Der deutsche Markt für Application Management (AM) wächst rasant und macht mittlerweile herkömmlichen Service-Angeboten aus dem klassischen Projektgeschäft ernst zu nehmende Konkurrenz. Das hat das Marktforschungsunternehmen Pierre Audoin Consultants (PAC) in einer aktuellen Studie ermittelt. Kerngedanke des AM ist es, die Betreuung und Weiterentwicklung von Anwendungen zu fest definierten Konditionen längerfristig in die Verantwortung eines externen Partners zu übergeben.
Nach der Studie wird der deutsche AM-Markt mit einer durchschnittlichen Rate von 18 Prozent auf knapp 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2008 wachsen. Das sei um so überraschender, als AM zwischen 1998 und 2000 in Deutschland als so gut wie nicht existent galt, so PAC. Damals hätten sich die Anwender auf die Jahrtausendwende und den E-Business-Hype konzentriert. Nur eine geringe Anzahl von AM-Services sei innerhalb komplexer Outsourcing-Verträge geliefert worden.
Ab 2000 sei dann Dynamik in den AM-Markt gekommen: Nach erfolgreich umgesetzten Implementierungs-Projekten hätten IT-Dienstleister damit begonnen, die Anwendungslandschaften sukzessive zu übernehmen. Zahlreiche Anbieter seien für spezielle Teilaufgaben mit ins Boot geholt worden. Der Hauptgrund, die Anwendungen extern betreuen zu lassen, habe damals in der Entlastung der eigenen Mitarbeiter gelegen.
Nach dem Platzen des “E-Bubble” seien die IT-Abteilungen ab 2003 einem zunehmenden Kostendruck sowie vermehrten Rationalisierungsvorhaben ausgesetzt gewesen. Die IT-Unternehmen hätten sich nun konsolidiert, indem sie die Anwendungen mitsamt den dazugehörigen Mitabeitern auslagerten.
So konnten die Unternehmen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, sagt PAC-Berater Stephan Kaiser. “Zum einen verschlankte sich der Overhead, zum anderen wurden die Kostenstrukturen in den IT-Abteilungen variabler.” Allmählich sei der Trend auch mehr hin zu ‘Single-Sourcing’ gegangen. Die Unternehmen hätten vermehrt auf Anbieter gesetzt, die die gesamte auszulagernde Anwendungslandschaft betreuen konnten.
Bezogen auf die Preismodelle der Anbieter habe das bedeutet, dass die Fixpreis-Elemente zugunsten flexibler, nutzungsabhängiger Komponenten abgebaut wurden. Damit habe die ‘On-Demand-Welt’ Einzug in die Preisgestaltung gehalten. Gleichzeitig sei die Nachfrage nach Modellen gestiegen, bei denen nur das bezahlt werde, was der Kunden auch tatsächlich nutzt.
Jetzt entdeckten immer mehr Anwender und Anbieter die Vorteile des Application Management und verschiedene Angebote seien auf dem Markt. Klassische Outsourcer wie IBM, Siemens Business Services oder T-Systems betrachteten AM dabei oftmals als ein Teil eines umfassenden Outsourcing-Vertrages. Für diese Anbieter eröffne sich eine Wachstumsperspektive, wenn sie die bestehenden Kundenbeziehungen um die Komponente einer langfristig angelegten Anwendungsbetreuung erweiterten.
Perspektive habe jedoch auch ein dediziertes AM-Angebot. Capgemini und Unilog seien die Vorreiter in diesem Teilsegment, dem so genannten ‘Stand-alone Application Management’. Die anderen Anbieter zögen schrittweise nach – mittlerweile biete fast jeder große IT-Dienstleister AM-Services an. “Gerade für die projektorientierten Systemintegratoren bildet ‘Stand-alone Application Management’ eine sinnvolle Ergänzung zum angebotenen Portfolio”, so Kaiser.
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