Die Open Source Initiative (OSI) antwortet auf die Schmerzen der Branche und hat jetzt die ersten zwei Regeln für eine Art Frühjahrsputz im Lizenzwirrwarr beschlossen. Die erste davon beschäftigt sich mit einer Art Priorisierung der quelloffenen Lizenzen, die offiziell bestätigt sein sollen, die zweite behandelt die als überflüssig erkannten Lizenzen.
Dabei geht es darum, aus der Fülle von bisher 50 akzeptierten Open-Source-Lizenzen der OSI eine Gruppe auszuwählen, die den Nutzern dann als bevorzugte Lizenzen ans Herz gelegt werden sollen. Welche das sein werden und nach welchen Kriterien diese Auswahl stattfindet, ist bislang noch nicht bekannt. Mit Erleichterung dürfte die Branche auch auf die zweite Initiative der OSI reagieren. Neue Lizenzen, die eindeutig keine Bereicherung – also in technischer wie auch in wirtschaftlicher Hinsicht – für die Anwender, Entwickler und die Unternehmen bringen, sollen ebenfalls zusammengefasst und kenntlich gemacht werden.
So versucht das Gremium, die Entwickler und Lizenzautoren in gewisser Weise zu erziehen: Lizenzen sollen – so heißt es US-Medienberichten zufolge von der OSI – unmissverständlich verfasst, einfach zu verstehen und klar geschrieben sein. Auf die Wiederverwendbarkeit haben die Open-Source-Experten ebenfalls Wert gelegt. Ferner sollen die neuen Code-Bestimmungen tatsächlich neu sein, das heißt, keine bereits bestehenden Lizenzen berühren oder Plagiate mit nur geringen Neuerungen sein.
Da die Lizenzen nicht nur die Verwendung des Codes, sondern auch die Kombinations- und Veröffentlichungsmöglichkeiten regeln, bestimmen sie innerhalb von Organisationen, ob isolierte Softwareinseln oder vernetzte Softwaregruppen existieren. Klarer Fall, dass kommerzielle Anwender und professionelle Nutzer die beileibe letztere Variante vorziehen. Das hat auch die Industrie erkannt. Eine “XY-Lizenz von Firma ABC” zu verwenden ist eben bei weitem nicht so schick, wie eine kompatible, funktionierende und arbeitsfähige Umgebung zu haben. Das ist auch bei den Anbietern durchgesickert.
Die OSI geht mit ihrer Initiative ebenfalls in diese Richtung. Dies auch, weil die softwareproduzierende Industrie mittlerweile selbst in Gestalt von Sun Microsystems, Hewlett-Packard (HP) und Computer Associates (CA) unter der Fülle der Lizenzen schwitzt und nach Lösungen sucht. Ganze Stäbe von Anwälten seien mittlerweile zur Verwaltung der Open-Source-Lizenzen in Großunternehmen notwendig, kritisiert beispielsweise CA-Manager Sam Greenblatt. CA würde sogar so weit gehen, die eigene Lizenz CATOSL zugunsten vergleichbarer Lizenzen zu kappen, damit die weitere Multiplikation der Lizenzzahl nicht mehr weiter so exponentiell steigt. HPs Top-Linux-Mann Martin Fink hat die Idee, den Lizenzdschungel komplett zu roden und die Zahl der Lizenzen deutlich zu verringern. Das könne Zeit und Geld sparen.
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