Netweaver ist nur eine Zwischenstation
Zur Eröffnung der SAP-Hausmesse liefert Henning Kagermann eine Kampfansage an die Sperrigkeit und Komplexität heutiger ERP-Lösungen.
Anwender von Enterprise-Software wissen ein Lied davon zu singen: Ist das System erst einmal installiert, muss sich das Unternehmen eine ganze Weile nach den Fähigkeiten der ausgewählten Software richten. Die Integration mit anderen, bereits vorhandenen oder im Lauf der Zeit dazugekauften Anwendungen ist eine Disziplin für sich, Veränderungen an den Geschäftsprozessen sind mühsam und aufwändig.
Zumindest das Thema Integration von Anwendungen ist SAP vor zwei Jahren durch die Vorstellung von ‘Netweaver’ angegangen – mit Erfolg: Wie SAP-Chef Henning Kagermann in seiner Eröffnungsrede auf der diesjährigen Hausmesse in Kopenhagen verlautbarte, gibt es bereits über 15.000 Referenzen für die Plattform. Doch damit ist es nicht getan: “Netweaver wird nicht mehr sehr lange eine Anwendungsplattform bleiben.” Es sei auf dem Weg, eine ‘Business Process Platform’ (BPP) zu werden, die Abhilfe gegen die viel gescholtene Sperrigkeit heutiger ERP-Systeme schafft.
Der Begriff BPP stammt ursprünglich vom Marktforschungsunternehmen Gartner. Dessen Analystin Yvonne Genovese erklärte die Notwendigkeit dafür mit der zunehmenden Forderung seitens der Anwender, ihre Geschäftsprozesse schneller verändern zu können. “IT ist für viele Unternehmen zum Problem geworden, weil sie zu inflexibel geworden ist. Immer mehr wird die Frage gestellt, wie die IT der Agilität der Geschäftsprozesse nicht nur folgen, sondern diese ermöglichen soll.”
Eines ist für Kagermann unterdessen sicher: Nicht mit den heutigen Methoden. “Diese Fähigkeit kann nicht jedes Mal in die Software hart kodiert werden”, erklärte er. Das sei zu teuer und zu komplex. Die Antwort kann nur durch einen modularen Ansatz erfolgen, bei dem Standard-Komponenten einzelner Geschäftsprozesse modelliert und je nach Anforderung beliebig miteinander kombiniert werden können.
Erreicht werden soll dieses Ziel laut Kagermann durch die Verwendung einer Architektur, die sowohl die Sprache der IT als auch die Sprache der Business-Entscheider verstehen kann. In der SAP-Nomenklatur heißt sie ‘Enterprise Services Architecture’ (ESA) und soll Prozesse nicht zwischen IT-Systemen gestalten, sondern auch übergreifend zwischen einzelnen Abteilungen im Unternehmen und zwischen Lieferant und Zulieferer.