SAP und Intel investieren in PHP
Das Investment der Branchengrößen in Zend Technologies zeigt, dass die Script-Sprache mehr und mehr auch für Unternehmensanwendungen interessant wird.
Intel Capital und SAP Ventures wollen über das Unternehmen Zend in die Programmiersprache PHP (Hypertext Preprocessor) investieren. Zwar wurde nicht bekannt, welche Summen die neuen Investoren gezahlt haben und wie viel davon in die Entwicklung fließen soll, doch zeigt das Engagement der Konzerne, dass die Open-Source-Sprache, die vor allem bei dynamischen Webanwendungen eingesetzt wird, jetzt auch im Enterprise-Umfeld heimisch wird. Zend hat die Performance von PHP mit seiner Zend-Engine verbessert und die Verbesserungen an die Open-Source-Community weitergeben.
Seit 2003 schreibt das Unternehmen mit Services und Tools wie ‘Zend Studio’ oder ‘Zend Platform’ rund um PHP schwarze Zahlen. Die Finanzspritzen der beiden Hersteller sind für Zend zwar erfreulich, jedoch haben die beiden Unternehmen unterschiedliche Motive. “Intel wird zusammen mit Zend daran arbeiten, dessen PHP-Lösung für die Nutzung mit Intel- basierten PCs und Servern zu optimieren”, erläuterte Will Swope, Vice President und General Manager von Intels Software and Solutions Group, das Engagement des Chipherstellers. Sein Unternehmen investiere in Firmen, die robuste Werkzeuge für die Open-Source- und PHP-Entwicklergemeinde anbieten, “mit denen Unternehmen geschäftskritische PHP-Anwendungen in einigen Wochen statt Monaten einsetzen können”, so Swope weiter.
“SAP will, dass wir die Schnittstellen für verschiedene Enterprise-Software optimieren”, erklärte Pamela Roussos, Vice President Marketing bei Zend. Zunächst werde diese Anbindung jedoch nur auf der PHP-Seite für die Produkte NetWeaver, SAP R3 und R4 vorangetrieben. Bis jetzt habe sie allerdings noch nichts gehört, dass Zend auch in der SAP-Software selbst Schnittstellen schaffen soll.
Gerade in Deutschland sei PHP sehr stark etabliert, betont Roussos. Die meisten Kunden habe Zend in den USA, doch mit wenig Abstand würde an zweiter Stelle Deutschland folgen, was ein Indiz für die Verbreitung und Bedeutung der Sprache sei. So habe zum Beispiel auch Oracle im Sommer den Application Server 9i mit vollem Support für die Script-Sprache veröffentlicht. Im Mai 2004 hat der britische Web-Dienstleister Netcraft 16 Millionen Domains festgestellt, die PHP einsetzen. Allerdings dürfte der tatsächliche Nutzerkreis um einiges höher sein.
Ein erstes Beispiel für die Verknüpfung von SAP-Software mit PHP kommt von dem Dienstleister Ventasoft. Der hat für die Deutsche Telekom in eine Online-Vergabe-Plattform das Walldorfer SAP/R3-Einkaufssystem integriert. Die Tochter T-Com wird dieses Portal für die Vergabe von Tiefbau- und Montageleistungen einsetzen. 2003 hatte dieser Bereich ein Volumen von 300 Millionen Euro. “T-Com rechnet durch dieses Projekt mit Kosteneinsparungen von rund einer Million Euro pro Jahr”, erklärt Stefan Scherf, Geschäftsführer bei Ventasoft in einer Mitteilung. “Erreicht werden die Einsparungen durch das PHP-basierte Portal, das den Vergabeprozess automatisiert und dessen reibungsloser Integration in das SAP-System von T-Com.”
“Die strategischen Investitionen von Intel Capital und SAP Ventures werden für den Aufbau einer kommerziellen Infrastruktur genutzt, um PHP in Unternehmen zu unterstützen. Dies stärkt sowohl die Position von PHP als auch die von Zend als führender PHP-Anbieter”, sagt Doron Gerstel, President und CEO von Zend Technologies. Die Kombination aus der kontinuierlichen Entwicklung eines soliden Ökosystems rund um PHP und den Investitionen von Intel und SAP zeige, dass Zend und PHP reif für den Einsatz in Unternehmen seien.
Doch das SAP-Investment ist nicht das einzige Beispiel für den ‘Reifeprozess’ der Sprache. Mit der aktuellen Version 5.0, die im Sommer veröffentlicht wurde, kann PHP besser mit XML-Anwendungen korrespondieren. Eine zusätzliche Funktion ‘SimpleXML’ ist eine Art “XML für Dummies”, die es Entwicklern erlaubt, XML-Dateien wie PHP-Objekte zu handhaben. PHP-Entwickler sind so in der Lage, ohne große Vorkenntnisse XML zu integrieren. Das Feature ‘SQLite’ ist eine SQL-Bibliothek für kleine Datenbankanwendungen und bietet vor allem Unterstützung für Webservices. “Wir glauben, dass sich das immer mehr zum Standard entwickeln wird”, sagt Zeev Suraski, CTO und Mitgründer von Zend, gegenüber silicon.de. “Deshalb unterstützen wir Webservices in der neuen Version, damit die Anbindung einfacher wird und die Entwickler sich auf ihre Anwendungen konzentrieren können.”
Durch die große Verbreitung wird PHP auch als Service interessant. “Wir haben in den USA drei Mitarbeiter, die direkt Beratungsservice für PHP-Projekte bieten”, erklärt Pamela Roussos. Ein Beispiel sei hier der Web-Dienstleiter Signature Networks. “Sie hosten die Seite der Rockband U2, und für die neue LP waren unsere Leute bei dem Provider vor Ort, um eventuell Probleme mit dem zusätzlichen Traffic abzufedern.” Auch in Deutschland will Zend sein Know-how künftig besser vermarkten. “Bislang haben wir einen Service-Mitarbeiter, der sich vor allem um das Partnergeschäft kümmert”, erklärte Roussos. Doch solle die deutsche Niederlassung 2005 erweitert werden. Direktvertrieb werde es hier aber nicht geben. Das werde über Partner abgewickelt.