Black Box in Longhorn – Totale Überwachung als Standard-Tool
Microsoft serviert seinen Bullen in Scheibchen. Neuester Appetizer ist eine integrierte Black Box, doch sie könnte Usern und Datenschützern Magenschmerzen bescheren.
Microsoft wird seinen Windows-XP-Nachfolger ‘Longhorn’ mit einer Black Box ausstatten. Ähnlich wie Flugdatenschreiber in der Luftfahrt zeichnet sie bei gröberen Zwischenfällen oder gar Abstürzen im System alle relevanten Daten auf, mit deren Hilfe später die Ursache des Problems beseitigt werden soll. Datenschützer dürften von der Innovation wenig begeistert sein – zeichnet sie doch nicht nur alle Programme auf, die zum Zeitpunkt des Absturzes aktiv waren, sondern auch den Inhalt aller Dokumente.
Basis für das Feature ist das Fehlermeldungs-Tool ‘Watson’, das bereits jetzt in Windows integriert ist, doch die Longhorn’sche Black Box soll wesentlich detailliertere Informationen liefern. “Stellen Sie sich das Ganze wie einen Flugdatenschreiber vor”, sagte Microsoft-Chairman Bill Gates während der Windows Hardware Engineering Konferenz in Seattle. “Jedes Mal wenn es ein Problem gibt, hilft uns die Black Box dabei, mit den Betroffenen zusammenzuarbeiten und zu analysieren was passiert ist.”
Vor allem Unternehmen werden dabei zweimal überlegen, ob sie die Daten im Fall, dass der Rechner eines ihrer Angestellten abstürzt, an Microsoft oder lieber an einen internen IT-Manager übermitteln. In der Regel bevorzugen Firmen wohl die interne Lösung – zur mäßigen Freude der Angestellten. Denn das System lässt sich so konfigurieren, dass es nicht nur anzeigt, dass ein Anwender kurz vor dem Absturz gerade mit dem Internet Explorer gearbeitet hat, sondern auch, welche Seiten er zuletzt besucht hat. Das kann unter Umständen peinlich werden. Das selbe gilt für Anwendungen wie den Instant Messenger, bei dem die Black Box auch den Inhalt des letzten Chats anzeigt.
Der leitende Microsoft-Produktmanager Greg Sullivan glaubt dennoch nicht, dass es wegen dem Feature Probleme geben könnte. Bereits jetzt stünde von Drittherstellern Software zur Verfügung, mit denen Unternehmen die Computerarbeitsplätze ihrer Mitarbeiter überwachen können, argumentiert er.
Etwas besser haben es da Privatanwender. Sie können alleine entscheiden, ob und in welchem Umfang sie die Daten der Black Box an Microsoft schicken wollen. Nach den bisherigen Plänen soll eine Nachricht den Nutzer darauf hinweisen, dass eine Informationsmail an Microsoft geht – vorher erhält er die Möglichkeit sie zu ändern. So lässt sich beispielsweise der Inhalt einer Mail verändern, die zum Zeitpunkt des Absturzes gerade bearbeitet wurde. Außerdem landet der Black-Box-Bericht anonym im Microsoft-Postfach.