“Für IBM ist es von großem Interesse, dass Mitarbeiter oder auch Kunden die Kommunikationsform nutzen, um Informationen und Ideen auszutauschen.” Diesen Aufruf zum Bloggen hat Big Blue an seine Mannschaft ausgesendet.
Mit Namen sollen die Mitarbeiter in Web Logs, kurz Blogs, schreiben. Es soll klar herauskommen, dass sie ihre Meinung zu IBM oder IBM betreffende Themen haben und nicht im Namen der Firma posten, heißt es in den ‘IBM Blogging Policies and Guidelines’, die das Unternehmen seinen Mitarbeitern jetzt übermittelt hat. Die Idee soll den Austausch verbessern, weniger zwischen den IBM-Mitarbeitern untereinander (“Die Blogs dienen nicht der internen Kommunikation”), sondern zwischen Menschen mit vergleichbaren Interessensgebieten wie Partner oder Kunden. Eine Regel lautet aber: “Schreibe nur Partner, Kunden oder Zulieferer an, die ihre Zustimmung gegeben haben.”
Der Katalog gibt weitere Regeln vor wie “Benutze einen Disclaimer” (Die Statements sind meine eigene Meinung und können von der Ansicht IBMs abweichen) oder “Sei der erste, der eigene Fehler zugibt und korrigiert”. Schon fast Knigge-ähnlich leitet Big Blue die Mitarbeiter durch die Verbote und Erlaubnisse, aber immer darauf bedacht, dass der Blogger sich zu erkennen gibt, in der Ich-Form schreibt und höflich bleibt. Zu groß scheint dann doch die Gefahr, mit ungezogenen IBM-Bloggern in einen Topf geworfen zu werden.
Als innovativer Konzern sei man jedoch schon immer darauf bedacht gewesen, den Kollegen neue Techniken nahe zu bringen, heißt es in dem Richtlinienpaket. “1997, als alle den Internetzugang begrenzten, forderte IBM seine Leute auf: Geht raus ins Web.” Sich unter die Blogger zu mischen sei da eine nur logische Konsequenz.
Wer aber Blogs als neue Informationsquelle per se sieht, den bremst unterdessen eine Studie des ‘Pew Internet & American Life Projects’. Danach ersetzen die ‘Online-Tagebücher’ und Foren nicht traditionelle Medien wie das Fernsehen oder Print. Die Forscher hatten sich während des Präsidentschaftswahlkampfes in den USA 40 Blogs und Foren sowie Zeitungen und TV-Stationen vorgenommen. Im Ergebnis mache es keinen Sinn, sich ausschließlich auf durchaus schnelle und aktuelle Blogs zu stürzen, um auf der Höhe der Nachrichtenlage zu sein.
“Manchmal machen Blogger ein Fass auf bei Themen, die andere Medien wenig oder überhaupt nicht interessieren”, heißt es. Umgekehrt sei es genauso. Beispielsweise hatte die Bush-Wahlkampagne ein großes Augenmerk auf ein Videoband von Osama bin Laden gelegt – bei den Bloggern war das so gut wie nie erwähnt worden. Vor allem die Macht politischer Blogger komme und gehe, abhängig von den verfügbaren Informationen und davon, was andere an News brächten.
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