Quartal 1 n.F. : “HP muss Marathon laufen”
Mark Hurd, der neue Chef bei Hewlett-Packard, kann einen dicken Haken an den 17. Mai 2005 in seinem Kalender machen, denn er hat Bewährungsprobe bestanden.
Mark Hurd, der neue Chef bei Hewlett-Packard (HP), kann einen dicken Haken an den 17. Mai 2005 in seinem Kalender machen. Denn für den Leiter des Computerkonzerns war es ein guter Tag. Die erste Bewährungsprobe hat er gut, ja erstaunlich positiv, bestanden.
Quartal 1 nach Fiorina (n.F.) fiel nämlich ganz gut aus. Es waren keine unfassbaren Gewinne zu verzeichnen und keine bodenlosen Verluste zu beklagen. Eigentlich war es eine ganz normale Meldung mit ihren üblichen Höhen und Tiefen. Und doch – Mark Hurd ist viel Lob entgegengebracht worden. Die Überschriften in den Zeitungen müssen ihm einfach gefallen. Von “Erwartungen übertroffen” über “HP holt wieder auf” bis hin zu “HP verdient wieder” heißt es da. Damit hat er wohl selbst – in seiner bescheidenen Art – nicht wirklich gerechnet. Es sei “noch viel Raum für Verbesserungen”, so Hurd.
“Wir müssen uns beeilen und HP fit machen für einen Marathon”, sagte der neue Chef. Übersetzt heißt das wohl soviel wie: Es gibt viel zu tun, packen wir es an. In den kommenden Monaten werde es neue Pläne für die einzelnen Geschäftszweige geben. Man kann damit rechnen – die Vermutung sei erlaubt – dass Hurd einiges rückgängig machen wird von dem, was Fiorina in Gang gesetzt hat, allen voran die Idee, einzelne Geschäftsbereiche ganz auszulagern. Auch der Plan, die Drucker und die PC-Sparte zusammenzulegen, könnte kippen.
Carly Fiorina hatte das Unternehmen sechs Jahre lang geführt und war vor allem durch die Übernahme von Compaq bekannt geworden. Nach Meinungsverschiedenheiten mit dem Vorstand musste sie im Februar ihren Posten räumen. Für den Kauf des Konkurrenten war sie anfangs gelobt worden, die Integration in HP sah nach einem Erfolg aus. Mit ein paar Jahren Abstand kommen aber einige Experten zum Ergebnis, dass es auch Nachteile hatte, einen Riesen wie Compaq in die Tasche stecken zu wollen. HP ist ein paar Mal auf der Erfolgsstrecke orientierungslos geworden und hat Boden gegenüber der Konkurrenz verloren. Ein Beispiel ist die Druckersparte, die im fast aussichtlosen Preiskampf mit Dell und Lexmark liegt.
Selbstverständlich musste sich der Neue auch kritische Stimmen anhören. Manche Analysten meinen, die aktuellen Zahlen hätten noch nichts mit dem Führungswechsel zu tun. HP sei vielmehr immer noch im Hintertreffen was die Gewinne angeht, beispielsweise im Vergleich zu Dell. Das sei alles noch ziemlich “suboptimal”, sagte ein Experte von Bear Stearns gegenüber der US-Presse.
Das abgeschlossene zweite Quartal hat HP einen Nettogewinn von 966 Millionen Dollar eingebracht, was einer Steigerung von 9 Prozent entspricht. Die Umsätze sind zwar in allen Sparten gestiegen, aber Profit gab es nur für die PC-Abteilung und die ‘Enterprise Storage and Server’-Gruppe. Die Druckersparte – Kerngeschäft des Konzerns – muss einen Gewinnrückgang von 952 auf 814 Millionen Dollar hinnehmen.