Tech-Cuisine: Sushi kommt aus dem Tintenstrahldrucker
So dünn wie japanische Köche mit japanischen Messern japanische Fische aufschneiden, könnte das zarte Ergebnis auch Papier sein.
So dünn wie japanische Köche mit japanischen Messern japanische Fische aufschneiden, könnte das zarte Ergebnis auch Papier sein. Gedacht, getan. In Chicago hat jetzt ein Koch einen Tintenstrahldrucker so modifiziert, dass er Esspapier aus Maisstärke und statt der giftigen Tinte leckere, gewürzte Sojasoße verarbeiten kann. Mit dieser farbigen Mischung wird dann ein Bild von Sushi-Röllchen, Algen und Kaviar gedruckt. Eigengeschmack kommt in Pulverform auf die Papierrückseite, dann werden die Sushi ausgeschnitten und angerichtet – fertig ist das Menü.
Und die Chicagoer sind laut der New York Times begeistert. Sie hatten noch nie das Vergnügen, das Restaurantchef Homaro Cantu ihnen im Restaurant ‘Moto’ bereitet: Sie können sogar die Speisekarte essen. Als moderne Variation der guten alten Buchstabensuppe können sich die Gäste ihre Speisekarte in Bouillon servieren lassen. Die Suppeneinlage schmeckt dann nach dem Motto “du isst, was du liest” nach dem, was gerade aufgedruckt ist. Eine abgebildete Kuh darf dann schon mal nach Beuf Stroganoff schmecken, dank der Verbindung von Hightech und kulinarischer Kreativität.
Cantu freut sich auf weitere Experimente mit den natürlichen Zutaten in einem Hightech-Kochprozess. Essbare Postkarten mit Abbildungen von Nahrungsmitteln und dem entsprechenden Geschmack sind seine momentane Leidenschaft. Doch er strebt nach neuen Ufern und fragt sich: “Wie könnte das Bild ‘Relativität’ von M.C. Escher schmecken?”
Die Gastronomie hat aus seiner Sicht die Zeiten von Höhlenmensch und Säbelzahntiger noch nicht hinter sich gelassen. Essen werde lediglich mehr oder weniger phantasielos zubereitet, serviert, gegessen und abgeräumt. Das gefällt ihm nicht. Die Gastronomie müsse mit der Evolution des Menschen Schritt halten, sagt der Koch, der von Restaurantkritikern als ‘Salvador Dalí der Küche’ betitelt wird. Er will die Technik – zum Beispiel einen Laser zum Brotbacken – dazu einsetzen, die Art zu verändern, wie Menschen ihre Nahrung wahrnehmen und verspeisen. Die Kochkunst müsse sich dabei erst einmal an die Höhen der Technik heranpirschen. Also: verrückter Wissenschaftler trifft Gourmet-Koch? Mitnichten, sagt der 28-jährige Cantu. Leute, die 250 Dollar und mehr für ein Menü ausgeben, bei dem sie mit Mühe satt werden, seien einfach der Steaks und Spiegeleier müde und wollten etwas erleben.
Nur eine Erleichterung wünscht sich der Technik-Freak mit Schürze: einen Dreidimensional-Drucker. Schließlich musste er seine Ausdrucke bislang immer noch per Hand mühsam zu einem Sushi-Röllchen zusammenbauen. Das ist technisch nicht ganz auf der Höhe. Und damit die Kellner im Moto nach Feierabend nicht mehr so schmerzende Füße haben, bringt Cantu seinen Kreationen jetzt mit Helium das Fliegen bei.