Japaner lesen dicke Wälzer per Handy
Mindestens vier Jahre nachdem die Technikbegeisterten das Ende des papiernen Buches prophezeit hatten, lernt die Anwendung offenbar fliegen.
Mindestens vier Jahre nachdem die Technikbegeisterten das Ende des papiernen Buches prophezeit hatten und das neue Lesen mit mobilen Geräten, einer noch unausgereiften Technik und wenigen Werken propagierten (anfangs gab es nur zwei: Lewis Carrols ‘Alice in Wonderland’ oder Charles Dickens ‘A Christmas Carol’ – bis zum Abwinken), lernt die Anwendung offenbar fliegen. Japanische Geschäftsleute, Studenten und Teenager haben am Lesen per Handy Gefallen gefunden. Das will die Nachrichtenagentur AP in den öffentlichen Verkehrsmitteln der Stadt Tokio festgestellt haben.
Demnach nutzten die Japaner die neue Technik, weil inzwischen nicht nur kurze Abhandlungen, sondern auch ganze Romane zum Download angeboten werden. Das Netzwerk für mobile Kitschromane, Bunko Yomihodai, verzeichnet beispielsweise seit Jahren einen zweistelligen Abonnentenzuwachs, so heißt es. Auch von der offensichtlichen Unbequemlichkeit, vielleicht nicht einmal eine Zeile am Stück lesen zu können, ohne zu scrollen, lassen sich Studenten wie Taro Matsumara nicht abhalten. Er schwärmt, dass er damit auch in den vollgestopften U-Bahnen der Hauptstadt problemlos dicke Wälzer durcharbeiten könne. “Und man braucht nicht einmal beide Hände dafür”, sagt er.
Inzwischen gibt es sogar in ganz Asien, besonders aber in Japan, eigens für Handys geschriebene Werkausgaben von Klassikern, Bestsellern und Romanen. Für einige Genres sei das Handy wegen größerer Intimität sogar das ideale Werkzeug, sagt Satoko Kajita vom Content-Provider Bandai Networks. “Es ist sehr effektiv, wenn man die Intensität des Horrors bei einer Gruselgeschichte steigern will”, sagt er.