Remote Services: Diagnose mit Fernblick
Der Hebel für mehr Effizienz in der Überwachung und Reparatur von Maschinen, Anlagen oder Prozessen sind Remote Services.
Wartungsspezialisten und Dienstleister indes sind überzeugt, dass die Ferninspektion mit Hilfe von integrierten Service-Funktionen deutliche Kostenvorteile bietet. Knut Lagies, Geschäftsführer der ePS & RTS Automation Software, weiß, dass sich mit einer Internet-gestützten Serviceumgebung teure Vor-Ort-Einsätze von Spezialisten reduzieren lassen: “Viele Einstellkorrekturen an Steuerungen können unsere Kunden zentral über unser Online-Servicecenter vornehmen”, erklärt Lagies. Dabei geht es nicht nur um die Behebung von Schäden, die bereits aufgetreten sind, sondern um das Vermeiden von Schadensfällen durch eine vorausschauende Wartung. Wie ein Flugschreiber zeichnet die Servicesoftware im Rechenzentrum jede Bewegung der Maschine oder Anlage auf und schafft so ein lückenloses Zustandsbild, das jede Schwäche verrät.
Eingriff per Funksignal
Eine bessere Serviceleistung durch die Anbindung portabler Rechner an die Diagnoseschnittstelle von Geräten verspricht sich Berthold Schaub, Technologiemanager im Forschungszentrum des Anlagenbauers ABB AG in Ladenburg. “Ein Servicemann kann sich heute schon drahtlos per mobilem Endgerät über den Leitstand in die Steuerung einer Maschine einklinken”, sagt Schaub. Die zugrunde liegende Zugangstechnik basiert auf einer ABB-Entwicklung aus Norwegen. Dort hat man sowohl die Software als auch die notwendige Portalarchitektur samt Funkschnittstelle entwickelt und in ersten Pilotprojekten im Hause implementiert.
Das Portal ist als Add-on-Produkt im zentralen Leitstand integriert und stellt den Zugang zu den Maschinendaten samt Steuerungseinheit zur Verfügung. Hat sich der Servicemann angemeldet und die Systembestätigung für die Zugangsberechtigung erhalten, kann er nicht nur Daten ablegen oder abrufen, sondern auch Befehle eingeben: “Letztlich kann er den gesamten Funktionsumfang eines Automatisierungssystems ansprechen”, erläutert Schaub.
Im Prinzip kann jeder Anwender gegen eine Jahresgebühr die Funktionen der Service-Plattform von jedem PC mit Internetzugang weltweit nutzen. Aus Sicherheitsgründen ist allerdings der direkte Zugriff auf die Maschinendaten über die Plattform nur aufgrund einer besonderen Berechtigung möglich. Authentifizierung per Passwort und Datenverschlüsselung auf dem Weg von der Maschine zu den Servicerechnern sind Mindestvoraussetzungen bei der gefahrlosen Nutzung von Leistungsangeboten.
Bescheid wissen, wenn es brennt
Sicherheit steht bei Siemens Medical Solutions (Med) an erster Stelle, wenn es um Fernwartungsdienst der medizintechnischen Systeme aus dem eigenen Haus geht. Acht verschiedene Serviceangebote für die Fernwartung haben die Entwickler von Med definiert und im hauseigenen UPTIME Service Center implementiert. Schon heute ist es für Serviceingenieure selbstverständlich, vor einem Einsatz vor Ort per Ferndiagnose alle wichtigen Systeminformationen für die Schadensbehebung abzufragen.
Beispielsweise fiel den Ärzten kürzlich auf, dass ein Computertomograph an der Uniklinik Tübingen immer langsamer wurde. Tatsächlich stand der Bildserver kurz vor dem Ausfall. Ein Telefonanruf vom Siemens Service Center machte Andrea Ganter, technische Betreuerin des hauseigenen Radiologischen Informationssystems, darauf aufmerksam: “Jetzt wussten wir, dass der Tomograph nur noch zwei Tage arbeiten würde”, erinnert sich Ganter. Genug Zeit um Patiententermine neu zu disponieren und ein Zeitfenster für die Reparatur zu finden: “Früher hätte das zu einem Geräteausfall von eineinhalb Tagen geführt”, berichtet Ganter, “jetzt stand der Tomograph nach vier Stunden Reparaturzeit wieder zur Verfügung.”