Ein Büro wie in besten New-Economy-Tagen: Glaswände, die den Blick in ein begrüntes Innenhof-Design freigeben, dunkles Holz für den Boden, großzügiges Entree, helles, ausgeschnittenes Konferenztisch-Oval, das keinesfalls von der Stange kommt, die Adresse in einem der begehrtesten Viertel Münchens – das gehört zu iPass Inc., einem Access-Provider, Aggregator und Konzentrator.
Der US-Dienstleister repräsentiert einen neuen Typus von Technologiefirmen. Obwohl das Unternehmen nur 400 Mitarbeiter beschäftigt, die Hälfte davon in der Technik, unterhält es eine weltumspannende Infrastruktur. iPass ermöglicht Geschäftsreisenden sicheren Zugang zum Internet beziehungsweise zum Firmennetz der Kunden. Den Kern des Unternehmens machen jedoch neben einer Plattform, die eine Vielzahl von Netzen integrieren kann, vor allem Partnerschaften mit Netzbetreibern und Technologie-Lieferanten aus. Das Netz ist virtuell.
“Wir leihen uns den Internet-Zugang von mittlerweile 300 bis 400 Carriern und Providern”, erläutert Florian Schiebl, Geschäftsführer der deutschen iPass-Dependance und DACH-Chef (Deutschland, Österreich, Schweiz). Dabei wird jede kommerziell verfügbare Zugangstechnik genutzt. Neben analogen Kabelanschlüssen kommen auch ISDN, DSL, Dial-Up, UMTS, GSM und WiFi in Frage. Im Dezember des vergangenen Jahres kamen so 518.000 iPass-Nutzer auf 20,1 Millionen Sessions.
Der Service ist profitabel. Das Netto-Einkommen betrug im vergangenen Jahr etwa 19,1 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 166,3 Millionen Dollar. Im Vorjahr wies die Firma noch 136 Millionen Dollar Umsatz aus und einen Nettogewinn von rund 14 Millionen Dollar. Damit rutschte die Firma im Februar dieses Jahres auf der Top-25-Liste der 2005 am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen des amerikanischen Magazins Forbes auf Platz 7. Die hier geführten Unternehmen müssen in den vergangenen fünf Jahren mindestens um 10 Prozent zugelegt haben, 25 Millionen Dollar Umsatz machen und die vergangenen 12 Monate ein positives Ergebnis vorweisen.
Virtualität als Geschäftsmodell
Das ist umso erstaunlicher, als es einiger Erklärung bedarf, worin der iPass-Service besteht und wie er umgesetzt wird. Der Nutzer bekommt auf seinem Laptop einen Software-Client installiert. Dieser zeigt direkt beim Einschalten an, welche Zugangsmöglichkeiten aktuell zur Verfügung stehen. Ist kein WLAN erreichbar, fehlt diese Zugangsmöglichkeit in der Übersicht. Ansonsten übernimmt das Client-Programm die Anmeldung und den Aufbau einer sicheren Verbindung zum Firmennetz.
Das geschieht über einen Umweg. Bevor der Nutzer direkten Zugang erhält, meldet sich der Client in einem der 13 Rechenzentren von iPass. Dabei handelt es sich in der Regel um bei Carriern angemietete Infrastrukturen und Co-Lokationen, zum Beispiel von British Telecom (BT) oder der Deutschen Telekom. Hier treffen die verschiedenen Netze gleichsam aufeinander, “sie werden quasi übereinandergelegt”, so Schiebl, und erlauben somit das Roaming etwa zwischen einem T-Mobile-Netz und Orange. Die physische Nähe zu solchen Verbindungsdrehscheiben ermöglichten für iPass den jeweils schnellsten Zugang, weil hier die Wege am kürzesten seien, erläutert der iPass-Geschäftsführer. Das Management der Rechenzentren übernehmen die Carrier.
Die Kommunikation zwischen Client, iPass-Servern und Firmen-Rechnern dient zur Klärung, ob Hardware und Software des Nutzers beziehungsweise seine Nutzerdaten noch den aktuellen Firmenvorschriften entsprechen. Ist das nicht der Fall, kommt der Client-Rechner in eine Art Quarantäne. Dabei wird der Provider genutzt, den der Nutzer angewählt hat. “Man stelle sich nur einen Mitarbeiter von Thyssen Krupp MDE vor, der jahrelang im Iran unterwegs ist, um dort Energieanlagen aufzubauen und keineswegs Zeit hat, sich selbst um die neuesten Sicherheits-Patches zu kümmern”, führt Schiebl an. “Wenn dieser seinen Laptop ungeprüft ans Firmennetz hinge, sorgte das mindestens für eine Virenkatastrophe.”
Auch Hotspots lassen sich hacken. Fände eine Überprüfung über den iPass-Umweg nicht statt, könne ein Trojaner noch während des Aufbaus eines Virtual Private Networks (VPN), einer abgeschirmten Intranet-Verbindung, über diesen Kanal ins Firmennetz schwimmen, so der iPass-Vertreter. Bei Störung der sicheren Verbindung trennt die iPass-Software den Client vom Internet. Das gesamte Klärungsprozedere nimmt etwa 10 Sekunden in Anspruch. Währenddessen sieht der Nutzer zwar, dass ein Verwaltungskanal aufgebaut ist, hat aber keine Kommunikationsverbindung.
Die Vorteile überzeugen
Die Vorteile einer solchen Lösung liegen auf der Hand. Für den Nutzer ist der Online-Zugang komfortabel. Er braucht sich weder um Sicherheitsbelange noch um Zugangsmöglichkeiten zu kümmern. Für den Arbeitgeber bedeutet eine solche Lösung zusätzliche Sicherheit, aber auch mehr Komfort sowie Kostenersparnis. Die Surfer können weltweit per Ortstarif ins Netz gelangen.
Ein Telefonbuch mit allen Zugangsnummern der iPass-Provider erlaubt, dass alle Kunden jeden Einwahlknoten der iPass-Partner nutzen können. Somit brauchen sie nur einen Internet-Account, mit dem sie unabhängig vom Aufenthaltsort zum Ortstarif ins Netz kommen. Zudem können die Benutzer sowohl ihren gewohnten Browser als auch E-Mail-Client behalten. Viele Endkunden bemerken nicht einmal, dass sie per iPass online gehen. Der Client lässt sich weder unabsichtlich noch in der Absicht, sich der Kontrolle durch den Arbeitgeber zu entziehen manipulieren. VPN, Personal Firewall und Anti-Viren-Systeme bleiben so konfiguriert wie die Firmen-Politik es will.
Der Anbieter vermarktet seine Services sowohl direkt als auch indirekt über Partner. Die Preise setzen sich aus einem fixen Satz pro aktivem User und Nutzungsgebühren zusammen, wobei Unternehmen in der Regel Verträge mit Laufzeiten von einem bis drei Jahren abschließen. Zurzeit berechnet iPass monatlich 2 bis 3 Dollar sowie 0,05 Dollar pro Minute. Zusätzliche Gebühren werden fällig, wenn der Zugang über einen fremden Provider erfolgt: 0,05 bis 0,25 Dollar je Minute.
Eine kostenlose Einwahl gibt es derzeit in 28 Ländern. In 64 Ländern ist eine landesweit einheitliche Einwahl möglich. Weltweit verfügt iPass über 1000 Einwahlknoten, 525 davon in den USA und Kanada. Dementsprechend generiert das Unternehmen nur 41 Prozent seines Umsatzes außerhalb der USA: 24 Prozent in der Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika), 13 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum.
Für die Abrechnung, die Authentifizierung und das Service Quality Management sind übrigens gerade einmal zehn iPass-Mitarbeiter zuständig. Sie arbeiten in den zwei unternehmenseigenen, redundanten Rechenzentren in den USA. iPass garantiert laut Schiebl, dass die Chance eines Verbindungsaufbaus beim ersten Mal bereits 85 Prozent beträgt.
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