Torvalds-Kritiker: Der Kernel ist zu fett
Weniger ist mehr, sagen Linux-Rebellen. Im Kernel ist noch jede Menge Platz, entgegnet Kronjuwelen-Wächter Andrew Morton.
Der Linux-Kernel wird zu umfangreich. Das sagte Sam Greenblatt, Senior Vice President von Computer Associates (CA), in US-Medien. Greenblatt ist einer der Linux-Rebellen, denen die Politik von Linus Torvalds nicht mehr passt. Der Linux-Guru und seine Anhänger versuchen gerade, Linux auf den Desktop zu holen. Das alternative Betriebssystem soll einfacher und multimedialer werden – und damit zum Liebling der Massen. Dieses Ziel dürften Greenblatt und Torvalds teilen. Nicht aber die Vorstellungen darüber, wie es erreicht werden kann.
Die Funktionen des aktuellen Kernels 2.6 würden zu schnell geändert, meint Greenblatt. Zudem wolle Torvalds es jedem recht machen. So würden Features für Desktops, Embedded Systems und Highend-Server eingebaut. Die Folge: “Der Kernel wird immer fetter”. Greenblatt: “Wir brauchen im Kernel keine Treiber für Musik und Spiele. Wir sind nicht an einem umfangreicheren Kernel interessiert, sondern an einem stabileren.”
Was mit dem Kernel 2.6 passiert, kontrolliert Andrew Morton, Linux Kernel Maintainer bei den Open Source Development Labs (OSDL). Morton gab Greenblatt einerseits Recht: “Wir ändern die Kernel-Funktionen in einem enormen Tempo.” Andererseits seien die Kernel-Features optional. Es liege im Ermessen der Unternehmen, Funktionen für ihre Kompilationen auszuwählen. Es sei besser, neue Features in den Kernel 2.6 einzubauen, als mit der Entwicklung eines Kernels 2.7 anzufangen.
Für Power-User haben die Entwickler laut Morton begonnen, eine InfiniBand-Unterstützung in den Kernel zu integrieren. Die InfiniBand-Hersteller seien darüber alles andere als traurig. Unter diesen dürfte sich auch Cisco befinden. Der Netzwerkausrüster hatte sich kürzlich den InfiniBand-Pionier Topspin gesichert.
Die Torvalds-Kritiker hatten zudem bemängelt, dass unter den Linux-Entwicklern ein Wettbewerb darum ausgebrochen sei, Code zu den neuen Funktionen beizusteuern. Diese Konkurrenz sei gesund, meinte dagegen Morton. Sie helfe zu verstehen, was die Anwender wollten.