Eine ganz erschreckende Wahrheit hat da der Deutschlandfunk-Reporter ausgesprochen. In 50 Jahren, meinte er unangemessen begeistert, würden Kick-Automaten Fußball-Nationalmannschaften genauso deklassieren wie heute Schachcomputer Großmeister.
Eigentlich ist das ja erschütternd! Impliziert es doch, dass es schwieriger ist einen Stefan Effenberg zu programmieren als einen Emanuel Lasker.
Um ein Schachgenie zu emulieren, genügen heute ein paar zusammengeschaltete Billig-Chips von AMD. Sowas aber wie den Effe hat selbst das Massachusetts Institute of Technology noch nicht hinbekommen.
Anders ausgedrückt: Der Robocup legt den Schluss nahe, dass nach einer immerhin 130.000-jährigen Entwicklung die intellektuellen Fähigkeiten des Homo sapiens sapiens immer noch nicht seine ball-treterischen erreicht haben. Wahrlich kein schöner Gedanke!
Trösten mag da eine andere Erkenntnis aus dem Paderborner Turnier: Das Key-Feature des Menschen ist dermaßen highly sophisticated, dass die Ingenieure bislang nicht in der Lage sind, es mittels Mikrosystemtechnik und Software nachzubilden.
Die so genannten humanoiden Roboter stehen erst am Anfang. Das sind die, die den aufrechten Gang pflegen.
Die starteten in Paderborn außer Konkurrenz. Weil’s zur regulären Teilnahme gegenwärtig bei weitem nicht reicht.
Alles, was den Menschen ausmacht, hängt ja mit dieser seltsamen Eigenart zusammen. Als Kleinkind fällt er deswegen oft auf die Nase. Und als Erwachsener auch.
Und wenn der Mensch in die Jahre kommt, bekommt er aufgrund seiner unnatürlichen Haltung unweigerlich Rückenprobleme. Das Vieh kennt sowas nicht.
Alles nur wegen des aufrechten Gangs. Hinzu kommt, dass etliche Menschen hinsichtlich dieser Marotte sich als äußerst uneinsichtig erweisen und meinen, es sei besser einen schmerzenden als einen gebeugten Rücken zu haben.
Und für die metaphorisch aufgeschlagene Nase gibt’s unzählige sprachliche Trostpflästerchen. Etwa: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Apropos Sprache: Einige Wissenschaftler gehen sogar so weit, zu behaupten, deren Entstehung hinge ursächlich mit dem aufrechten Gang zusammen.
Deswegen nämlich hätten sich in Urzeiten die Homo-sapiens-sapiens-Bälger nicht mehr dauernd an ihren Müttern festklammern können, um von ihnen herumgetragen zu werden. Weil: So ein Zweibeiner ist halt doch recht wackelig.
Die Mütter hätten ihre Kleinen also gelegentlich abgelegt und ihnen durch Grunzlaute signalisiert, dass die Mama ja da ist. Als sie das schließlich artikuliert und nicht nur grunzend konnten, war das bis heute mächtigste menschliche Kommunikations-Tool entstanden. Eben die Sprache.
In der Folge lernte der Mensch zu lügen. Und er erfand zu diesem Zweck hässliche keit-Wörter wie “Glaubwürdigkeit”, “Führungspersönlichkeit” und “Benutzerfreundlichkeit”.
Aber auch wunderschöne und völlig ohne Arg zustande gekommene Wörter hat der Mensch entwickelt. Wenn es ihn etwa demnächst wieder zum Grillen an den Flaucher – an die Isar in München – zieht, dann wird er das dafür nötige Bier in einem Transportbehälter mit sich führen, den er liebevoll “Tragl” nennt.
Im Zusammenhang mit seinen stärksten Rechenhilfen spricht er von der “Cache kohärenten non-uniformen Memory Access Architektur”. Bei jemanden, der starke Computer mag, bitzelt das auf der Zunge wie eine Halbe aus dem Tragl.
Und wenn ein Mensch, der sich etwas altmodisch auszudrücken pflegt, einem anderen Menschen – meist anderen Geschlechts – näher kommen möchte, dann bezeichnet er die entsprechenden Bemühungen mit dem sinnlichen Begriff “buhlen”. Bei solchen Anlässen ist der Homo sapiens sapiens sprachlich ja immer besonders kreativ.
Gut möglich, dass das alles vom aufrechten Gang herrührt. Von daher ist es wohl sehr gut, dass auf diesem Gebiet der Mensch noch einen kleinen Vorsprung hat.
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