Microsoft bekommt von der Europäischen Union (EU) möglicherweise eine zusätzliche Strafzahlung von fünf Millionen Dollar täglich aufgebrummt. Nach den Worten von Kommissionssprecher Jonathan Todd haben die Wettbewerbskommissare Redmond eine letzte Frist von zwei Wochen gesetzt. Bis dahin muss der Konzern die in der vergangenen Woche aufgetauchten Vorwürfe aus dem Weg räumen, wonach Microsoft nach wie vor den Konkurrenten nicht die verborgenen Software-Schnittstellen offen gelegt hat.
Zuvor hatte die EU-Kommission erklärt, der Softwaregigant verlange zu hohe Gebühren und mache es seinen Mitbewerbern zu schwer, sich über die Server-Schnittstellen zu informieren. Die Experten stützen sich dabei in erster Linie auf die Aussagen der deutschen Abteilung der Branchenorganisation ‘Free Software Foundation Europe’ (FSFE), sie ist von der UNO-Urheberrechtsorganisation WIPO als offizieller Beobachter anerkannt worden.
Nach Angaben der Vereinigung will Microsoft durch den Verkauf von teuren Lizenzen von seinen Konkurrenten pro Server bis zu 600 Dollar für den Gebrauch seiner Schnittstellen verlangen. Einen weiteren Vorschlag von Microsoft hat die Kommission bereits abgelehnt. Danach sollten Entwickler konkurrierender Unternehmen in zwei Zeitblöcken von je acht Stunden Einblick in Hunderte Seiten Quellcode erhalten. Dabei hätten sie den Code aber weder kopieren noch ausdrucken, sondern nur in einer von Microsoft entwickelten Arbeitsumgebung einsehen dürfen.
“Wir sind der Meinung, dass die von Microsoft vorgeschlagenen Bedingungen eine Farce aus ihren Verpflichtungen macht”, zitiert das Wall Street Journal einem vertraulichen Brief der FSFE an die Kommission. “Es erscheint uns beispiellos, wie es der schuldigen Partei erlaubt wird, eigene Bedingungen aufzustellen, wie sie sich der EU-Entscheidung fügt.” Dagegen sagte Microsoft-Sprecher Dirk Delmartino, der Konzern habe sich “vollständig verpflichtet, sich zu fügen und wir werden sicherstellen, dass wir konstruktiv mit der Kommission zusammenarbeiten”.
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