Internet-Telefonie kommt aufs Handy
Auf dem TK-Markt zeichnet sich ein Brückenschlag zwischen Internet-Telefonie und Mobilfunk ab. Für das Festnetz brechen harte Zeiten an.
Während Branchenbeobachter noch diskutieren, ob VoIP (Voice Over IP) den Durchbruch bereits geschafft hat oder dieser zumindest unmittelbar bevorsteht, setzt die Technologie zum Sprung auf den Mobilfunkmarkt an. So hat ein norwegisches Start-up auf der Fachmesse CommunicAsia ein Produkt angekündigt, das Mobilfunk-Kunden weltweit Zugang zum VoIP-Dienst ‘Skype’ ermöglichen soll. Auch der Telekom-Konkurrent BT rechnet damit, dass sich die Internet-Technologie im Mobilbereich durchsetzen wird.
Der Markt steuere auf einen “Kampf zwischen Mobilfunk und Festnetz” zu, sagte der BT-Deutschlandchef Jan Geldmacher der Berliner Zeitung. Im Mittelpunkt würde dabei die Internet-Technologie als Transportmedium für die Sprachkommunikation stehen. “Wenn man sich rechtzeitig darauf einstellt, kann eine Firma daraus nutzen ziehen”, so Geldmacher.
Vor diesem Hintergrund stellte BT – hervorgegangen aus dem mittlerweile aufgespaltenen Telefon-Monopolisten British Telecommunications – diese Woche sein erstes Konvergenztelefon vor, das Festnetz und Mobilfunk kombiniert. Das Projekt, das bisher den Codenamen ‘Bluephone’ hatte, kommt nun mit der offiziellen Bezeichnung ‘BT Fusion’ auf den Markt. Dafür wird ein so genannter ‘BT Hub’ in der Wohnung installiert – mit Hilfe von Bluetooth funktioniert dadurch das BT Fusion im Haus als Festnetzgerät. Außerhalb der Reichweite der Basisstation bucht sich das Telefon wie bisher in ein Handynetz ein.
Hintergrund der Initiative von BT ist das geplante Projekt ’21th Century Network’. Das zehn Milliarden Pfund schwere Programm sieht vor, in den nächsten Jahren das Telefonnetz auf das Internet-Protokoll umzustellen. 2010 sollen die traditionellen Schaltkreise in Großbritannien komplett abgeschafft werden. “Am Ende des Jahrzehnts werden wir den Stecker rausziehen und etwas beenden, was über ein Jahrhundert lang unser Geschäft war”, so BT-Vorstand Paul Reynolds.
Ohne Frage hat sich die Internet-Telefonie inzwischen zum Schlüsselthema der Telekommunikationsbranche entwickelt, da sie neuen Anbietern einen vergleichsweise leichten Einstieg in den Telefonmarkt ermöglicht. So tüftelt auch der kanadische Hersteller Research in Motion (RIM) derzeit mit Hochdruck auf mehreren VoIP-Baustellen. Die Macher des E-Mail-Push-Dienstes ‘Blackberry’ kündigten jetzt eine Zusammenarbeit mit dem Telekommunikationskonzern Avaya an. Dabei sollen drahtlose VoIP-Kapazitäten in die Blackberry-Plattform integriert werden.
Derzeit testen die beiden Unternehmen nach eigenen Angaben die Interoperabilität zwischen Avayas ‘Converged Communications Server’ und dem WLAN-basierten Blackberry-Modell 7270. Erste Ergebnisse werden in dieser Woche auf der Avaya-Anwenderkonferenz in Seattle vorgestellt. Dank der Zusammenarbeit könnten Firmenmitarbeiter künftig vertraute Features der Internet-Telefonie anwenden, unabhängig davon, wo im Unternehmen sie sich gerade befinden. Wann das konvergente Angebot auf den Markt kommen soll, steht noch nicht fest.
Bereits im Februar hatte RIM eine Verkaufs- und Marketingvereinbarung mit dem Netzwerkhersteller 3Com geschlossen. Mit dem ‘IP-Mobility-Modul’ bieten die beiden Unternehmen eine Komplettlösung für die drahtlose Mobilkommunikation in Firmennetzwerken an. Dabei wird das Blackberry-Handheld von RIM mit der VCX-Telefonie-Plattform, den Wireless Switches und den Acces Points von 3Com kombiniert.
Solche und ähnliche Entwicklungen sorgen derzeit für einen regelrechten Regen neuer VoIP-Produkte – besonders sticht das norwegische Unternehmen IPdrum hervor. Dessen Produkt ‘Mobile Skype Cable’ verbindet Skype über das Mobiltelefon-Netzwerk mit dem Handy und soll so weltweite Handytelefonate zum Ortstarif ermöglichen.
“Skype-Anwender müssen heute direkt vor ihrem PC sitzen oder ein spezielles drahtloses Telefon kaufen, das nur wenige Meter vom PC entfernt eingesetzt werden kann”, so IPdrum-CEO Kjetil Mathisen. Das Mobile Skype Cable ist nach seinen Worten weder auf spezielle Telefone noch auf besondere Hotspots oder Bereiche eingeschränkt. Die Technologie ist zum Patent angemeldet und soll im August kommenden Jahres auf den Markt kommen.
“Diese Technologiekombination wird das Mobiltelefonnetz, so wie wir es heute kennen, verändern und die Mobilbetreiber zwingen, ihre internationale Gebührenstrategie zu überdenken”, so der Gründer von IPdrum, Jerry Pettersson. “Genauso wie Skype die Festnetz-Landschaft verändert hat, wird das IPdrum Mobile Cable das gesamte Kommunikationsnetzwerk noch weitgehender revolutionieren.”