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Galileo soll Deutschlands Mittelstand nach vorne beamen

Und darauf, so betont er, komme es bei Galileo an. Schließlich soll sich die hochgenaue Ortung und Navigation mit Hilfe von Satelliten als boomende Branche erweisen. Bereits heute zählen die Anwenderfirmen solcher GPS-Lösungen schon Umsätze von rund 8 Milliarden Euro im Jahr. Die US-Luftfahrtbehörde FAA erwartet, dass sich diese Umsätze in nur zwei bis drei Jahren verdoppeln. Techniken und Dienste für die Ortung und Navigation gelten deshalb als eine Quelle für Wachstum und neue Jobs. Nach Berechnungen einer EU-Studie schafft die Satellitennavigation mit Galileo allein in Europa mehr als 140.000 Arbeitsplätze und Erträge von rund 9 Milliarden Euro pro Jahr.

Die bessere Ortung mit dem System soll sich auch in klingende Münze wandeln lassen. Die Entscheidung der EU zur Entwicklung des europäischen Navigationssatelliten-Systems wird daher von den Unternehmen als ein wichtiger Fixpunkt gesehen. Und dabei bezeichnen beide Konsortien es als unerheblich, ob die französisch geführte Industriegruppe um Alcatel oder die deutsch-französische Gruppe um EADS den primären Zuschlag für den Aufbau erhalten – sie alle werden mit ihren bis zu 100 Partnern anpacken müssen, so die einhellige Einschätzung in der Branche.

Weiß-blaue Raumfahrt

Doch auch die Politik ist interessiert. Einer der ganz starken Befürworter der neuen Technik ist Otto Wiesheu, bayrischer Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie. “Der Freistaat Bayern hat schon frühzeitig auf das Potential der Satelliten-Navigation gesetzt. Als andere noch gezögert haben, ob das Projekt eines europäischen Satelliten-Navigationssystems überhaupt sinnvoll ist, haben wir in Bayern schon damit begonnen, uns auf diese Zukunftstechnologie vorzubereiten”, stellt er gegenüber silicon.de klar. “Als größter Luft- und Raumfahrtstandort in Deutschland haben wir Interesse daran, dass möglichst große Anteile der Galileo-Infrastruktur in Bayern entstehen.”

Hier klingt an, was Wiesheu bereits mehrmals öffentlich äußerte, dass nämlich die Investitionen ungerecht in Nutzen umgelegt werden könnten. So rechnen Deutsche bei EADS oder beim DLR offen damit, dass die Investitionen, die hierzulande in Galileo gesteckt wurden, sich auf 20 Prozent der Gesamtkosten für den reinen Aufbau belaufen könnten. Die Frage, wohin der Nutzen auch rein geographisch fließen wird, steht daher beim Wirtschaftsminister im Raum. Wiesheu macht sich beispielsweise dafür stark, dass die erwarteten 140.000 Arbeitsplätze, die durch Galileo entstehen könnten, auch nach Bayern kommen.

“Langfristig sehen wir das kommerzielle Potential bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen zur Nutzung der Satelliten-Navigation. Besonders profitieren könnten davon kleine und mittelständische Unternehmen, denen es gelingt, sich am Markt mit innovativen Produkten und Dienstleistungen zu platzieren”, präzisiert er.

Facetten und Geschäftsideen gesucht

Dabei sind die Dienste bereits klar umrissen. Wer sich mit Galileo beschäftigen will, sollte nachdenken über: Open Services – das sind kostenfreie Anwendungen über offene Signale, die weltweit zu empfangen sind; Commercial Services – das sind extra für den kommerziellen Gebrauch eingerichtete Signale mit Qualitätskontrolle und Abrechnungsgenauigkeit; Safety-of-Life Service – das ist die Verstärkung und Funkstärkenkontrolle mit Alarmfunktion für den Open Service; Public Regulated Service – das ist die behördlich geregelte und gemeinhin für Regierungsstellen und Behörden geeignete Signalstärke mit hoher Dienstqualität; Search and Rescue Service – das sind Signale, die von definierten Anlagen der Rettungskräfte gesendet und empfangen werden und der Rettung und Warnung dienen.

Bereits seit fünf Jahren gibt es Ideen, wie die ungeheure Wirtschaftskraft der Satellitentechnik aufgeteilt werden soll. Unabhängig von dem freien Spiel der Marktkräfte ist dies auch eine sehr politische Frage. Schließlich hat die Sicherheitspolitik ein so starkes Interesse an Galileo, dass die EU-Kommission bereits ein Papier für den Notstand in der Schublade hat, das die Kontrolle ganz schnell in Regierungshände legen kann. Dass dies notwendig sein kann, zeigten die Versuche der USA, die GPS-Satelliten über bestimmten Gebieten abzuschalten und die privaten Nutzer private Nutzer sein zu lassen. Galileo ist wirtschaftlich für die Europäer geradezu eine Frage der Selbstverteidigung.

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Silicon-Redaktion

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