Prozesswissen ist zurzeit gefragt wie noch nie. Das Thema geht wie ein Lauffeuer durch die Unternehmen. Nur sind Experten zu dem Thema rar gesät. Weil es keine speziellen Ausbildungsberufe oder gar Studiengänge zum Thema gibt, bleibt den Unternehmen nichts anderes übrig, als ausgewähltes eigenes Personal intern oder extern zu schulen. Doch die eigenen Leute scheinen ohnehin besser für Prozessmanagement geeignet zu sein.
Grundsätzlich kann professionelles Prozessmanagement in der IT nur jemand betreiben, der analytisches Denkvermögen besitzt und das Unternehmen gut kennt. Letzteres hat seinen guten Grund: Prozesse sollten bereichsübergreifend organisiert werden, losgelöst von hierarchischen Strukturen. Ob nun zuerst die IT oder als erstes die Prozesse geregelt werden sollten, ist wie die Frage nach der Henne oder dem Ei.
“Die IT haben wir schon lange, und auch Prozessmanagement ist als Disziplin nicht mehr ganz neu”, sagt Werner Bednarsch, Leiter der Abteilung IT-Prozess-, Qualitäts- und Zielmanagement bei der BMW Group in München. Bislang fehle allerdings meist die Beschreibung der Abläufe. Bei dem Automobilbauer kümmern sich drei Mitarbeiter seit geraumer Zeit darum, diese zu erstellen.
Eine der Mitarbeiterinnen von Werner Bednarsch ist Heidi Hasenkopf. Sie hat Wirtschaftsingenieurwesen studiert, besitzt dadurch sowohl betriebswirtschaftliches als auch technisches Know-how und kann beides fachlich miteinander verknüpfen. Der Blick über den Tellerrand hinaus sei im Prozessmanagement ganz wichtig, weiß sie aus praktischer Erfahrung.
Die drei Mitarbeiter der Gruppe Prozessmanagement haben das IT-Qualitätsmanagement bei BMW mit aufgebaut und im zweiten Schritt ein qualitätsorientiertes IT-Prozessmanagement entwickelt. Die theoretischen Grundlagen dafür sind beispielsweise in ISO-Normen definiert. BMW-Mitarbeiter werden in Sachen Prozessmanagement in Kongressen und Trainings fortgebildet. Eckpfeiler sind dabei externe Standards wie ITIL und Cobit. Die Information Technology Infrastructure Libary (ITIL) etwa beschreibt prozessbasierte Best Practices, um IT-Dienste zu verwalten.
Prozessoptimierung hat hohe Priorität
“Service Management ist aber nur eine Facette des Prozessmanagements”, so Hasenkopf. Solution Management eine andere. “Wir wollen die IT besser steuerbar und leichter lenkbar machen, einen höhern Kundennutzen erzielen und selbstverständlich auch die Kosten reduzieren”, zählt ihr Chef, Werner Bednarsch, als Gründe auf, nach denen BMW Prozessmanagement betreibt.
Den Münchnern geht es um Effektivität und Effizienz, wie wohl vielen anderen Unternehmen hierzulande auch. Nach einer Umfrage von Gartner unter deutschen Unternehmen steht die Prozessoptimierung mit einem Anteil von fast 30 Prozent ganz oben auf der Einkaufsliste der IT-Dienstleistungen für das Jahr 2006. Von ihren CRM-Dienstleistern erwarten die Kunden ein breitgefächertes Prozesswissen, um im Markt bestehen zu können. Das ist das Ergebnis einer IDC-Umfrage unter 100 Unternehmen in Deutschland, die im Februar durchgeführt wurde. Dafür braucht es allerdings Spezialisten – auf Seiten der Dienstleister und in den Unternehmen selbst. Anbieter von Fortbildungen für Prozessmanagement werden in nächster Zeit wohl mit ausgebuchten Seminaren rechnen können.
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