Den Breitbandmarkt als Wirtschaftstreiber hat jetzt auch der Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement erkannt. Anlässlich der Öffnung eines neuen Portals mit einem so genannten Breitbandatlas sagte er: “Mit Hilfe unseres neuen Breitbandatlas können die Nutzer sich auf Gemeindeebene jetzt schnell, aktuell und anbieterunabhängig über die Breitbandversorgung in Deutschland informieren. Hierdurch wollen wir die Nachfrage nach Breitbandtechnologien stärken und Breitband-Anbieter zu Investitionen in die Erschließung bisher nicht versorgter Gebiete anregen.” DSL soll als Zugangstechnik durch schnellere Anbindungen abgelöst werden, eben durch Breitband.
Begeistert zeigt sich sogar der Verband alternativer Carrier VATM. Vorstand Jochen Grützner hält der Regierung vor allem die neue Transparenz zugute. Hier könne der Nutzer nun wirklich einmal nachvollziehen wie die Versorgung vorangehe. Das würde die DSL-Anbindung vor allem ländlicher Regionen beschleunigen.
Auch die Initiative D21 setzt Hoffnungen auf das Portal, das den Bundesbürgern Einblick in den Ausbau gibt. “Viele Anwender sehen in DSL die einzige Breitband-Zugangstechnologie”, sagte Thomas Ganswindt, Vorstandsvorsitzender der Initiative D21. Speziell in ländlichen Gebieten existiere häufig aber keine Möglichkeit für einen DSL-Anschluss. “Dabei gibt es Alternativen zu DSL, etwa TV-Kabel oder Satellit und darüber müssen wir stärker informieren, um den Wettbewerb zu stimulieren.”
Die Initiative D21 nahm die Gelegenheit wahr, auf den zügigen Ausbau des Breitband-Internets zu drängen. Nach Schätzungen der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) werden Breitbandtechnologien in Industrieländern bis 2011 mit einem Drittel zum Produktivitätszuwachs beitragen. D21 weist darauf hin, dass die Bundesrepublik diese Extraprofite verpassen könne, wenn sie nicht technologisch im internationalen Vergleich bestehe. Derzeit liegt das Land mit einer Breitband-Nutzung von 18 Prozent aller Haushalte aber weltweit nur auf Rang 22. Südkorea überflügelt alle anderen Länder mit einem Anteil von 76 Prozent.
Als erfreulich bezeichnete Ganswindt aber die Breitband-Zuwachsraten der vergangenen Monate: Die Zahl der Breitband-Anschlüsse hat sich in Deutschland seit Jahresbeginn von rund sieben Millionen auf geschätzte 8,5 Millionen und damit um rund 20 Prozent erhöht, rechnet er vor. Ziel sei jetzt, bis zum Jahresende die Zehn-Millionen-Marke zu knacken.
Peer Knauer vom Bundesverband der City- und Regio-Carrier (Breko), ist allerdings nicht ganz so zuversichtlich. Er fürchtet, dass es der Bundesregierung durch die Präsentation nicht gelingt, Investitionen zu stimulieren. “Denn unsere Unternehmen kennen die weißen Flecken”, sagt er. “Stimmen die Rahmenbedingungen, werden wir investieren. Hierzu zählt die vom Ministerium angesprochene wettbewerbsorientierte Vergabe der Wimax-Frequenzen und ebenso nach wie vor eine Verbesserung der Konditionen für den Zugang zur letzten Meile.”
Einstweilen ist die Marktforschung mit Deutschland als DSL-Markt aber mittlerweile zufrieden: Etwa 91 Prozent der Fläche seien derzeit versorgt, meint das Unternehmen Idate in einer neuen Studie. Da muss die Breitbandversorgung erst einmal hinkommen.
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