Deutsche IT-Leiter haben die ‘Software-Initiative Deutschland’ (SID) gegründet. Ziel der SID ist es nach eigenen Angaben, Investitionen in Software langfristig zu sichern. “Angesichts des hohen Innovationstempos mit immer neuen Applikationen, Rechnerplattformen und Programmiersprachen wird vergessen, dass 70 Prozent aller wichtigen Anwendungen heute noch in Altsprachen wie Assembler, Cobol oder PL/1 laufen und auf Mainframes arbeiten”, sagt Helmut Blank, Vorsitzender der Initiative. Wenn die Oldie-Software stillstehe, komme Deutschland zum Erliegen.
Nach SID-Angaben wurden in Deutschland bislang etwa 2 Billionen Euro in Bestandsapplikationen wie Cobol investiert. Danach werden täglich etwa 30 Milliarden Transaktionen über Cobol-Anwendungen abgewickelt, die auf rund 45.000 Großrechnern laufen. Für die Wartung der Oldie-Software werden etwa 10 Milliarden Euro jährlich aufgewendet.
Durch Änderungen in den Geschäftsprozessen, Firmenzusammenschlüsse, neue gesetzliche Anforderungen, Dienstleistungen und Produkte, steigenden Wettbewerbsdruck und verändertes Kundenverhalten seien die Unternehmen jedoch zur ständigen Anpassung der Bestandssoftware gezwungen. Diese Änderungen würden immer kostenaufwändiger, weil die alten Programme sehr komplex seien. Dazu komme, dass viele Cobol-Programmierer längst im Ruhestand seien.
Allein die Umstellung der etwa 240 Milliarden Cobol-Programmierzeilen auf eine moderne Programmiersprache würde nach SID-Angaben rund 6 Billionen Euro kosten und den Kostenrahmen der öffentlichen Haushalte und Volkswirtschaften sprengen. Hinzu kommt, dass die Überführung Jahrzehnte benötigen würde und die heute modernen Umgebungen bis dahin schon wieder veraltet wären. “Java ist das Cobol der Zukunft”, beschreibt Blank den rasanten Generationswechsel.
Die SID will zunächst Anwendungen für die Modernisierung, Überführung und Wartung der alten Programmiersprachen bereitstellen. Diese Software soll Unternehmen und Verwaltungen dabei helfen, ihre Anwendungen zu konsolidieren und für neue Applikationen zu öffnen. Allein durch den Einsatz moderner Wartungstools lasse sich der Pflegeaufwand für die Oldie-Software um etwa 40 Prozent reduzieren, heißt es.
Die Reduzierung der Altlasten setzte zudem Ressourcen für die Entwicklung neuer Applikationen frei. Derzeit entfielen in den Unternehmen im Durchschnitt nur 20 Prozent der Softwarekosten auf neue Entwicklungen – der Löwenanteil von 80 Prozent gehe für Anpassungen, Weiterentwicklungen und Wartung drauf. “Wenn es gelingt, dieses Verhältnis auf 50:50 zu verbessern, würde sich Deutschland zu einer sprudelnden Software-Quelle entwickeln”, so Blank.
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