Wenn China und Indien enger zusammenarbeiten, können sie den IT-Weltmarkt dominieren. Das sagte der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao bei einem Besuch in der indischen High-Tech-Stadt Bangalore. China könne Erfahrungen in der Hardware-Entwicklung beisteuern, Indien seine Stärken bei der Programmierung.
Die beiden Länder sollten ihre Rivalitäten überwinden, meinte Wen vor indischen IT-Profis. “Wenn das gelingt, bricht das asiatische Jahrhundert der IT-Industrie an.” Wen ermunterte indische Unternehmen, Niederlassungen in China zu eröffnen.
Der Politiker besuchte eine Niederlassung von Tata Consultancy Services (TCS), einem großen indischen Software-Exporteur. Außerdem ließ er sich beim chinesischen TK-Ausrüster Huawei blicken. Das Unternehmen beschäftigt in Bangalore 800 indische Angestellte. Nach Angaben der Tageszeitung India Times will Huawei 100 Millionen Dollar in eine neue indische Fabrik stecken.
Wie US-Medien berichten, hat China starkes Interesse an einer Freihandelszone mit Indien. Diese Freihandelszone wäre mit etwa zwei Milliarden Einwohnern die größte der Welt. Im Jahr 2004 handelten China und Indien bereits mit Waren im Wert von 13,6 Milliarden Dollar.
Die Voraussetzungen für ein “asiatisches Jahrhundert” scheinen mehr als günstig. Indische Bildungseinrichtungen werfen nach Angaben des Branchenverbandes Nasscom jedes Jahr etwa 290.000 Programmierer auf den Markt. Und Indiens Programmierer-Heer zählt derzeit zwei Millionen Köpfe.
China sorgte zuletzt für Furore, als der im Westen kaum bekannte Hersteller Lenovo im Dezember 2004 das PC-Geschäft von IBM übernahm. Damit ist der weltweit drittgrößte PC-Hersteller jetzt ein chinesisches Unternehmen. Lenovo kündigte derweil an, ab Mai 2005 nach Indien zu gehen. Infosys – Indiens Vorzeige-Software-Unternehmen – ist schon in China vertreten.
Wenn jemand die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt bei der Übernahme des IT-Weltmarktes aufhalten kann, dann vor allem sie selbst. Manche Marktbeobachter bezweifeln, dass es China und Indien gelingt, ihre – bisweilen blutig ausgetragenen – Grenzstreitigkeiten zu überwinden. Zudem gilt Peking als der größte Waffenlieferant Pakistans – dem Erzfeind Indiens.
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