Gib und dir wird gegeben – so scheint Microsofts neue Strategie im Umgang mit eigenen Erfindungen zu lauten. Was Redmond erforscht hatte, galt bislang als Betriebsgeheimnis und wurde eifersüchtig bewacht. Jetzt hat Microsoft jedoch das Programm ‘Intellectual Property Ventures’ (IP Ventures) gestartet. Damit erhalten Start-ups laut Redmond einen “günstigen Zugang” zu zunächst zwanzig patentierten Erfindungen.
Damit schlägt Microsoft einen Weg ein, den IBM und Sun vorgezeichnet hatten. Früher war es vor allem zwischen den Big Playern üblich, Erfindungen zu lizenzieren. Dann gingen Unternehmen wie IBM und Sun jedoch dazu über, kleineren Firmen Lizenzen anzubieten oder Patente kostenfrei zur Verfügung zu stellen.
IBM soll mit dieser liberalen Patentpolitik nach Angaben der New York Times 1 Milliarde Dollar jährlich einnehmen. Eine Summe, die auch ein steinreiches Unternehmen wie Microsoft nicht kalt lassen dürfte. Bereits vor zwei Jahren warb Redmond Marshall Phelps ab – damals IBM Vice President for Intellectual Property and Licensing. Phelps koordiniert jetzt, wie Microsoft mit seinen Erfindungen umgeht.
Und davon gibt es reichlich. In den Labors des Gates-Konzerns arbeiten 700 Forscher, Redmond investiert jährlich 7 Milliarden Dollar in ‘Research and Development’. “Microsoft Research ist ein riesiges Unternehmen”, sagte Matt Rosoff, Analyst bei ‘Directions on Microsoft’, der Nachrichtenagentur AP. Das Unternehmen könne sich nicht allen Erfindungen mit derselben Aufmerksamkeit widmen. Viele Forschungsergebnisse passten nicht in das Konzern-Portfolio oder seien ihrer Zeit voraus.
Genau diese Erfindungen dürften es sein, die Microsoft jetzt mit den Start-ups teilen will. Forschungsergebnisse, die Kern-Kompetenzen des Gates-Imperiums betreffen, sind freilich nicht darunter. Im Angebot ist unter anderem ‘BioCert’ – eine Technik, mit der man biometrische Informationen in Chipkarten einbauen kann. ‘LaunchTile’ bietet eine skalierbare Bedienoberfläche für PDAs und Smartphones. Und ‘Microsoft Portrait’ ist eine Technik, die die Übertragung von Videokonferenzen auf Handhelds verbessern soll.
Die Start-ups erhalten Zugang zu diesen Lösungen, sowie Schulungen. Im Gegenzug bekommt Microsoft Lizenzgebühren oder übernimmt Anteile am Start-up. “Wir werden die Partnerschaften so managen, wie das ein Venture Capitalist tun würde”, sagte David Harnett, Senior Director von Microsoft IP Ventures, in US-Medien. Microsoft übernehme freilich nicht den Part des Kapital-Gebers, sondern den des Technik-Gebers. Funktioniere die Zusammenarbeit, könnten neue Jobs und Unternehmen entstehen.
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