Plattenindustrie erhebt sich vom Totenbett

Erste Branchengurus erklären die Plattenindustrie für tot. Die tobt derweil durchaus lebendig vor Gericht gegen Kazaa und erfindet ihr Internet-Geschäft neu.

Mit dieser Argumentation versuche Kazaa die Richter “für dumm zu verkaufen”, empörten sich dagegen die Anwälte der Plattenindustrie. Mit der Haltung ermutige Sharman Networks seine Anwender vielmehr zur Musik-Piraterie. Sollten die Vertreter der Musikbranche den Rechtsstreit gewinnen, müsste in einem nächsten Gerichtsverfahren festgestellt werde, wie hoch der Schaden ist, für den Sharman Networks aufkommen muss. Ein Urteil wird bis Ende April erwartet.

Ein gebranntes Kind in Sachen Tauschbörsen und Gerichtsverfahren ist auch der Medienkonzern Bertelsmann. Wegen seines finanziellen Engagements für die Musiktauschbörse Napster droht ihm noch in diesem Jahr ein teurer Rechtstreit in den USA. Heimlich, still und leise entdeckt Europas größter Medienkonzern jedoch gleichzeitig das Geschäft mit dem Internet neu.

So soll bereits zum 4. April die Bertelsmann-Tochter Arvato mit einer neuen Internet-Plattform mit dem Namen GNAB an den Start gehen. Über das Portal sollen Versandhäuser, Mobilfunkbetreiber oder Fernsehsender digitale Inhalte aller Art verbreiten können.

Nicht nur die Bertelsmann-Tochter BMG wolle die Plattform nach Arvatos Angaben zum Vertrieb ihrer Songs einsetzen. In erster Linie sollen mit GNAB neue Kundengruppen angesprochen werden. Sie könnten beispielsweise Musik, Spiele und Filme aufs Handy herunterladen. Dabei soll GNAB als so genannte ‘White-Label-Lösung’ auf den Markt kommen, die jeder Kunde in seinem individuellen Layout betreiben kann.

“Wir glauben, dass wir damit im nächsten Jahr einen dreistelligen Millionen-Euro-Umsatz erzielen können”, sagte Arvato-Vorstandschef Hartmut Ostrowski gegenüber dem Handelsblatt. “Wir haben noch viele Ideen, ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.”