CeBIT als Fremdsprache: Wozu Buchstaben fähig sind
Die Messe war weniger ein Feuerwerk an neuen Produkten denn an Begriffsknallern, schillerndem Jargon und klobigen Akronymen. Eine Zusammenfassung.
Next Generation Networks wollen alles anders und besser machen – und müssen mehr Daten speichern. Aber keine Sorge, ILM, CDR und CDP organisieren, damit nichts verloren geht. Und es gibt ja auch noch WORM; oder, Moment, war das nicht etwas Gefährliches?
Die am Stand stehenden Mitarbeiter vieler IT-Hersteller könnten sich vielleicht auch ein wenig mehr Mühe geben. Oft versuchen sie nicht einmal, Worthülsen zu vermeiden. Kann man denn ein neues Produkt nicht anders anmoderieren als “Was wir hier zeigen ist eine service-zentrierte Performance Management Software”?
Sevice-zentriert oder Service-orientiert? Der Anwender wäre für beides dankbar, wobei Service-orientierte Architekturen SOA abgekürzt werden, aber SOA war bis vor kurzem auch eine Compliance-Regel, die jetzt ganz neckisch SOX heißt. Überhaupt wacht niemand über die Mehrfachfunktion so mancher Abkürzung. Heißt OS nun “Open Source” oder “Operating System”? Meint einer “Business Intelligence” oder “Integration”, wenn das Akronym BI fällt? Und was bedeutet das überhaupt?
Ob Kooperationen, Partnerschaften oder Konsortien die IT-Welt auch sprachlich konsolidieren und – das wird mit Konsolidierung ja immer in Zusammenhang gebracht – auch vereinfachen, daran darf gezweifelt werden. Selbst sie kreieren Wortkonstruktionen, die wie Kriegsvorbereitungen klingen, darunter die Workflow Management Coalition und die Network Admission Control Cooperation.
“IT is the future”, sagte Bitkom-Chef Willi Berchthold, ein Deutscher übrigens, auf einer CeBIT-Veranstaltung. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringen wird. Der Besucher kann eventuell jetzt schon mal in einen “Planungsprozess” einsteigen und versuchen, “strategisch und operativ eine Harmonisierung zu erreichen”, die ihn für das nächste Jahr rüstet. Wichtig wäre, die eigenen Ressourcen zu optimieren. Man will ja mitreden, oder besser, effektiv kommunizieren können, mit höchstmöglicher Performance und geringstem Aufwand. Das spart Zeit und die braucht man, um neue Abkürzungen und Begriffe zu lernen. MfG.