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Team Sun/Microsoft erntet neue Kritik aus den eigenen Reihen

Die Partnerschaft zwischen Sun und Microsoft könnte bald hinfällig sein, daran kann auch die neue Initiative zu gemeinsamen Service Oriented Architectures nichts ändern. Schließlich will die EU Microsoft zu ganz ähnlichen Öffnungen verdonnern, wie sie Sun exklusiv und bilateral mit Microsoft abgeschlossen hatte – nur gilt diese Öffnung dann für die ganze Industrie und die Vereinbarung mit Sun ist das Papier nicht mehr wert, auf dem sie steht. Das ist die Befürchtung von James Gosling, Chief Technology Officer der Sun Developer Products Group und Wissenschaftler für Java-Fragen bei Sun Microsystems.
Auf einer Veranstaltung vor Entwicklern im australischen Sidney sagte er offen, bei Sun werde noch daran gearbeitet herauszufinden, was der knapp zwei Milliarden schwere Vertrag zur Lösung von Patentstreitigkeiten denn nun eigentlich beinhalte. In diesem Prozess sei klar geworden, dass vom Vertragsinhalt mit der Zeit weniger und weniger übrig bleibe, je weiter die Verhandlungen zwischen der EU und Microsoft gedeihen. Seiner Einschätzung nach wird Europa den Konzern soweit bringen, bestimmte Details früher oder später offen zu legen, zitiert ihn die US-Presse.

Genauer gesagt, beinhalte die Regelung zwischen Microsoft und Sun nur, dass “wir deren proprietäre Spezifikationen und Informationen benutzen dürfen, um unsere Entwicklungen zu bauen”. Doch neben der Tatsache, dass die Veröffentlichung dieser Informationen nicht erlaubt sei – beispielsweise um ein Open-Source-Projekt zum Laufen zu bringen, wie er scherzhaft meint -, hat die Vereinbarung für Sun noch ein paar andere Haken.

So sei es zwar möglich, mit den erlangten Informationen über die Datensysteme und Folder eigene, echt interoperable Produkte zu bauen, statt das mühsame Reverse Engineering für die Designs zu verwenden. Aber auch Reverse Engineering ist seiner Ansicht nach endlich. Er warnt davor, dass gerade Microsoft versuchen könnte mit Regelungen wie dem U.S. Digital Millennium Copyright Act (DMCA), das Konzept des Reverse Engineering aus Urheberrechtsgründen zu unterbinden. So könnte Open-Source-Projekten wie Open Office und Samba die Luft abgeschnürt werden, auch wenn Sun aufgrund der Vereinbarung direkt mit den Informationen arbeiten kann. Microsoft habe sich hier eine Vormachtstellung dadurch erworben, dass die DMCA nur ‘Digital Rights Management’-fähige Produkte mit besonderen Pflichten belege – weil Microsoft aber in “nahezu alles” DRM-Funktionen eingebaut habe, unterliege auch alles den drohenden Verboten. Gosling zeigt sich von dieser Perspektive gar nicht erbaut.

Einstweilen geht ein anderer Sun-Manager mit einer vertragsspezifischen Erfolgsmeldung an die Öffentlichkeit. Distinguished Engineer Hal Jespersen stellte auf der Konferenz ‘Web Services on Wall Street 2005’ eine gemeinsame Initiative von Sun und Microsoft vor, mit der über besseres Identity Management schneller und besser gemeinsame Web Services gestrickt werden sollen – im Namen der Interoperabilität und der Nutzerakzeptanz. Sun und Microsoft, so stellt er heraus, wollten das Schisma überwinden, das die Industrie bei der Identity-Management-Zusammenarbeit bislang getrennt hatte.

Silicon-Redaktion

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