Der nach Umsätzen größte IT-Dienstleister weltweit, Electronic Data Systems (EDS), hat wieder einen Großauftrag an Land gezogen. Die Briten vertrauen dem Anbieter von Outsourcing- und anderen IT-Leistungen ihre Kommunikationsnetze im Verteidigungsministerium an. Bei diesem milliardenschweren Auftrag wollen die Services-Anbieter weniger Schwierigkeiten zulassen, als beim ebenso umfangreichen Umbau der Computersysteme für die US-Navy.
Für 4 Milliarden Dollar Volumen soll die erste Phase des Umbaus in den Netzwerken über die Bühne gehen. Und die Briten sagten jetzt, sie verhandelten derzeit die Modalitäten für diese erste Baustufe exklusiv mit EDS und deren Partnern. Geht das gut, so könnte der Konzern die gesamte Laufzeit des Projektes stemmen dürfen. Das hieße dann, die Netz-Modernisierung komplett abzuschließen und zu übergeben – und zwar für ein Volumen von etwa 7,7 Milliarden Dollar.
Die Briten wollen ihre gesamten Anbindungen für insgesamt 340.000 Militärfachkräfte angleichen, so dass diese koordiniert, unterbrechungsfrei und durchgängig kommunizieren können – vom Schiff zum Flugzeug zu den Bodeneinheiten zum LKW und umgekehrt. Außerdem soll der Zugriff auf die Bestände für sämtliche Militärbereiche vereinfacht und zugleich abgesichert werden. Auch die Zahlungssysteme für die Bezüge der Soldaten sollen damit generalüberholt werden, heißt es.
EDS ist laut Managern der Firma besonders stolz darauf den Zuschlag bekommen zu haben, weil die letzte Erfahrung in einem Militärprojekt nicht so gut verlaufen war. Kunde und Anbieter mussten den milliardenschweren Vertrag über eine Portallösung für die US-Navy des öfteren nachbessern, die Beteiligten wechselten schließlich einzelne der Spieler im Projektgeschäft aus, schrieb die US-Presse. EDS war Insidern zufolge mehrmals knapp an einem Verlust des Auftrags vorbeigeschrammt. So erwarteten Analysten jetzt im Vorfeld, dass die Briten die Lehre aus den Erfahrungen im Pentagon ziehen und sich für einen der zahlreichen Rivalen von EDS entscheiden würden: IBM Global Services zum Beispiel, oder CSC.
Der Vertrag mit der Navy ist bei der Ausschreibung im Jahr 2000 sogar mit 9 Milliarden Dollar beziffert worden und EDS hat beträchtliche Zusatzzahlungen leisten müssen, weil die Planung immer wieder umgeworfen werden musste. Die Branche mutmaßt, dass sich die Abschreibungen für EDS auf etwa 1 Milliarde Dollar belaufen. Bis 2006 haben EDS, die Technik-Partner von EDS und der Kunde noch Zeit, sich in der Praxis zu einigen und etwas Stabiles auf die Beine zu stellen, dann läuft der Vertrag aus.
Bei den Briten soll es gar nicht so weit kommen, meinen die Manager des Dienstleisters. Sie reden sehen den Vertrag als einen Meilenstein für die gesamte Firma. Den Vertrauensvorschuss des Verteidigungsministeriums müssen die Services-Fachkräfte schließlich erst mal erfüllen. Doch EDS hat nach Aussage von CEO Michael Jordan vorgesorgt: 18 Monate Due Diligence seien den Verhandlungen vorausgegangen, um mit den Lösungen den Kundenbedürfnissen möglichst nahe zu kommen und vor allem, um die Bedingungen vor Ort richtig einzuschätzen.
Das scheint schließlich bei der Navy das Problem gewesen zu sein, lässt eine Aussage von Unternehmenssprechern in den USA vermuten. Sie verweisen darauf, dass die Infrastruktur beim britischen Verteidigungsministerium viel moderner sei als bei der Navy. Während die Navy sich mit 8000 Legacy-Anwendungen – hier steht dies wohl beschönigend für IT-Dinosaurier – zu kämpfen hatte, hätten die Briten nur 500 solche Altsysteme, die EDS gewissermaßen aus der Wand reißen muss. Doch ein Gutes hatte das teure Navy-Projekt, lässt ein in der Presse nicht namentlich genannter Sprecher durchblicken. “Wir haben für Projekte in diesen Ausmaßen viele außergewöhnliche Einblicke gewonnen”, sagt er.
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