte, der sich automatisch als Web-Anwendung mit dem Server abgleicht und nur bei Bedarf seinen Inhalt weitergibt, was die Performance verbessern soll. Bei der nächsten Version, lässt Christian Obermayer durchblicken, sei aber dank UMTS an mehr Rich Content gedacht.

Auch bei der Funktion ‘Share Point’, der ehemaligen Frontpage-Technik, die als geschütztes Intranet-artiges Web-Portal in Arbeitsgruppen fungiert, soll es Obermayer zufolge bald Neues zu berichten geben. Hier sollen Dokumente gemeinsam abgelegt und – Versionsverlauf und Aus-Check-Funktion inbegriffen – im Team oder einzeln bearbeitet werden können.

Bislang gibt es die Testversion und Vollversion der Client- und telefonbasierten Konferenzfunktion ‘Live Meeting’ , zugekauft mit der Übernahme der Firma Placeware, nur in englischer Sprache. Aber: “Wir wollen noch vor der CeBIT 2005 auch den deutschen Anwendern zeigen, dass ein interaktives Konferenzsystem auch einfach und effektiv sein kann.”

Dabei sei das “Bild” nunmehr, wie er sagt, endlich relevant. “Statt der Kollegen-Gesichter bei einer Sitzung über größere Entfernungen gibt es hier die Powerpoint-Präsentationen oder Dokumente zu sehen, die auf dem Client liegen und von dort hochgeladen werden – darüber liegt der synchronisierte, gesprochene Ton dank einer Verknüpfung mit dem System beim Telefonkonferenzanbieter”, sagt Obermayer. Die gesamte Datei könne dann wiederum in Share Point eingestellt und abgerufen werden. Chat-Funktionen und VoIP-Unterstützung nach Bedarf runden das Angebot ab. “Alles was die Kunden dafür brauchen, ist ein Browser, der ActiveX kann.” Sogar über ein Smartphone soll dies funktionieren.