Kaufrausch im europäischen Technologiemarkt

In Zeiten schwachen Wachstums versuchen Technologiefirmen, durch Übernahmen an Masse zu gewinnen. Privat gehaltene Unternehmen sind die begehrtesten Kaufobjekte.

Die Werte der zugekauften Technik-Firmen in Europa sind beachtlich. So schlugen die Zukäufe im ersten Halbjahr 2005 mit einem Volumen von 107 Milliarden Dollar zu Buche. 2004 und 2003 waren es im selben Zeitraum nur um die 50 Milliarden Dollar Volumen, 2003 wechselte im ganzen Jahr nicht so viel Geld den Besitzer – da waren es nur 98 Milliarden Dollar in zwölf Monaten.

Die Investment-Banker sehen ein vorsichtiges Zeichen der Neuerung am High-Tech-Markt. So sind es einer Mitteilung von Regent Associates zufolge vor allem innovative Firmen, die das Interesse anderer auf sich zogen: Mit 416 Zukäufen ist der große Bereich Computer Services der begehrteste; mit 337 Transaktionen waren die Firmen aus dem Medienbereich (auch Web) und den angewandten Applikationen auch sehr attraktiv; an dritter Stelle standen die Firmen der TK-Branche, sie gingen 193 Mal über den Tisch, weil vor allem im Bereich Internet Service Provider und im Hosting-Sektor Konsolidierungsbewegungen auszumachen sind. Für Rowell ist damit klar, dass die Zeiten des reinen Infrastrukturaufbaus zunächst vorbei sind und nunmehr die Anwendungen die Oberhand gewinnen. Der Einbau wettbewerbsentscheidender Technik ist ihm zufolge ein wichtiger Markttreiber.

Ovum-Analyst Richard Holway sieht die Bewegungen am Markt kritisch. Der Ausblick auf den europäischen Markt an sich lasse befürchten, dass sich an den Zukaufbewegungen auf absehbare Zeit nichts ändern werde. Daher rühren auch die Zukäufe, besonders aber die Konsolidierungen, von einem nicht so guten Marktausblick, sagt er. “Wer nicht organisch wachsen kann, der wird mit Konsolidierung und dem Beiwerk der Kostenreduzierung den beinahe einzigen Weg gehen, der ihn in die Lage versetzt, den Aktionären ein Umsatzwachstum zu präsentieren.” Einzig die Broker profitieren langfristig. Peter Rowell von Regent freut sich bereits auf das zweite Halbjahr.