Weitere Übernahmen von IT-GmbHs zu erwarten

Der Outsourcing-Markt in Deutschland hatte im Jahre 2004 ein Volumen von 10,65 Milliarden Euro. Er verzeichnet weiterhin jährliche Wachstumsraten von etwa 8 Prozent und bleibt somit der Motor der IT-Dienstleistungsbranche. Bis 2008 wird der Outsourcing-Markt auf fast 15 Milliarden Euro ansteigen und dann die Hälfte des Marktvolumens im Bereich IT-Services ausmachen. Die Märkte für Projekt- und Supportdienste hingegen bleiben weiterhin unter starkem Preis- und Konsolidierungsdruck und wachsen nur um etwa 1 Prozent jährlich.

Im Gegensatz zum UK-Markt ist Outsourcing in Deutschland nicht durch Megadeals im öffentlichen Sektor getrieben, sondern bildet sich aus einer Anzahl von kleineren, selektiven Verträgen in der Privatwirtschaft, sowie der Übernahme von IT-GmbHs. Letzteres ermöglicht internationalen Unternehmen einen schnellen Markteintritt und überdurchschnittliches Wachstum. Dies wiederum gefährdet die Marktpositionen der etablierten Anbieter.

Konsolidierung der IT-GmbHs hält an

Die hohe Anzahl von IT-GmbHs, den IT-Töchtern großer Industrieunternehmen, ist eine deutsche Besonderheit, die in anderen Ländern in diesem Maße nicht existiert. Die kaptiven Umsätze dieser IT-Einheiten mit ihren Muttergesellschaften vergrößert den deutschen Outsourcing-Markt nochmals um etwa 25 Prozent. Die Umwandlung von kaptiven zu nicht-kaptiven Umsätzen, das heißt die Übernahme der IT-GmbHs durch IT-Dienstleister, bildet die größte Wachstumschance im deutschen Markt.

Das ist kein neuer Trend: Eine Reihe von IT-GmbHs sind bereits verkauft worden: Triaton, RAG Informatik, WestLB Systems, ETB. Doch dieser Trend wird anhalten, wenn auch nicht so schnell wie von vielen Akteuren erhofft. Die Käufer sind vorsichtiger geworden, was die (oft überhöhten) Preisforderungen der Muttergesellschaften angeht. Diese wiederum selektieren gründlicher, welche Teile ihrer IT verkauft oder ausgelagert werden können, und welche IT-Servicefirmen sich am besten als langfristig-strategische Partner eignen. Mit einer steigenden Anzahl an Wettbewerbern und deren oft unklarer Differenzierung gestaltet sich der Auswahlprozess schwierig und langwierig.

Trotzdem ist es für beide Seiten eine attraktive Option. Für IT Service Provider verbindet sich eine Übernahme in den meisten Fällen mit einem großen Outsourcing-Vertrag mit der Muttergesellschaft, eröffnet branchenspezifisches Know-how oder spezielle IT-Kenntnisse, und erzeugt oder verbessert die Visibiltät des Unternehmens im deutschen Markt. In vielen Fällen kann auch ein Marktzugangsweg zum potenziell lukrativen Mittelstandssegment gewonnen werden. Kein IT-Serviceunternehmen kann die Chancen, die sich durch die IT-GmbHs ergeben, ignorieren, da diese Deals eine signifikante Auswirkung auf die Wettbewerberlandschaft haben.

Übernahme von IT GmbHs verändert die Wettbewerbslandschaft

Der (nicht-kaptive) Outsourcing-Markt wurde in der Vergangenheit eindeutig von den Top 4 Anbietern (T-Systems, IBM, SBS und EDS) dominiert. Alle weiteren Wettbewerber rangierten mit großem Abstand hinter ihnen. Dies hat sich im letzten Jahr dramatisch verändert: Durch die Übernahmen von IT-GmbHs ist das Feld stärker zusammengerückt. Am stärksten gewachsen sind HP (durch die Triaton-Übernahme) und Atos Origin (durch Teilübernahme von Itellium). HP ist so in die Top 4 aufgerückt und Atos Origin hat sich vom zehnten auf den sechsten Platz in der Liste der Top-Outsourcer in Deutschland verbessert.

Da das Potenzial um die IT-GmbHs noch nicht erschöpft ist, erwarten wir weitere dramatische Veränderungen für die Zukunft. Insbesondere die Übernahme der folgenden IT-GmbHs hätten signifikante Auswirkungen auf die Anbieterlandschaft:


  • Lufthansa Systems
  • Siemens Business Services (oder Teile davon)
  • Gedas
  • Fiducia IT
  • Sparkasseninformatik
  • Postbank Systems
  • BASF IT Services
  • Bayer Business Services
  • Deutsche Bahn Systems
  • Deutsche Post IT Solutions

Dies setzt die etablierten Anbieter unter Druck, da ihre Positionen und Marktanteile ständig gefährdet sind, während sich gleichzeitig eine Konsolidierung im Markt fortsetzt. Dies bedeutet, dass der deutsche Outsourcing-Markt sich immer noch in der Entwicklungsphase befindet: Die Karten werden neu gemischt.

Für IT-Anwender bedeutet dies, dass sie bei Vertragsabschluss mit IT-GmbHs spezielle Absprachen treffen müssen, um bei möglicher Übernahme die Serviceleistungen weiterhin im gleichen Umfang und unter gleichen Bedingungen zu gewährleisten.

Silicon-Redaktion

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