Stoßen Blades ins Reich der großen Hobel vor?
Für die schlanken Server-Einschubkarten eröffnen sich zunehmend Anwendungen, die über ihre traditionelle Funktion als Webfrontend hinausgehen.
Ursprünglich fanden Blade-Server bei den IT-Verantwortlichen Gefallen, weil sie kompakt und einfach zu betreuen sind. Doch der künftige Erfolg der Blades dürfte vor allem in ihrer flexibeln Nutzung liegen. Hierbei eröffnen sich für die schlanken Server-Einschubkarten zunehmend interessante Anwendungen, die schon heute über ihre traditionelle Funktion als Webfrontend hinausgehen.
Geht es bei Servern noch dichter als im Rack? Es geht. Konnte man sich lange keine schlankeren Server als 1U vorstellen (1,75 Zoll Bauhöhe), so haben die Hardwarehersteller gezeigt, dass man durchaus sechs oder noch mehr Blade-Server in einem Rack-Volumen von 1U Höhe unterbringen kann. Jede dieser Server-Einschubkarten besitzt ein, zwei oder vier Prozessoren – wobei zwei und vier inzwischen der Standard sind.
Um so hohe Server-Dichten zu erreichen, müssen die Blades sich ihre Hardware-Infrastruktur wie Ventilatoren, Stromversorgung und Verkabelung teilen. Dabei müssen die Administratoren faktisch keine Einschränkungen mehr in Kauf nehmen: Die Beschränkung auf Ethernet-Anbindungen ist Vergangenheit; aktuelle Modelle unterstützen auch Fibre Channel und bieten Ultra-320-SCSI-Anschlüsse für Hot-Plug-fähige Festplatten sowie einen PCI-Erweiterungsschacht. Auch 64-Bit sind inzwischen Standard, was die Arbeitsspeichergröße über die magische Grenze von 4 Gigabyte hebt.
Die Branchenvertreter gehen davon aus, dass sich im Laufe der kommenden Jahre noch Acht-Wege-Blades etablieren könnten, aber das Problem der Abwärme dürfte dabei schon enorm sein. Eher erfolgt der weitere Leistungszuwachs der Server-Einschubkarten dank mehrkerniger Prozessoren, deren verbesserte Performance nicht durch eine wesentlich größere Abwärme erkauft werden muss.
Die Marktzahlen für Blades zeigen jedenfalls, dass sie ihren Zenit noch nicht erreicht haben. “In fünf Jahren werden Blade-Server fast 16 Prozent der weltweitern Server-Auslieferungen ausmachen”, hat Gartner-Analyst Jeffrey Hewitt bereits vor einem knappen Jahr prognostiziert. Er tat dies angesichts der sprunghaften Nachfragesteigerung vom Jahr 2002 auf das Jahr 2003: um 650 Prozent haben damals die Verkäufe von Blade-Servern zugelegt.
Zwar machten Blade-Server im Jahr 2003 nach Stückzahlen nur drei Prozent des weltweiten Server-Markts aus und gar nur 1,2 Prozent nach Umsatz, aber Hewitt ist sich sicher, dass der Erfolg der Blades erst am Anfang steht: “Wir erwarten für das Jahr 2009 einen weltweiten Anteil von 16 Prozent nach Stückzahlen und knapp 6 Prozent nach Umsatz.” Die gute Nachricht für die Anwender: der durchschnittliche Stückpreis dürfte bis dahin von derzeit mehr als 3000 auf unter 2500 Dollar fallen.
Traditionelle Einsatzgebiete der Blade-Server sind Web- und Verzeichnisdienste sowie Firewall- und Proxy-Server. Auch als Terminal- oder Mailserver kommen Blades zum Einsatz. Ihre Stärke: ein wachsender Leistungsbedarf lässt sich schnell befriedigen, indem man weitere Einschubkarten hinzufügt, denn die Einrichtung dauert nur wenige Minuten. Typischerweise werden dazu standardisierte System-Images über das Netzwerk auf die Blades gespielt.
Dabei muss es sich nicht unbedingt um neue Server handeln, sondern es können auch nicht ausgelastete Blades kurzfristig hinzugezogen werden. Der entscheidende Vorteil gegenüber gewöhnlichen Rack-Servern ist, dass die Einrichtung über die Management-Software erfolgen kann, während der Administrator bei Rack-Servern einige Kabel – beispielsweise für Netzwerk und Stromversorgung – umstecken muss.
Dies wird noch mehr begünstigt durch Komplettlösungen der großen Anbieter, die ihre Blade-Gehäuse bereits mit Switches bekannter Marken ausstatten. Dies, so Kelly Quinn vom Marktforschungsunternehmen IDC, sei ein guter Ansatz, da dadurch die Infrastrukturkosten oft um 16 Prozent unter denen der herkömmlichen Lösungen für den Gestelleinbau mit automatischer Steuerung lägen.