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Microsoft verteilt Software-Fixes nur noch gegen Registrierung

Microsoft will es so genannten Software-Piraten schwerer machen, Betriebssysteme und Lösungen zu nutzen – das soll auch das Kopieren an sich und den Vertrieb von Raubkopien beeinflussen, hofft der Konzern. Dafür hat Microsoft jetzt eine neue Methode gefunden: Die Fixes sollen knapper werden. Die Branche ist darüber geteilter Meinung.
Das neue Programm ‘Windows Genuine Advantage’ wird jetzt nach und nach weltweit umgesetzt. Bald müssen alle Nutzer vor jedem Update oder Fix gesondert nachweisen, dass sie eine gültige Lizenz besitzen und ihre Software ordnungsgemäß gekauft ist. Das Programm soll die Anfragen für Fixes stärker überwachen und ‘schwarze Schafe’ erkennen. Microsoft gibt dabei offen zu, vor allem Kleinunternehmen und Privatnutzer im Auge zu haben. Diese würden oft ohne eigenes Wissen die nachgemachte Software kaufen, wiegelt Microsoft ab.

Freiwillig und anonym, betont der Konzern, erfolge die Prüfung. Volumenlizenz-Kunden müssen diesen Validierungsprozess nicht durchlaufen. Bei Kunden mit bereits aktivierter Windows-Version geschieht die Validierung automatisch. Die ‘braven’ Nutzer erhalten als Belohnung Zusatzprogramme und einen schnelleren Zugang zum nächsten Update. Nutzer, die diese Nachregistrierung wiederholt nicht erfolgreich abschließen, sollen zwar weiterhin nicht vom Erwerb von Fixes ausgeschlossen sein, so der Konzern. Aber sie sollen eine Art abgespeckte Version der Updates und Fixes erhalten, die nicht die vollen Funktionalitäten und Optionen enthält. Wie dies konkret aussieht – ob ein Loch vielleicht nur zur Hälfte ‘gestopft’ wird – ist noch nicht bekannt.

Die ersten Analysten gratulieren. Schließlich sei die Verteilpolitik für Fixes eine der wirksamsten Waffen, die ein Softwarehersteller hat. Hiermit kann er einen Anwender vor Gefahren und Löchern schützen – oder ihm diesen Schutz entziehen. Der Schritt, der seit gestern gilt, wird somit als ein brauchbarer Weg betrachtet, das mittlerweile etwas kostspielige Piraterie-Problem in den Griff zu bekommen. Zumindest teilt der Analyst Rob Enderle von der Microsoft-nahen Enderle Group diese Ansicht. Er sagt, das stringentere Authentifizierungssystem, das nur noch verifizierten Lizenzinhabern einen Zugang zu notwendigen Patches geben soll, werde erfolgreich sein.

Seiner Ansicht nach setzt Microsoft hierbei an genau der richtigen Stelle an und schützt sein geistiges Eigentum. Da die Angriffe aus dem Netz immer anspruchsvoller und komplexer werden, sei es richtig, nur noch die zahlenden Nutzer voll zu schützen. Anwender mit Raubkopien der Software seien den neuen Angriffen letztlich schutzlos ausgeliefert. Enderle scheint diesen Gedanken zu mögen. Immerhin will Microsoft in einigen Ländern – Tschechische Republik, China und auch Norwegen – günstigere Versionen anbieten, damit die Raubkopie-Nutzer umsteigen können. Hierzulande läuft das Programm ebenfalls schon einige Monate; nach Unternehmensangaben ist es erfolgreich.

Nicht so begeistert sind Security-Experten wie Russ Cooper von Cybertrust. Seine Ansicht ist es, dass die Sicherheit allgemein nachlassen wird, wenn das immer noch meist verbreitete Betriebssystem in nicht abschätzbarer Anzahl ungeschützt ist. Er zweifelt die Attraktivität und Durchsetzbarkeit des Programms an, und ihm schwant eine Zukunft voller ungepatchter Systeme. Es würde weltweit den Web-Kriminellen mehr Möglichkeiten geben. Vor allem, weil die ungeschützten Rechner zu einer Vielzahl weiterer Attacken genutzt werden können. Das könnte Myriaden von Security-Lösungen der letzten Jahre unter Umständen nutzlos machen. Cooper sagt, er befürchtet dadurch eine riesige Welle neuer und bösartiger Angriffe.

Er lobt zwar Microsofts Willen, den Nutzern von möglicherweise kopierter Software den Zugang zu Fixes nicht grundlegend abzuschneiden. Allerdings hätte der Konzern seiner Ansicht nach gar keine andere Wahl, als diesen Weg über kurz oder lang auch zu versperren. Microsoft werde sich den Goldesel Betriebssysteme dadurch wieder berechenbarer machen. Cooper gegenüber der Nachrichtenagentur AP: “Microsoft hat eigentlich gar keine andere Wahl, wenn das Unternehmen die Millionen von Nutzern stoppen will, die geraubte Software nutzen.”

Die Business Software Alliance (BSA) beziffert den dadurch entstandenen Schaden in der Herstellerbilanz auf über 1 Milliarde Dollar im Jahr. Dieser Industrieverband mit Microsoft auf der Kommandobrücke stöbert seit Jahren auf der Suche nach unlizenzierter Software durch die Unternehmenslandschaft. Mit wechselndem Erfolg appelliert die BSA auch an die Anwender selbst.  36 Prozent der Nutzer weltweit verwenden laut der Marktforschung von IDC raubkopierte Software.

Das neue Microsoft-Programm soll hier ansetzen und läuft bereits in verschiedenen Ländern, darunter die USA, in der Pilotphase. Diese läuft bis Mitte des Jahres, danach sollen alle Windows-Downloads über Windows Update sowie aus dem Download Center ausschließlich über den genannten Prozess möglich sein. Microsoft spricht von 5 Millionen Nutzern, die die Validierung weltweit bereits durchlaufen hätten. Bis Ende dieses Jahres soll sich zeigen, ob diese Politik sinnvoll war. Und dann wird auch klar sein, wer mit seiner Voraussage recht hatte: Enderle oder Cooper.

Silicon-Redaktion

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