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HP-Chefin Carly Fiorina zurückgetreten

Die IT-Branche ist um eine prominente Persönlichkeit ärmer – zunächst. Carleton Fiorina, tatkräftige CEO und Chairman bei dem IT-Konzern Hewlett-Packard (HP) muss den Konzern verlassen und hat damit die Gerüchte um Differenzen zwischen ihr und anderen Board-Mitgliedern indirekt bestätigt. Verschiedene Auffassungen über die strategische Ausrichtung werden als Grund für den Rücktritt genannt.
Die Nachfolge Fiorinas wird zunächst Chief Financial Officer Robert Wayman antreten. Wer der nächste CEO wird, ob er intern oder wie Fiorina extern gesucht wird, und was Fiorina jetzt beruflich tun wird, ob sie vielleicht zurückgeht zu ihrem ehemaligen Arbeitgeber Lucent  – das alles steht derzeit noch nicht fest. Die Top-Managerin sagte in einer Stellungnahme lediglich, sie bedaure die Entscheidung und wünsche dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern viel Erfolg.

Fiorinas Nachfolgerin auf dem Verwaltungsrats-Sessel wird Patricia Dunn, die ihre Aufmerksamkeit weniger auf den Gesamtkonzern denn auf die einzelnen Abteilungen richten will – etwa wie Siemens es versucht. Dunn dankte Fiorina und sagte, sie habe dem Konzern seine Schlagkraft zurückgegeben.

Allerdings, so bemerkt Douglas Hayward vom Marktforschungsunternehmen Ovum, muss sich die erfahrene Top-Managerin auch Kritik gefallen lassen. Der Senior Analyst wirft Fiorina vor, dass HP unter ihrer Führung zuwenig Synergien zwischen der Hardware, den Services und der Software betrieben habe, die Services zuwenig ausgebaut und allgemein die Leistung der einzelnen Abteilungen nicht genügend vorangetrieben habe.

“Die Frage ist, ob HP eine neue Stoßrichtung oder einen neuen Fahrer braucht”, sinniert Hayward, und kommt zum Schluss: “Wir glauben, es braucht eine neue Stoßrichtung. Unserer Ansicht nach hat HP ein breites Portfolio, dessen Einzelteile nicht gut genug miteinander arbeiten. Um das zu reparieren braucht es Strategie, nicht nur Ausführung.”

Er hält die Entscheidung des Board für konsequent, weil die Analyse der einzelnen Business-Units die schlechte Cross-Performance der einzelnen Abteilungen ans Licht gebracht hatte. Offenbar geworden war beispielsweise die schlechte Leistung in der PC-Abteilung, nachdem IBM seine eigene PC-Sparte an Lenovo verkauft hatte. Das hat seiner Ansicht nach den Stein mit ins Rollen gebracht, über den Fiorina jetzt gestolpert ist.

Aber er hält der Chefin zugute, dass sie den Ende der 90er Jahre etwas angestaubten Konzern wieder in die Top Ten der IT-Industrie geführt hatte. Die intern schwer umstrittene Übernahme von Computerhersteller Compaq Anfang 2001 war trotz aller Unkenrufe ihr Geniestreich – damit rutschte HP im PC-Bereich auf das Treppchen der ersten drei; HP pirschte sich zeitweise nahe an die Rivalen IBM und Dell heran. Ihr Ansatz aber, Consumer und Business-Kunden gleichermaßen mit innovativen Produkten bedienen zu wollen, wurde letzthin kritisiert.

Silicon-Redaktion

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