Verzweifelt gesucht: Experten für Prozessmanagement
Je mehr IT ein fester Bestandteil von Geschäftsprozessen wird, desto deutlicher wird die Wissenslücke in Sachen IT-gestütztes Prozessmanagement
Das Münchner Beratungshaus Dr. Schniz ist ein Anbieter von Kursen speziell für das IT-Prozessmanagement. In zweitägigen Seminaren lernen die Teilnehmer Ziele, Nutzen, Vorgehensweisen und Methodik kennen. “Wir bringen den Absolventen auch bei, wie sie analysieren, dokumentieren, Ergebnisse kommunizieren und Prozesse am Leben halten”, verspricht Firmenchef Karl Schniz.
Ergänzt wird die Theorie durch ein computergestütztes Planspiel über die Gestaltung und Veränderungen der Abläufe, in dem in der Gruppe trainiert wird. Dabei wird auf die Ursache-Wirkung-Beziehung zwischen Prozessen besonderer Wert gelegt, weniger auf die feine Analyse einzelner Vorgänge. “Die Feinarbeit ist Handwerk und kann auch aus guten Büchern erlernt werden”, begründet Schniz.
Der eigene Tellerrand als größte Hürde
Gute Prozessmanager würden sich über zahlreiche Projekte in möglichst vielen Fachbereichen entwickeln, ist er überzeugt. Von außen könne ein Methodenbeitrag nur teilweise erfolgen. “Wer ordentliches Prozessmanagement betreiben will, braucht langjährige Erfahrung innerhalb des Unternehmens”, stellt Dr. Schniz klar.
“Prozessmanagement ist bereichsübergreifend”, sagt Wolfgang Wadlinger. Er ist Manager beim Dienstleister Process-Consulting, einem Unternehmen, das bei der Optimierung von Prozessen berät. Process-Consulting bildet für seine Kunden auch die Mitarbeiter aus, die sich künftig um das Thema kümmern sollen. Bereichsübergreifend zu denken, sei die größte Hürde im Prozessmanagement, hat er in zahlreichen Projekten festgestellt. Fast ebenso schwierig sei der Umgang mit der Tatsache, dass Prozessmanagement zwischen Haupt- und Teilprozessen unterscheidet.
“Viele Mitarbeiter gehen zunächst viel zu sehr ins Detail und verlieren dabei die obere Ebene aus dem Blickfeld”, mahnt er Anfänger an. Unverzichtbar sei stattdessen der Top-Down-Ansatz, darüber ist er einer Meinung mit Schniz. Wadlinger ist übrigens auch Wirtschaftsingenieur. “Das Studium ist genau so breit gefächert wie das Thema Prozessmanagement selbst”, ist er überzeugt. Deshalb würden sich Leute mit einem breiten Studium besser für den Job eignen, als Spezialisten wie Informatiker etwa.
Fortbildungsmöglichkeiten finden Computerspezialisten beispielweise auch beim Seminaranbieter CMT. In zweitägigen Kursen, Ende Juli und Anfang August, wird Basiswissen in Sachen Prozessmanagement vermittelt. Die Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement (DGQ) legt in ihren ebenfalls zweitägigen Seminaren den Schwerpunkt auf Software-Prozess-Management. Bei der Deutschen Informatik Akademie (DIA) geht es Ende Juni um Prozessverbesserung, Mitte Oktober steht IT-Service-Management im Mittelpunkt eines Seminars.